Ein eigenes Autokennzeichen für die Gemeinde Schwanewede? Diese Idee hatte Ralf Bochert, Professor für Tourismusmanagement an der Hochschule Heilbronn.
Warum setzt sich eine süddeutsche Hochschule für ein eigenes Kennzeichen in Schwanewede ein?
Die Hochschule Heilbronn schlägt vor: 320 Städte und Gemeinden, die mindestens 20.000 Einwohnern haben, sollen eine eigene Kfz-Ortskennung beantragen können. Unter den genannten Orten ist auch die Gemeinde Schwanewede, die im Vorschlag der Hochschule das Kennzeichen SWW bekommt.
Ziel der Aktion ist es, kleinere Kommunen – kostenfrei und unbürokratisch – bekannter zu machen. Sagt Bochert, der außerdem davon überzeugt ist, dass die Politik damit dem Wunsch vieler Bürger nach mehr lokaler Verortung über die Nummernschilder folgt.
Was hält die Bürgermeisterin von dem Vorschlag?
"Wir sind uns mit dem Landkreis und den anderen Gemeinden in Osterholz einig, dass unsere Orte kein eigenes Kennzeichen brauchen", sagt Schwanewedes Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrmann. Der Nutzen erschließe sich ihr nicht besonders. Im Gegenteil: "Wenn jede Kommune damit anfängt, haben wir eine zu starke Aufsplitterung. Auch die Buchstabenkombinationen für die Ortskennung sind ja endlich."
Was sagt der Landkreis?
Der Landkreis Osterholz, der für die Zulassung von Autokennzeichen zuständig ist, spricht sich weiterhin für das einheitliche Kennzeichen OHZ aus. Das teilte Pressesprecherin Sabine Schäfer mit, die hinzufügt: Der Landkreis befürchtet, dass neue Kennzeichen für alle Gemeinden ab 20.000 Einwohnern für das regionale Marketing und einer gemeinsamen Identität aller Menschen in Osterholz kontraproduktiv sind. "Die Wahrscheinlichkeit, dass Außenstehende eine Buchstabenkombination auf Anhieb einer bestimmten Stadt oder Gemeinde zuordnen können, wird geringer", heißt es weiter.
Wie würde Schwanewede ein eigenes Kennzeichen erhalten?
Auf zwei Wegen könnten Gemeinden wie Schwanewede ein eigenes Kennzeichen bekommen. Erstens: Bisher können die Bundesländer zusätzliche Ortskennungen für einen Bezirk beim Bund beantragen, wenn alle möglichen Kennzeichenkombinationen an Autofahrer vergeben wurden. "Die unbürokratischere (aber unwahrscheinlichere) Variante wäre eine wenig strenge Interpretation des 'Verbrauchs verfügbarer Kennzeichenkombinationen' durch das Bundesverkehrsministerium", erläutert die Hochschule Heilbronn.
Zweitens: Die Fahrzeugzulassungsverordnung muss geändert werden, was nur die Bundesländer beantragen können. Nach dem Beschluss einer Konferenz der Verkehrsminister müsste noch der Bundesrat zustimmen.
Sind die Voraussetzungen im Bund gegeben, kann Schwanewede nach einem Gemeinderatsbeschluss ein eigenes Kennzeichen beim Kreistag beantragen, der dies über das Land schließlich an den Bund weiterleitet. Schlussendlich entscheidet immer noch jeder Autofahrer, ob er sein Kennzeichen ändern will.
Drohen Verwaltungsaufwand und Kosten?
Da das Antragsverfahren ziemlich kompliziert ist, rechnet der Landkreis mit einem hohen Verwaltungsaufwand. Und zwar auch in der Kreisverwaltung, wo sich das Verfahren bei der Kfz-Zulassungsstelle ändere.
Der Landkreis widerspricht außerdem der Hochschule, dass die neuen Ortsmarken nichts kosten. So müsse ein Zulassungsprogramm vom Hersteller geändert werden. Zudem würden mehr Anträge für ein neues Kennzeichen eingehen. "Die Personal- und Sachkosten wären vermutlich nur teilweise von den zu zahlenden Gebühren gedeckt", erklärt Schäfer.

Josef Franke hält nicht viel von einem eigenen Kennzeichen für Schwanewede.
Was sagen die Menschen in Schwanewede?
"Ich brauche nicht unbedingt ein eigenes Kennzeichen", sagt Josef Franke. Inga Duckstein teilte mit: "Schlecht ist es nicht. Aber es ist jetzt auch nicht so, dass ich sage, ich muss jetzt unbedingt ein Schwanewede-Kennzeichen haben. Weil Schwanewede so ja kaum einer kennt." Auch andere Personen äußern sich größtenteils gleichgültig oder negativ.

Inga Duckstein steht einem Schwanewede-Kennzeichen gleichgültig gegenüber.