In Schwanewede und möglicherweise auch auf Nordbremer Gebiet hat sich offenbar ein weiteres Wolfsrudel angesiedelt. Davon gehen inzwischen Wolfsberater Heiko Ehing und Hegeringleiter Harm Mattfeldt aus, nachdem zwei Wolfswelpen zwischen Schwanewede und Neuenkirchen überfahren worden sind. Proben wurden ans Wolfsbüro geschickt. Zudem haben die Jäger ihr Monitoring verstärkt. Sie wollen herausfinden, zu welchen Elterntieren die Welpen gehören. Als wahrscheinlich gilt, dass sie Nachkommen des Rüden GW 2403 sind, auf den viele Risse in der Region zurückgehen.
Woher stammt das Rudel?
Theoretisch könnten die Welpen, die etwa fünf Monate alt gewesen sein sollen, aus dem Garlstedter Forst stammen, wo bisher das einzige nachgewiesene Wolfsrudel im Kreis Osterholz lebt. Revierförster Heiko Ehing sagt etwas anderes: „Ich gehe davon aus, dass die Welpen vom Rüden mit der Nummer 2403 sind.“ 2403 soll in den vergangenen Monaten viele Nutztiere in Schwanewede gerissen haben. „2403 kennt man, der wird eindeutig Schwanewede zugeordnet“, so Heiko Ehing. Das Garlstedter Rudel hingegen lebe seit Jahren zurückgezogen auf der anderen Seite der Autobahn in Schmidts Kiefern. „Warum sollten die jetzt über die Brücke oder den Tunnel nach Schwanewede kommen?“, fragt der Naturschutzbeauftragte Heiko Ehing. Doch sicher ist derzeit nichts. Die Losung, die die Jäger bisher in Schwanewede sicherstellten, war laut Ehing zu alt, um diese genetisch untersuchen zu lassen. Mit schnellen Ergebnissen rechnet der Wolfsberater selbst dann nicht, wenn im Zuge des Monitorings frische Losung gefunden werden sollte. Heiko Ehing: „Die Auswertung dauert leider.“
Ist der Wolf auch in Bremen-Nord unterwegs?
Für die Beweissicherung sind die Jäger zuständig. „Wir suchen Losung, alle ortsansässigen Jäger in der Gemeinde Schwanewede sind beteiligt“, versichert der Neuenkirchener Hegeringleiter Harm Mattfeldt, „Bilder bringen uns nichts. Sie zeigen uns nicht, wo der Wolf herkommt.“ Er nennt ein Beispiel: Mitte Mai sei auf einem Acker am Bahndamm in Neuenkirchen Losung gefunden worden, die einer Wolfsfähe aus Brandenburg zugeordnet werden konnte. „Die Überlegung ist, ob das die Fähe ist, zu der die Welpen gehören.“ In dem Fall hätte sich der Brandenburger Wolf mit dem Schwaneweder Rüden 2403 zusammengetan. Von dem Garlstedter Rudel hingegen sei bisher keine Losung auf Schwaneweder Gebiet gefunden worden. Die Fähe sei in Richtung des U-Boot-Bunkers Valentin in Farge gelaufen. Sodass Harm Mattfeldt davon ausgeht, dass das neue Rudel in dem Gebiet zwischen Schwaneweder Bundeswehrgelände, Neuenkirchen und Tanklager Farge in Bremen-Nord lebt.
Gibt es weitere Wolfswelpen?
Die Jäger im Kreis Osterholz gehen davon aus, dass drei weitere Welpen des Rudels noch leben: „Wir haben Fotos von vor zwei Wochen“, sagt Harm Mattfeldt aus Schwanewede. Damit seien in Schwanewede und dem angrenzenden Bremer Norden nun fünf Wölfe unterwegs, so der Hegeringleiter. Einer der beiden Ende August überfahrenen Welpen soll für Schulungszwecke präpariert werden. Der Jungwolf soll auf dem Infomobil der Jägerschaft gezeigt werden. „Wir werden damit auch an die Schulen gehen. Die Schüler sollen sehen, was das für ein Tier ist und wie gefährlich der Wolf ist“, plant Harm Mattfeldt.
Wie viele Risse gab es zuletzt?
Wie Wolfsberater Heiko Ehing feststellt, sind die Risszahlen in Schwanewede in den vergangenen Wochen stark zurückgegangen. „Zurzeit ist Ruhe. Wir hatten seit Mai viele Risse in Schwanewede. Vielleicht ist der Wolf weitergezogen oder er hat wegen der Welpen mehr Futter gebraucht.“
Auf der Seite der Landesjägerschaft Bremen hat Neuenkirchens Hegeringleiter Harm Mattfeldt zusammen mit Kollegen eine Übersicht über Wolfsrisse im Bereich Schwanewede erstellt. Demnach wurden seit 2021 rund um die Gemeinde Schwanewede und auf Bremer Landesgebiet etwa 90 getötete Tiere erfasst. Die Aufzählung erhebt laut Mattfeldt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. „Weiter können jüngere Ereignisse, die als Wolfsrisse angegeben werden, noch unbestätigt sein, da die DNA-Auswertungen noch nicht vorliegen, diese aber als wolfstypische Risse eingestuft werden“, heißt es auf der Seite. Der letzte Eintrag stammt von Ende Juni: Am Langenberger Weg wurden nach Erkenntnissen der Jäger vier Damwild gerissen.