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Per Klick zum Damhirsch-Rücken Jäger vermarktet Wildbret über Waldfleisch-App

Der Neuenkirchener Jäger Harm Mattfeldt vermarktet sein Wildbret über die Waldfleisch-App. Warum er den digitalen Marktplatz nutzt und welche Erfahrungen er gemacht hat.
26.01.2023, 19:00 Uhr
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Von Friedrich-Wilhelm Armbrust/fwa

Sorgfältig schneidet Harm Mattfeldt von der Wildsalami eine Handvoll Scheiben ab. „Die ist aus Damwild, mit ein wenig Wildschwein“, sagt er. „Weil der Wildsalami Chili zugesetzt ist, ist sie aber ein wenig scharf.“  Verarbeiten lässt der Jäger und Landwirt das erlegte Wild nach seinen Worten von der Landschlachterei in Sandstedt/Kreis Cuxhaven. 

In seiner Kühlkammer hält der Neuenkirchener weitere Leckerbissen von Wildbret in Gefrierschränken bereit. Das Wort Wildbret stammt vom mittelhochdeutschen Wort „wildbræt“ ab und bedeutet Fleisch vom Wild. Im Angebot hat Mattfeldt vom Damhirsch Rücken und Schulter ohne Knochen, Oberschale und Gulasch. Vom Wildschwein gibt es bei ihm Rücken und Keule ohne Knochen sowie Gulasch. Außerdem sind Bratwurst und Krakauer zu erstehen. „Im Winter geht am besten die Wildsalami. Im Sommer beziehungsweise während der Grillsaison kaufen die Kunden am liebsten Bratwurst und Krakauer“, berichtet der 42-Jährige.

Mattfeldt leitet den Hegering 3 in der Kreisjägerschaft Osterholz. „Das sind  sechseinhalbtausend Hektar.“ Der Hegering zieht sich von Neuenkirchen über Rade bis nach Harriersand. „Wir haben um die 90 Mitglieder.“ Etwa fünf bis sechs davon verkaufen Wildfleisch. „Bei uns gibt es hier neben Rehwild und Wildschweinen auch Fasan, Hase und Gans.“ Nicht bejagt werde das  Rebhuhn. Das sei eine interne Abmachung der Jägerschaft Niedersachsen.

Jäger nutzt App seit zwei Jahren

Seit knapp zwei Jahren nutzt Harm Mattfeldt zum Vermarkten seines Wildbrets eine Waldfleisch-App, die im Frühjahr 2021 an den Start gegangen ist. Von ihr ist der 42-Jährige begeistert. Auf der App sind Jäger aufgelistet, die Wildfleisch verkaufen. Am 20. März 2021 habe er darüber seinen ersten App-Verkauf durchgeführt, sagt der Landwirt. Vor Corona hätte noch viel an Restaurants geliefert werden können. „Aber die hatten dann ja geschlossen. Die Menschen hatten mehr Zeit, waren experimentierfreudig, wollten kochen und eben Wild essen.“

Öffnen potenzielle Käufer die App, werden sie gefragt, ob der augenblickliche Standort zu nutzen ist. Bei einem Ja-Klick geht ein Fenster auf mit Fotos, die Jagdgerichte zeigen. Unter dem Foto stehen der Name des Jägers oder der Jägerin, die Angebote und die Entfernung vom Standort zum nächsten Anbieter.

Am unteren Bildrand befinden sich fünf goldene Sterne. Werden sie angetippt, geht zum Beispiel bei Mattfeldt ein Fenster mit vier Kästchen auf. Unter der Rubrik Damhirsch zeigt das Kästchen „Rücken ohne Knochen“, ein weiteres „Oberschale“, dann „Gulasch“ und „Schulter ohne Knochen“. Angegeben ist auch der jeweilige Kilopreis. Außerdem gibt es die Kategorien Wildschwein und Gemischt.

Möchte jemand Rücken vom Damhirsch ohne Knochen kaufen, tippt er das Kästchen an. Das nächste Bild zeigt Fotos der Fleischstücke mit der Information, wann sie verpackt worden sind. Wird das Warenkorb-Symbol angetippt, kommt die Übergabeadresse mit der Bitte, einen Übergabetermin zu vereinbaren. Unter der Postleitzahl von Schwanewede 28790 sind neben Mattfeldt noch zwei weitere Anbieter zu finden.

„Das Fleisch stammt eben nicht aus der Massentierhaltung und ist entsprechend gesund“, so der Neuenkirchener. Außerdem nehme der Jäger das Wild in Augenschein und überprüfe, ob das Fleisch zum Verzehr geeignet sei. „Ich habe sogar zwei Vegetarier als Kunden.“ Zudem würden in der App auch Rezepte vorgeschlagen. „Die Menschen mögen Wildfleisch“, ist Harm Mattfeldts Erfahrung. Er selber mag es auch. Sein Lieblingsgericht sei Rehkeule mit Rosenkohl, Rotkohl, Klöße und deftiger Soße.

Angebot von Jahreszeit abhängig

„Das Angebot an frischem Wildbret ist von der Jahreszeit und natürlich auch vom Jagderfolg abhängig“, sagt der Osterholzer Kreisjägermeister Heiko Ehing. Zudem gebe es während der Schonzeit kein frisches Wildfleisch. Im Landkreis Osterholz kann seinen Angaben zufolge Wildbret hauptsächlich von Rehwild, Damwild und Schwarzwild erworben werden. Einige Reviere böten auch Wildfleisch von Hase, Fasan, Wildenten oder Wildgänsen an. Das erlegte Wild werde sofort ausgeweidet und in der Wildkammer heruntergekühlt.

Wildbret sei fettarm und sehr kurzfaserig. „Entsprechend zubereitet, ist Wildbret daher sehr zart. Es enthält viel Vitamin B und Mineralstoffe.“ Ein weiterer Vorzug sei, dass das Wild sich in der freien Natur nur von dem ernähre, was es in Feld und Wald finde. „Die Wildtiere sind von daher nie mit Medikamenten in Berührung gekommen.“ Auch stressige Tiertransporte entfielen. „Gerade Menschen mit Allergien bevorzugen vielfach Wildfleisch für ihre gesunde Ernährung", weiß Ehing. Heimisches Wildbret sei ein regionales und ursprüngliches Lebensmittel, die Herkunft direkt nachvollziehbar. Bei Wildfleisch in Supermärkten handelt es sich seinen Worten zufolge hingegen meist um Importe aus Übersee.

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