Bornreihe. Diesen einen Moment gab es nicht. Vielmehr war es ein Gefühl, dass diese Saison in der Fußball-Landesliga Lüneburg für den SV Blau-Weiß Bornreihe eine ganz besondere werden könnte. Nils Gresens, der die "Moorteufel" gemeinsam mit Frank Meyer trainiert, beschlich dieses Gefühl überraschenderweise bereits, bevor das erste Pflichtspiel überhaupt angepfiffen war. Denn schon in der Vorbereitung war für ihn absehbar, dass da eine Mannschaft ist, die nicht nur in qualitativer Hinsicht über jeden Zweifel erhaben, sondern auch menschlich zusammengewachsen war.
"Wir haben schnell gemerkt, dass wir uns vor keiner anderen Mannschaft verstecken müssen", erklärt Coach Gresens rückblickend. Und so kam es denn auch. Die Blau-Weißen rauschten förmlich durch die Saison, fuhren gleich zu Beginn neun Siege am Stück ein, übernahmen die Tabellenspitze am fünften Spieltag und gaben sie bis zum Schluss nicht mehr her. Sein Gefühl täuschte Gresens also nicht. Ein Thema wurde die Meisterschaft zumindest nach außen hin allerdings erst spät. Was weniger mit Zweifeln an der eigenen Qualität als vielmehr mit einer veränderten Situation vor allem in der Rückrunde zu tun hatte.
Das lag zum einen an den Gegnern, die sich im Verlauf der Saison immer tiefer gegen die Bornreiher aufstellten und ihnen wenig Räume gaben. "Deswegen war es von uns spielerisch nicht mehr so stark wie in der Hinrunde, die Spiele haben wir eher mit unserem Willen gewonnen", führt Gresens in diesem Zusammenhang auch die erzielten Siegtreffer in der Nachspielzeit ins Feld. Und zum anderen waren da noch die zwei ärgsten Konkurrenten FC Verden 04 und TuS Harsefeld, die fortwährend mindestens ein Spiel weniger als die Bornreiher ausgetragen hatten. Das Tabellenbild hing dadurch immer etwas schief, ein Umstand, der Nils Gresens "extrem genervt" hat. "Es kann einfach nicht sein, dass vor dem letzten Spieltag noch Nachholspiele aus dem Dezember angesetzt werden. Es hätte darauf geachtet werden müssen, dass die Tabelle vier, fünf Spieltage vor dem Ende geradegerückt wird", so der Coach. Hätten die Bornreiher nicht in ihrem vorletzten Spiel gegen Elstorf die Meisterschaft aus eigener Kraft festgezurrt, wären sie womöglich "auf der Couch" Meister geworden. "Und das ist für jede Mannschaft eigentlich total schade", findet Gresens.
Umso ausschweifender fiel die Meisterfeier dann aber aus, als der SV Bornreihe zu Hause gegen den TSV Elstorf zwar nur ein 1:1 holte, Konkurrent FC Verden 04 parallel aber ebenfalls beim SV Lindwedel-Hope patzte. Auch wenn es die "Moorteufel" an diesem Tag nicht bewiesen: Gerade die Spiele gegen die sogenannten "Kleinen" der Liga machten für Nils Gresens den Unterschied aus. "Wir haben gegen die Mannschaften von unten unsere Punkte geholt", stellt er heraus. Er bezeichnet diesen Umstand genauso als "wichtigen Faktor" wie die späten Siegtreffer in der Nachspielzeit – immerhin vier an der Zahl. "Wir brauchen da gar nicht drum herum zu reden, dass die Siege wichtig waren. Das hat ja nicht nur uns geholfen, sondern macht ja auch was mit der Konkurrenz. Ich denke schon, dass es Verden und Harsefeld etwas zermürbt hat, dass wir so spät noch getroffen haben. Die verfolgen unsere Spiele ja genauso wie wir ihre, auch live", erklärt Gresens, um anzufügen: "Ich würde mir aber auch wünschen, dass dann weniger von Glück gesprochen wird, sondern davon, dass es zu unserer DNA gehört, bis zum Schluss zu spielen. Dass die Mannschaft nicht aufgibt." Gresens Betonung liegt dabei eindeutig auf dem Wort "Mannschaft".
Geschlossenheit als Trumpf
"Ich habe selten so eine Geschlossenheit erlebt", führt Gresens weiter aus. Alle hätten mitgezogen, auf dem Platz und daneben. Auch die, die nicht immer so zum Zuge gekommen waren. Deswegen ist der "Moorteufel"-Coach auch weit davon entfernt, einen Spieler hervorzuheben, auch wenn Justin Dähnenkamp mit seinen Toren prädestiniert dafür erscheint. "Über seine Qualität brauchen wir nicht groß zu reden. 26 Tore erzielt man nicht einfach so. Aber für mich war das zweite Tor gegen Drochtersen/Assel II so exemplarisch für diese Saison: Da läuft Loris Menger allein auf den Torwart zu und hätte das Tor selbst machen können, legt aber auf Justin quer, der mitgelaufen war und nur noch einschieben musste. Das ist etwas, was die Mannschaft ausgezeichnet hat", findet Bornreihes Coach.
Und wenn er doch einen Spieler herausheben müsste, dann wäre es Hendrik Lütjen. "Er hat sich in dieser Saison quasi neu erfunden. Vom Außenspieler zum Sechser oder Achter. Er hat die Positionen auf unfassbar hohem Niveau gespielt, hatte kaum Aussetzer nach unten. Man kann schon sagen, dass er das Herzstück der Mannschaft war."