Die Entscheidung sollte wohl überlegt sein. Der Vorstand des SV Blau-Weiß Bornreihe war ja selbst überrascht gewesen, welche Eigendynamik die unverhoffte Trennung von Markus Werle Mitte September mit sich gebracht hatte. Zur Erinnerung: Nach Unstimmigkeiten mit einem Teil der Mannschaft, in deren Zuge sich der Ex-Trainer von zwei Spielern trennen wollte, der Verein diesen Weg aber nicht mitgehen wollte, musste Werle den Fußball-Landesligisten bereits nach dem sechsten Spieltag wieder verlassen. Eine Situation, die Marco Taube, der 1. Vorsitzende, rückblickend als emotional sehr schwierig bezeichnet. "Es war das erste Mal als Vorsitzender, dass ich mich von einem Trainer getrennt habe", erzählt Marco Taube. Dazu noch die vielen Nebengeräusche. Klar war deswegen: Mit dem nächsten Trainer sollte es nach Möglichkeit nicht so laufen.
"Wir haben aktuell keinen Druck und wollen sicher sein, dass wir die richtige Entscheidung treffen", hatte Teammanager Gerd Stelljes Ende September betont. Eine "Erstversorgung" der Mannschaft war zumindest gewährleistet. Die Spieler Hendrik Lütjen und Philip Bähr hatten sich bereit erklärt, das Team als spielendes Interimsduo zu betreuen. Sie hatten aber auch stets betont, diese Doppelbelastung nur übergangsweise einzugehen und wurden schließlich von dem nächsten Interimsduo abgelöst: Marius Lennartz und Simon Küstner. Auch sie hatten von Anfang an kommuniziert, nur in die Bresche zu springen. "Wir sind sehr dankbar, dass sie das gemacht haben. Das ist keine Selbstverständlichkeit", weiß Marco Taube.
Der Vorstand hatte somit mehr Zeit für die Nachfolgesuche, die er auch offensichtlich brauchte. Ein paar Namen habe der Vorstand direkt im Kopf gehabt, sagt Taube. Er habe sich aber gleichzeitig Absagen abgeholt, mit denen er nicht unbedingt gerechnet habe, erzählt der Vorsitzende weiter. Einige Trainer hatten sich auch pro aktiv beworben, allerdings sei man in weiteren Gesprächen auf zu unterschiedliche Vorstellungen gestoßen. Vor allem in finanzieller Hinsicht. Wirklich ernsthaft gesprochen hat der Vorstand daher letztlich mit fünf Kandidaten, drei von ihnen kamen dabei in die engere Auswahl.
Nach Informationen dieser Zeitung handelte es sich dabei unter anderem um Dennis Ley. Der ehemalige Coach des Bremen-Ligisten OSC Bremerhaven hatte sich vor allem in seiner Zeit bei der Leher TS einen Namen gemacht, als er in der Saison 2016/17 völlig überraschend den Bremer Lotto-Pokal gewonnen und dabei den großen Favoriten Bremer SV im Finale geschlagen hatte. Mit Matthias Ruländer kursierte sogar der Name eines Ex-Profis. Der in Worpswede heimische 60-Jährige spielte einst für Werder Bremen und Borussia Dortmund und hatte den SV Blau-Weiß Bornreihe bereits von 2011 bis 2013 trainiert. Der Dritte im Bunde war Sven de Vries. Und für ihn hat sich der SV Blau-Weiß Bornreihe letztlich entschieden.
Sven wer? Diese Frage erscheint nicht unberechtigt. Der 50-Jährige selbst sagt, dass es eher dem Zufall geschuldet ist, im Teufelsmoor gelandet zu sein. Der in Dannenberg heimische A-Lizenzinhaber hatte im Umkreis seiner fußballspielenden Kinder von der Trainersuche beim SV Bornreihe erfahren. Die Vorstellung, wieder eine Mannschaft zu übernehmen, hatte ihn gereizt. Es ist schließlich schon gut 20 Jahre her, dass er den Heider SV unter seine Fittiche genommen hatte. De Vries hatte es seinerzeit beruflich bedingt nach Schleswig-Holstein verschlagen. Schon zwei Jahre zuvor, als gerade einmal 26-Jähriger, hatte er den A-Jugend-Regionalligisten und die zweite Herren des Vereins als Trainer übernommen.
Auch wenn er als Trainer danach allenfalls bei seinen Kindern sporadisch gearbeitet hat, ließ ihn der Fußball nicht los. Als selbstständiger Unternehmer im Bildungsbereich – inzwischen war Sven de Vries wieder nach Niedersachsen gezogen – war er unter anderem für den Niedersächsischen Fußball-Verband tätig, bei dem auch seine Frau angestellt war. Seit geraumer Zeit ist er mit seiner Familie in Dannenberg der alten Heimat ein Stück nähergekommen und tritt ab kommender Woche seine neue Aufgabe bei den "Moorteufeln" an. Das erste Ziel soll sein, sich aus dem Tabellenkeller zu befreien. Im nächsten Schritt geht es um die Weiterentwicklung der Spieler. "Grundsätzlich geht es darum, in die Köpfe der Spieler reinzuschauen und das Potenzial abzurufen", sagt de Vries, der im Übrigen Tom Pretzel als Co-Trainer (zurück)gewinnen konnte. Pretzel war bereits unter Markus Werle Co-Trainer gewesen, hatte sich eigentlich solidarisch mit ihm erklärt und war deswegen ebenfalls zurückgetreten. Als zweiter Co-Trainer wird Simon Küstner fungieren.