Selten war ein Ergebnis so unwichtig, so völlig nebensächlich im Teufelsmoor wie an diesem letzten Spieltag. Natürlich hätten sie beim SV Blau-Weiß Bornreihe die Saison in der Fußball-Oberliga Niedersachsen gerne mit einem Erfolgserlebnis abgeschlossen, doch bereits wenige Minuten nach der feststehenden 1:3 (0:0)-Heimniederlage gegen den VfL Oldenburg interessierte dieses Resultat nur noch am Rande, wenn überhaupt. Das lag daran, dass auf dem Platz bei Postels eine Ära zu Ende ging.
Nach 16 Jahren als Spieler und Trainer endete mit dem Abpfiff von Schiedsrichter Sebastian Lampe die Zeit von Nils Gresens bei den „Moorteufeln“. Kaum ein Fußballer hat den Verein aus dem Teufelsmoor in diesem Jahrtausend so sehr geprägt wie der 34 Jahre alte Gresens, der 2008 aus der A-Jugend des SV Werder Bremen zum SV Bornreihe wechselte. Um dieser Zeit einen würdigen Abschluss zu verpassen, hatten sich die Vereinsoffiziellen einiges einfallen lassen.
So waren zahlreiche frühere Weggefährten von Gresens unter den Zuschauern, einige ließen es sich im Rahmen der feierlichen Verabschiedung nicht nehmen, ein paar Worte an den scheidenden Coach zu richten. Michael Rickers, der Meistertrainer von 2016 beispielsweise, oder der langjährige Torwart Florian Leschnick, der Gresens einst den längst überall geläufigen Spitznamen „Kokser“ verpasst hatte. Mit Marko Rebien, ebenfalls ein früherer Spieler und Trainer der „Moorteufel“, sprach einer dann das aus, was vielen Fans und Zuschauern in diesen Momenten durch den Kopf ging: „Nils, Du bist längst eine der ganz großen Legenden dieses Vereins.“
Van Koll der Unglücksrabe
Kurze Zeit später verabschiedete sich der gerührte Gresens mit dem symbolischen Lauf durch das lange Spalier von seiner Mannschaft und wurde anschließend noch ausgiebig gefeiert. Sportlich hatte es seine Mannschaft allerdings verpasst, für die richtige Feiergrundlage zu sorgen. In gewisser Weise war das Spiel gegen Oldenburg noch einmal ein Querschnitt durch die gesamte Oberliga-Spielzeit der „Moorteufel“.
In einer ausgeglichenen ersten Halbzeit ohne viele offensive Höhepunkte rettete Fabian Linne einmal auf der Linie für seinen bereits geschlagenen Torhüter Henner Lohmann, auf der anderen Seite setzte Nico Sperling einen Kopfball nach Becker-Freistoß knapp neben das Tor. Nach Wiederanpfiff wurden die Oldenburger dann drückender. Zweimal parierte Lohmann noch glänzend, dann hatte der SV-Keeper Glück, dass der Pfosten den Rückstand verhinderte (56.). Kurz darauf war Abdallah Remmou dann aber zur Stelle und brachte die Gäste in Führung.

Traf erst zum 1:1-Ausgleich und verursachte kurz danach den Strafstoß, der zum vorentscheidenden 1:2 führte: Bornreihes Vinzenz van Koll (rechts).
Terry Becker leitete den Ausgleich dann mit einem tollen Schuss selbst ein und brachte auch die daraus resultierende Ecke vors Tor, die Vinzenz van Koll mit einem Lehrbuch-Kopfball in die Maschen des VfL Oldenburg drückte (76.). Doch nur fünf Minuten später war van Koll dann der Unglücksrabe, als er einen berechtigten Handelfmeter verschuldete, den Fynn Friedrichs sicher verwandelte. Karim Bockau vollendete dann fünf Minuten vor dem Ende der Partie einen sehenswerten VfL-Angriff und sorgte damit für die endgültige Entscheidung. Spätestens jetzt bereiteten sich alle schon einmal emotional auf den großen Gresens-Abschied vor.
Bei den nun zahlreichen Auswechselungen wurden bereits einige scheidende Bornreiher Spieler mit entsprechenden Worten von Stadionsprecher Dennis Böschen verabschiedet, das war aber nichts im Vergleich zu dem, was kurze Zeit später auf dem Rasen folgen sollte. Dass die Bornreiher mit einem Sieg den letzten Tabellenplatz sogar noch hätten verlassen können, interessierte in diesen Augenblicken niemanden mehr.