Bornreihe. Manchmal gibt es Spiele, in denen fast alles funktioniert. Dann sieht Fußball einfach aus, dann macht er Spaß, dann ist er in der Regel auch erfolgreich. All das vereinte der SV Blau-Weiß Bornreihe beim Auftritt gegen den VfL Westercelle in der Fußball-Landesliga. Beim 6:0 (3:0) spielte der Spitzenreiter teilweise begeisternden Offensivfußball, schoss tolle Tore und distanzierte den Tabellenzweiten TuS Harsefeld, der gegen Hedendorf/Neukloster nicht über ein Remis hinauskam, auf nun sechs Punkte. Da konnte sich Trainer Nils Gresens eine kleine Stichelei nicht verkneifen: Von den Dusel-Bornreihern, wie sie angesichts drei später Siegtore in dieser Saison von dieser Zeitung genannt worden waren, könne dieses Mal nicht die Rede sein, stellte er grinsend, vor allem aber richtigerweise fest.
Jedenfalls waren die "Moorteufel" von einem Zittersieg weit entfernt. Man muss viel eher konstatieren: Viel souveräner kann man kaum aufspielen. Nur einen bangen Moment mussten die Blau-Weißen überstehen, der hätte das Spiel allerdings in eine ganz andere Richtung lenken können. Doch Torhüter Henner Lohmann verhinderte mit einem Reflex gegen Johannes Wunschs Abschluss aus nächster Nähe den Rückstand (9.). Es war das erste und letzte Mal, dass das Bornreiher Tor und das erste Zu-Null-Spiel seit Ende September (3:0 in Cuxhaven) in Gefahr geraten sollten.
Was folgte, war viel Dominanz und Kontrolle der Heimmannschaft. Und viel fußballerische Leichtigkeit wie etwa bei Loris Mengers traumhaften Lupfer zum 1:0 (15.). Oder noch mehr bei Hendrik Lütjens technisch höchst anspruchsvollem 45-Meter-Treffer zum 3:0 nach einem verunglückten Zuspiel von Westercelles Schlussmann Dominik Lowag (22.). Zwischenzeitlich hatte auch noch Justin Dähnenkamp nach einem Pass des Startelf-Debütanten Denis Chinaka getroffen (20.). Bornreihe ließ vieles einfach aussehen gegen einen Gegner, der sich zwar nicht hängen ließ, aber letztlich doch deutlich unterlegen war.
Der Bornreiher Spaßfußball war letztlich das Produkt von viel Qualität aufseiten der Gastgeber, aber vor allem auch harter (Trainings)-Arbeit, wie Gresens deutlich machte. "Wir haben vieles von dem umgesetzt, worauf wir unter der Woche hingearbeitet haben", sagte er. Gerade mit der ersten Halbzeit sei er sehr zufrieden. "Wir hatten viele tiefe Laufwege, viele tiefe Bälle", erklärte er und fügte an: "Das sind die Wege, die wehtun, die einfach auch anstrengend sind." Doch die Gastgeber waren bereit, diese Wege in Kauf zu nehmen. Immer wieder zogen sie die Westerceller auseinander, immer wieder stießen sie in höchstem Tempo in die Lücken hinein. Der Lohn war die klare Führung, die angesichts weiterer Gelegenheiten, darunter ein Lattentreffer von Kai Diesing kurz vor der Pause, sogar noch höher hätte ausfallen können. Nach dem Seitenwechsel machten Justin Dähnenkamp mit seinem zweiten Tor (48.), Philip Bähr mit seinem ersten Ballkontakt nach seiner Einwechslung (62.) und kurz vor Schluss Kai Diesing per Abstauber nach einem Pfostentreffer Bährs (86.) das halbe Dutzend voll.
Wie hoch die Ansprüche an sich selbst sind, zeigte sich dadurch, dass die Bornreiher trotz des klaren Erfolgs nicht von einem perfekten Spiel sprachen. Vieles, so Traumtorschütze Hendrik Lütjen, sei perfekt gewesen, aber eben nicht alles. "Wir haben es nach dem 4:0 nicht konsequent genug zu Ende gespielt", fand er und erhielt Bestätigung von seinem Trainer: "Wir sind in der zweiten Halbzeit im Kollektiv nicht mehr so in die tiefen Laufwege gekommen wie vor der Pause", so Gresens. Manchmal kam der Bornreiher Fußball etwas schwerfälliger daher. "Aber es ist mit einer klaren Führung im Rücken auch normal, dass man etwas den Fuß vom Gas nimmt", zeigte Gresens Verständnis. Und auch Lütjen wusste: "Das ist heute Jammern auf hohem Niveau." Auf sehr hohem sogar.