Der Standort-Übungsplatz in Schwanewede wird nicht geschlossen. Die Bundeswehr wird einen Teil des Geländes weiterhin nutzen. Vertreter des Bundesverteidigungsministeriums und der Bundeswehr haben die Gemeinde darüber am Montag in einer nicht-öffentlichen Sitzung des Verwaltungsausschusses informiert. In Schwanewede bangen sie nun, ob sich die Nachnutzung des benachbarten Geländes der ehemaligen Lützow-Kaserne wie geplant durchführen lässt.
Das Verteidigungsministerium hatte in der Vergangenheit gegenüber der Gemeinde mehrfach die Absicht geäußert, den Übungsplatz schließen zu wollen. Die Frage war bislang nur, wann. Zuletzt hatte das Ministerium im Februar vergangenen Jahres eine Schließung bis Ende 2024 in Aussicht gestellt. Nun ist nicht mehr von einer Schließung, sondern von einer Verkleinerung der genutzten Fläche die Rede.
Fahrschulbahn wird gebraucht
"Wir wollen die Nutzung schnellstmöglich räumlich und damit auch in der Intensität reduzieren", so formulierte es Alexander Götz am Dienstag in einem Pressegespräch. Er leitet die Abteilung Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen im Verteidigungsministerium. Ein Fünftel der Fläche des 470 Hektar großen Übungsplatzes wird Götz zufolge zukünftig weiterhin gebraucht. Konkret geht es um zwei Teilflächen: Die Fahrschul-Geländebahn nördlich der Straße An der Kaserne, die auf unbestimmte Zeit weiter genutzt werden soll, und eine südlich davon gelegene Teilfläche, wo Schießbetrieb mit Manövermunition stattfindet.

Alexander Götz
Auf der Fahrschulbahn lässt die Logistikschule der Bundeswehr in Garlstedt Soldaten das Fahren mit schweren Lkws durch schwieriges Gelände üben. Und diese Bahn wird derzeit vor dem Hintergrund der veränderten Bedrohungslage in Europa mehr denn je gebraucht, wie Götz und Holger Draber, der Kommandeur der Logistikschule, erläuterten. Die Transportkräfte der Bundeswehr seien inzwischen auf die Landes- und Bündnisverteidigung umgestellt worden, erklärte Draber. Er verwies auf die geplante Verlegung einer Nato-Brigade an die Bündnisgrenze in Litauen. Es gebe einen zunehmenden Bedarf an Soldaten, die Bundeswehr-Fahrzeuge sicher durch schweres und mittelschweres Gelände steuern können. Die Übungsbahn in Schwanewede sei mit ihrem Berg- und Talprofil, ihren Kurven und Engstellen ideal für die Ausbildung von Kraftfahrern. Hier könne unter realitätsnahen Bedingungen für den Einsatz beispielsweise in Waldgebieten in Litauen geübt werden. "Eine Bahn mit einer solchen Topografie gibt es im weiteren Umkreis nicht", so Alexander Götz.
Alternativen geprüft
Als Alternative zur Weiternutzung des Übungsplatzes in Schwanewede sind laut Götz und Draber auch andere Standortplätze in der näheren Umgebung geprüft, aber verworfen worden. Dort gebe es kaum vergleichbare Möglichkeiten, die Plätze seien zumeist kleiner und zudem ausgelastet. Auch auf dem Truppenübungsplatz in Munster-Bergen gibt es laut Draber keine freien Kapazitäten mehr für die Fahrschulausbildung.

Holger Draber
Für die künftige Nutzung des Standort-Übungsplatzes ist laut Götz ein Drei-Stufen-Plan vorgesehen. Im Bereich südlich der Straße An der Kaserne sollen eine Teilfläche im Westen und eine im Osten, die an das ehemalige Kasernengelände grenzt, bis Ende dieses Jahres von der Bundeswehr aufgegeben werden. Die dann nicht mehr genutzten Flächen sollen als Lärmpuffer für eine dazwischen liegende Fläche dienen, die zunächst ebenfalls weiter genutzt wird. Die Bundeswehr führt hier Infanterieausbildung durch, es wird mit Handfeuerwaffen und Platzpatronen geschossen. "Wir wollen diesen Geländeteil aber zeitnah abgeben und suchen derzeit Ersatzflächen", erklärte Alexander Götz. Bleibt die Nutzung der Fahrschulbahn im Norden. "Zur Dauer der Nutzung können wir noch keine Angaben machen", sagte Alexander Götz.
Sorgen in Schwanewede
Bei der Gemeinde Schwanewede sind sie über die neuen Pläne des Ministeriums alles andere als glücklich. Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrmann machte aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl. "Wir hätten uns ein anderes Vorgehen gewünscht." Die Gemeinde habe sich auf die wiederholten Beteuerungen des Ministeriums, den Übungsplatz komplett schließen zu wollen, verlassen. Die neue Entwicklung kommt laut Jantz-Herrmann zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Die Gemeinde sei gerade dabei, eine Gesellschaft zur Entwicklung des Kasernengeländes zu gründen, wo unter anderem 500 Wohneinheiten geplant sind. Das sei nun erstmal aufgeschoben. Auch die Bauleitplanung sollte begonnen werden. "In diesem Jahr sollte auf dem Gelände eigentlich schon etwas sichtbar werden." Neben Lärm durch den Fahrschulbetrieb sehen sie in Schwanewede insbesondere die zunächst geplante Weiternutzung der südlichen Fläche mit Schießbetrieb mit Sorge. "Das verträgt sich nicht mit unseren Plänen", so Jantz-Herrmann. Die Gemeinde befürchtet, dass die geplante Wohnbebauung auf dem Kasernengelände am Schießlärm scheitern könnte. "Für uns stellt sich die Frage, wie wir den Konversionsprozess retten können."
Roland Börger, Präsident des Bundesamts für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, sagte dazu im Pressegespräch: "Wir wollen das Kasernenprojekt nicht gefährden." Man wolle gemeinsam mit der Gemeinde eine Lösung finden, unterstrich auch Alexander Götz. Ziel sei, den südlichen Teilbereich so schnell abzugeben, dass es zu keinem Konflikt mit der Bauleitplanung der Gemeinde komme.