Immer montags ist Obst- und Gemüsetag in der Grundschule Neuenkirchen. Jeder der zehn Klassen erhält eine Kiste mit der gesunden Kost, die ein Biohof aus Dörverden liefert. Die Bildungseinrichtung ist eine von mehr als 2600 Schulen und Kindertagesstätten in Niedersachsen, die sich am EU-Schulprogramm beteiligen. Kostenlos verteiltes Obst, Gemüse und Milch soll Kindern eine gesunde und ausgewogene Ernährung schmackhaft machen.
Ortswechsel: morgens in Berne. Es ist Frühstückspause an der Verlässlichen Grundschule (VGS) Ganspe. Eine Gruppe von Kindern und Lehrern sitzt zusammen und schnippelt konzentriert Obst und Gemüse. Äpfel, Birnen, Gurken und saisonal auch Mandarinen oder Melonen. Die Schule sei seit Jahren dabei und würde sich immer wieder aufs Neue bewerben, sagt Schulsekretärin Karin Uhlhorn. Auch die Kinder seien begeistert. „Die Schüler lieben das Angebot."
Gesunder Snack für 360.000 Kinder
Die Beliebtheit des EU-Programms schlägt sich in Zahlen nieder: Das EU-Schulprogramm erreicht in Niedersachsen im Schuljahr 2025/26 nach Angaben des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz insgesamt über 360.000 Kinder an 1578 Schulen und 1031 Kindertagesstätten (Kitas). Das seien 30.000 Kinder mehr als im Schuljahr 2024/25. Die EU und das Land Niedersachsen fördern die gesunde Ernährung im laufenden Schuljahr mit insgesamt rund 7,2 Millionen Euro.
„Eine gesunde, nachhaltige Ernährung von Kindesbeinen an ist sehr wichtig", betont Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte. Das 2017/18 aus der Zusammenführung des Schulobst- und Schulmilchprogramms entstandene EU-Programm richtet sich an Kitas, Grundschulen, Förderschulen und weiterführende Schulen.
Die Obst- und Gemüsesorten variieren je nach Anbieter. Äpfel und Bananen stehen hoch im Kurs, während Kohlrabi weniger Anklang findet. „Tomaten werden supergut angenommen", weiß Karin Uhlhorn. Hendrik Weidner von der Kita Poselino in Schwanewede sieht das verteilte Obst und Gemüse als gesunde Alternative: „Das ist halt besser als Süßigkeiten."
Das Programm kommt nicht nur der Gesundheit der Kinder zugute. „Es entlastet auch die Budgets der Sorgeberechtigten“, erklärt Marcus Oberstedt, Erster Gemeinderat der Gemeinde Schwanewede.
Schulen setzen auf regionale Anbieter
Während Schulen oft ihre Lieferanten selbst wählen können, erfolgt die Auswahl für andere kommunale Einrichtungen zentral durch das niedersächsische Ministerium. Verbesserungspotenzial sehen Beteiligte bei der Regionalität und einheitlicheren Ferienregelungen. Manche Schulen wollen bei der regionalen Versorgung nachjustieren. Patricia Ebid von der Dreienkampschule in Schwanewede hofft für das nächst Schuljahr auf einen lokaleren Anbieter: „Wir würden schon gerne Betriebe unterstützen, die noch näher vor Ort sind."
Sie berichtet auch von Lieferausfällen, bedingt durch die unterschiedlichen Ferienzeiten in den Bundesländern. „Wenn irgendwo im Norden Ferien sind, selbst wenn es in Hamburg ist, gibt es keine Lieferung." Bei der VGS Ganspe berichten sie von Unterbrechungen, zu denen es bei längeren Ferien in anderen Bundesländern kommen könne.
Das Bewerbungsverfahren erfordert jährliche Neuanträge. „Wir haben jedes Mal Glück gehabt, dass wir immer wieder aufgenommen wurden", berichtet Karin Uhlhorn von der VGS Ganspe. Für die Schule ist die Teilnahme selbstverständlich geworden. Die gemeinsame Frühstückspause mit frischem Obst ist unverzichtbarer Bestandteil des Schulalltags. Dort wollen sie auch in den kommenden Schuljahren weiter frisches Obst und Gemüse als gesunden Snack schnippeln.