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Bundeswehr wil Gelände in 2021 zurückgeben Das letzte Gefecht in Schwanewede

Die Bundeswehr will den Standortübunggsplatz in Schwanewede voraussichtlich im vierten Quartal 2021 an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zurückgeben.
17.04.2021, 05:00 Uhr
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Von Gabriela Keller

Die Bundeswehr will den Standortübungsplatz in Schwanewede voraussichtlich im vierten Quartal 2021 an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) zurückgeben. Das hat die Gemeinde jetzt auf Nachfrage vom Bundesverteidigungsministerium erfahren. Nach der Auflösung der Kaserne vor sechs Jahren wäre der Standort Schwanewede damit endgültig Geschichte.

Wie Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrmann mitteilt, hält der Bund an seinem Zeitplan für die Verlegung des Übungsbetriebes von Schwanewede nach Garlstedt fest. In seinem Schreiben bestätige das Ministerium, dass die Baumaßnahme zur Anpassung der Geländefahrbahn in Garlstedt planmäßig im Mai 2021 abschlossen sein wird. Nach „Durchführung des bundeswehrinternen Entbehrlichkeitsverfahrens“ werde die Liegenschaft voraussichtlich im vierten Quartal 2021 an die Bima zurückgegeben, heißt es laut Jantz-Herrmann in der Antwort.

Sie habe die Mitteilung des Ministeriums „positiv aufgenommen“, sagt die Bürgermeisterin. Für die künftige Nachnutzung des ehemaligen Kasernengeländes sei es „wichtig, Klarheit zu haben“, wie es mit dem Übungsgelände weitergehe. In der Vergangenheit mussten die Schwaneweder die Erfahrung machen, dass angekündigte Umzugstermine für den Übungsbetrieb von Schwanewede nach Garlstedt wieder zurückgenommen wurden. Die Verlagerung der Panzerfahrschulstrecke nach Garlstedt verzögerte sich mehrfach. Erst war von 2017 die Rede, dann hieß es, 2018 werde es soweit sein. Der Termin wurde auch gekippt. Die Verzögerungen begründete die Bundeswehr mit zeitaufwändigen Prüfungen bei der Suche nach einem geeigneten Standort. Seit nunmehr vier Jahren plant die Bundeswehr auf eine Verlegung für Mai 2021 hin.

Die politischen Reaktionen auf die neuerliche Terminbestätigung und die Ankündigung, dass die Rückgabe des Übungsplatzes an die Bima voraussichtlich im vierten Quartal erfolgten soll, fallen denn auch eher verhalten aus. „Es wäre schön, wenn es so kommt“, meint der SPD-Fraktionsvorsitzende Björn Herrmann. Für die künftige Entwicklung des Kasernengeländes sei es erstmal eine gute Nachricht. Wie berichtet, sehen die Pläne der Gemeinde auf dem Areal unter anderem in größerem Maße Wohnbebauung vor. Dazu passe kein Gefechtslärm und Übungsbetrieb, so Herrmann.

„Das wurde auch Zeit.“ Mit diesen Worten kommentiert Karl-Gerd Brand die jüngsten Informationen aus dem Verteidigungsministerium. Ob das Kapitel Übungsplatz zum Jahresende tatsächlich abgeschlossen sein wird, daran mag der CDU-Fraktionsvorsitzende so recht noch nicht glauben. Nach den Erfahrungen der Vergangenheit sei er, was angekündigte Termine angeht, „sehr vorsichtig geworden“. Ähnlich äußert sich Dörte Gedat von den Grünen. Die geplante Rückgabe noch in diesem Jahr an die Bima begrüße sie, sagt die Fraktionschefin. „Ich glaube es aber erst, wenn es soweit ist.“

Von der endgültigen Auflösung des Standortübungsplatzes versprechen sich die Schwaneweder viel. Im Januar 2016 hatte der Haushaltsauschuss des Bundestages beschlossen, dass der Standortübungsplatz Schwanewede der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) zur Übertragung in das Nationale Naturerbe angeboten werden soll. Die DBU hat die Fläche inzwischen in ihren Pool von Liegenschaften aufgenommen, die langfristig für den Naturschutz gesichert werden sollen. 404 Hektar des Standortübungsgeländes in der Schwaneweder Heide sollen nach Angaben der DBU in den kommenden Jahren als Naturerbefläche geschützt werden.

Von einer „Riesenchance“ spricht Dört Gedat. „Zusammen mit lokalen Akteuren könnte das Gelände weiterentwickelt werden: für den Naturschutz, für die Menschen in Schwanewede und für die Gedenkstättenarbeit.“ Auf dem Übungsplatzgelände befinden sich Stätten ehemaliger Lager, in denen die Nazis Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene für den Bau des U-Boot-Bunkers „Valentin“ in Bremen-Farge untergebracht hatten. Auch ein Großteil eines Geschichtslehrpfads auf den Spuren der Zwangsarbeit verläuft auf dem Übungsgelände. Björn Herrmann engagiert sich in der Gedenkstätte „Baracke Wilhelmine“. Nach seinen Worten laufen bereits Gespräche zwischen den Gedenkstätten vor Ort und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt über eine Einbeziehung der Gedenkstättenarbeit in die Entwicklung der künftigen Naturerbefläche.

„Das Wichtigste ist, das Gelände für die Naherholung der Schwaneweder zugänglich zu machen“, sagt Björn Herrmann. In diesem Ziel sind sich alle Fraktionen einig. Die Grünen denken dabei laut Dörte Gedat auch an einen Radweg, der künftig über das Gelände entlang der ehemaligen Lagerstätten nach Farge führen könnte. „Wir warten jetzt ab, ob der Übungsplatz tatsächlich im Mai geräumt wird. Dann werden wir mit der Bima Kontakt aufnehmen, wie eine Übertragung des Geländes an die Bundestiftung erfolgen kann“, sagt Bürgermeisterin Christina Jantz-Herrmann.

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