Worpswede. Am Ende gingen die Blicke nur noch Richtung Display und nicht mehr aufs Spielfeld. Dort war längst alles entscheiden. Der FC Hambergen führte auf dem Weyerberg beim FC Worpswede mit 6:2 – und hatte damit seine Hausaufgaben im wahrsten Sinne des Wortes souverän gemeistert. Als Schiedsrichter Bastian Grimmelmann die kurzweilige Bezirksliga-Partie abpfiff, blieb also nur noch eine Frage: Sollte der VSK Osterholz-Scharmbeck tatsächlich in Ippensen straucheln und die Meisterschaft der "Zebras" damit einen Spieltag vor Saisonende perfekt machen?
Zwei Minuten später waren die erlösenden Worte im Liveticker dann endlich zu lesen: Abpfiff in Ippensen, 1:1, der FC Hambergen ist Meister der Fußball-Bezirksliga Lüneburg 3. Die Freude über diese Nachricht entlud sich in einer einzigen rot-weißen Jubelmasse. "Der Meisterzug der rollt olé olé" schallte es lautstark über den Weyerberg – und tatsächlich hatte das Team von Meistertrainer Julian Gelies auch in den 90 Minuten zuvor eine unglaubliche Wucht entwickelt und den FC Worpswede mit Überschallgeschwindigkeit geradezu überfahren.
"Die erste Halbzeit von uns war einfach überragend", zeigte sich auch Gelies beeindruckt von seinem Team. Weniger weil dieses brillanten Offensivfußball zelebriert hatte, sondern vielmehr aufgrund des greifbaren Willens, dieses Spiel unbedingt gewinnen zu wollen. "Jeder einzelne der Jungs hat das hier heute so sehr gewollt, in jeder Aktion, in jeder Sekunde war das spürbar, ganz besonders in der ersten Halbzeit." Angeführt von ihrem bärenstarken "aggressive leader" Jorit Bierwald, der das Team von Anpfiff an nach vorne pushte, legten die "Zebras" los wie die Feuerwehr.
Gerade einmal 55 Sekunden waren gespielt, da lag der Ball zum ersten Mal im Netz des FC Worpswede. Einen schnell ausgeführten Einwurf von Luca Heißenbüttel beförderte Bierwald punktgenau zu Keno Liebschner, der am zweiten Pfosten freistehend direkt versenkte. Nicht nur in dieser Szene ging es einfach viel zu schnell für den zu Beginn komplett überforderten FC Worpswede – wie auch das 2:0 nur zwei Minuten später verdeutlichte. Johannes Wegener spielte unter Druck einen völlig missratenen Rückpass auf Justin Kämna. Luca Heißenbüttel sprintete dazwischen, umkurvte den FC-Keeper und schob ein. Tim Denker traf mit einem herrlichen Freistoß nach fünf Minuten dann nur den Außenpfosten, doch spätestens mit dem 3:0 durch Hambergens Kapitän Frederik Nagel nach tollem Pass von Heißenbüttel war die Partie praktisch entschieden (26.).
Kurzes Schmid-Debüt beim FC Worpswede
Beim FC Worpswede lief einfach nichts zusammen, zu allem Überfluss musste Neuzugang Philip Schmid bei seinem Debüt schon nach 35 Minuten verletzt vom Feld runter. Immerhin hatten die Hausherren diesmal Alternativen auf der Bank, ganz im Gegensatz zum vergangenen Wochenende, wo die Worpsweder ohne jeglichen Auswechselspieler nach großem Kampf und zwischenzeitlicher 3:0-Führung noch mit 3:5 beim VSK Osterholz-Scharmbeck verloren hatten. Von diesem Erlebnis schien sich das Team von Trainerduo Oliver Schilling und Gerd Buttgereit auch eine Woche später noch nicht so richtig erholt zu haben. Doch selbst in Bestform wäre es für die Spieler in Grün-Weiß an diesem Sonntag wohl sehr schwer geworden gegen einen derart leidenschaftlichen und bis unter die Haarspitzen motivierten FC Hambergen.
Auch nach Wiederanpfiff ließen die "Zebras" kein Stückchen nach, Paul Meyers "Flankentorschuss" strich knapp am Winkel vorbei (60.), Keno Liebschner zielte freistehend aus zwölf Metern ebenfalls drüber (62.). Doch dann war der Goalgetter erneut zur Stelle. Im ersten Versuch scheiterte Liebschner nach einem tollen Flankenwechsel von Nagel noch am gut reagierenden Justin Kämna, den Abpraller schob er dann aber aus spitzem Winkel über die Linie. Die beste – und ehrlich gesagt auch erste nennenswerte – Torchance der Worpsweder vergab Neo Buttgereit nach Zuspiel von Derrick Ampofo dann in der 70. Minute. Es war der Auftakt zu einer vogelwilden Schlussphase, in der beide Seiten die Defensivarbeit nicht mehr ganz so ernst nahmen.
Strafstoß sogar festgehalten
Zunächst verkürzte Derrick Ampofo zum 1:4 (76.), kurz darauf scheiterte der Worpsweder Stürmer aber mit einem schwach geschossenen Strafstoß an Hambergens Schlussmann Nils Sievert, der Ampofos Schuss sogar festhalten konnte. Es folgten die Treffer der eingewechselten Maksymilian Amplewski zum 5:1 (81.) und Felix Ambrosi zum 5:2 (82.), ehe Kevin Struß in der 85. Minute schließlich den Schlusspunkt zum 6:2 setzte. Zu diesem Zeitpunkt waren rund um die Hamberger Ersatzbank längst alle Handys gezückt. Der Liveticker aus Ippensen war nun das Maß aller Dinge – Entscheidung am letzten Spieltag oder vorzeitige Meisterparty? Dann stand fest: Der FC Hambergen hat es geschafft und ist Bezirksliga-Meister 2021/2022.