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Schwaneweder Beeke Lernen von Fließgewässern

Sie gehen mit dem Kescher im Bach auf Fang. In einem Projekt untersuchen Schüler vier Jahre lang die Schwaneweder Beeke, die in drei Abschnitten renaturiert worden ist. Was sie vor Ort dabei lernen.
22.01.2024, 19:57 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

Noch vor sechs Jahren floss die Schwaneweder Beeke wie ein Kanal mit tiefem Profil durch die Landschaft. Inzwischen sind drei Abschnitte renaturiert. Teilweise hat der Bach ein neues Gewässerbett bekommen, teils macht das Fließgewässer wieder Kurven statt schnurgerade zu fließen. Auch Böschungen wurden abgeflacht und Steine in das Gewässer eingebracht. Alles Maßnahmen, die zur Steigerung der Artenvielfalt führen, aber auch zur Rückhaltung der Fluten bei Hochwasser beitragen sollen.

Im Rahmen der Umweltbildung läuft seit Anfang 2023 ein Langzeitprojekt am Bach. Die BUND-Kreisgruppe und die Biologische Station Osterholz (Bios) kooperieren dabei mit der Waldschule Schwanewede. Vier Jahre, bis 2026, untersuchen Schüler von der siebten bis zur zehnten Klasse die Gewässerorganismen der Schwaneweder Beeke und vergleichen einen naturfernen mit einem naturnahen Abschnitt.

„Wir haben bewusst den langen Zeitraum von vier Jahren angesetzt, in dem Schüler die Ökologie von Fließgewässern selbst untersuchen können, denn viele ökologische Prozesse wie die Renaturierung eines Geestbaches spielen sich in längeren Zeiträumen ab", sagt Bernd Quellmalz vom BUND Bremen.

Keschern im Bach

„Da die Schüler sich über vier Jahre mit dem Gewässer auseinandersetzen, hat dieses Vorhaben einen ganz anderen Charakter als eine eintägige Exkursion. Die Kinder und Jugendlichen befassen sich fächerübergreifend mit dem komplexen Thema und lernen zum Beispiel auch, wie sich der Verlauf der Jahreszeiten auf das Leben im Bach auswirkt.“ Es dauert zum Beispiel bei Kleinlibellen bis in den Sommer, dass die ersten Larven im Bach erscheinen. Manche Großlibellenlarven hingegen brauchen mehrere Jahre zur Entwicklung und sind in allen Jahreszeiten präsent.

„Die Schüler nehmen an einem Termin pro Halbjahr Kescherproben und bestimmen zum Beispiel Kleinkrebse, Insekten oder Fische. Wichtig war uns, dass eine Lehrkraft den gesamten Zeitraum über vier Jahre begleitet“, erkläutert Bernd Quellmalz.

Erfolge der Renaturierung

Jutta Kemmer von der Bios, die maßgeblich an der Renaturierung beteiligt war, zeigt sich beeindruckt von den Besiedlungserfolgen an den naturnahen Abschnitten der Schwaneweder Beeke: „Die Unterschiede in der Tier- und Pflanzenwelt zwischen dem verschlammten, ausgebauten Abschnitt und dem renaturierten sind schon jetzt deutlich erkennbar.

Im sauerstoffarmen Schlamm kann nur eine extrem artenarme Lebensgemeinschaft existieren, während sich im Kies und Sand oder unter Steinen eine hohe Biodiversität, zum Beispiel mit Libellenlarven, Steinfliegen und Köcherfliegen etabliert hat.“ Für die Schüler der Waldschule sei es ein nachhaltiges Erlebnis, mit eigenen Augen diese Entwicklung zu verfolgen.

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„Die Renaturierung der drei Bachabschnitte ist abgeschlossen. Nun warten wir darauf, dass die Gemeinde Schwanewede Maßnahmen in einem weiteren Abschnitt durchführt“, sagt Kemmer. Neben dem Projekt für die Waldschüler gibt es an der Schwaneweder Beeke ein weiteres Projekt für Erwachsene, das die BUND-Ortsgruppe Schwanewede übernommen hat. Es ist Teil eines bundesweiten Programms "Fließgewässer erforschen – gemeinsam Wissen schaffen" (Flow) und wird vom Bundesministerium für Forschung und Bildung gefördert.

In ihm werden mit größerem methodischen Aufwand Daten zum begradigten und renaturierten Abschnitt der Beeke erhoben, wie die Qualität der Gewässerstruktur oder die Pestizidbelastung. Ziel ist, Laien aktiv forschend in die Ökologie heimischer Bäche und kleinerer Flüsse einzubeziehen.

Die Renaturierung an der Schwaneweder Beeke zeigt aber auch, dass man nach Abschluss der Umgestaltung nicht überall die Natur sich selbst überlassen kann: „In einigen Abschnitten müssen wir immer noch Pflegemaßnahmen durchführen, denn dort wachsen die Erlen den Bach zu", sagt Bernd Quellmalz vom BUND.

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