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Schwimmer in Sorge DLRG Worpswede warnt vor Folgen einer Hallenbad-Schließung

Das Hallenbad in Worpswede ist in einem kritischen Zustand. Eine Schließung würde nicht nur das Vereinsleben der DLRG treffen, sondern auch die Schwimmausbildung, befürchten Lena Geffken und Nils Heller.
18.12.2024, 05:13 Uhr
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DLRG Worpswede warnt vor Folgen einer Hallenbad-Schließung
Von Dennis Glock

Herr Heller, Frau Geffken, können Sie sich Worpswede ohne Hallenbad vorstellen?

Nils Heller: Nein, absolut nicht. Ohne Hallenbad würde in Worpswede die komplette Schwimmausbildung zusammenbrechen.

Lena Geffken: Das Worpsweder Hallenbad ist der Mittelpunkt unseres Vereinslebens. Hier treffen wir uns, hier wird ausgebildet und hier lernen die Kleinen schwimmen. All das würde wegfallen, sollte das Hallenbad komplett schließen müssen. Und das wäre extrem bitter.

Das Hallenbad ist seit Jahren marode. Wie schlecht sind die Bedingungen für jemanden, der hier tagtäglich arbeitet?

Nils Heller: Man gewöhnt sich dran. Natürlich kennt man die kritischen Stellen und eigentlich ist die Unsicherheit immer präsent, aber wir sind einfach froh, dass das Bad weiter am Laufen gehalten wird. Das ist die Hauptsache.

Lena Geffken: Es gibt viele Dinge, die man beim genauen Hingucken wahrnimmt, etwa den Rost, die Risse in den Fliesen. Auch der Hubboden macht immer mal wieder Probleme. Alles in allem ist es aber noch funktionstüchtig und das ist das Wichtigste.

Welche Rückmeldungen erhalten Sie diesbezüglich von den Gästen?

Lena Geffken: Grundsätzlich ist jeder dankbar, dass das Hallenbad noch geöffnet hat. Fast täglich werden wir gefragt, wie es denn jetzt weitergeht. Aber das wissen wir leider selbst nicht.

Nils Heller: Jeder will mithelfen, das alte Bad so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. In der Gemeinde ist der Zuspruch für ein neues Bad ebenfalls relativ hoch. Problematisch sind aber leider die hohen Kosten, hier hat keiner einfach mal so mehrere Millionen Euro, die er zur Verfügung stellen kann.

Wird ein größerer Schaden festgestellt, könnte es das Aus für das Hallenbad bedeuten. Hat man dieses Szenario immer im Kopf?

Nils Heller: Ja, schon. Aber wir können daran ja nichts ändern. Wir sind dankbar, dass die kleineren Mängel immer wieder behoben werden.

Lena Geffken: Kurzfristig geht es immer weiter. Sollte das Hallenbad aber komplett schließen müssen, wird es problematisch. Für unsere Kurse müssten wir dann ein alternatives Bad finden. Aber das ist gar nicht so einfach, denn so viele Hallenbäder in der Umgebung mit ausreichend Platz gibt es nicht. Denn die anderen Bäder sind auch nicht gerade leer…

Was würde eine Schließung des Bads für die DLRG bedeuten?

Nils Heller: Die DLRG Worpswede wird einen Großteil ihrer Kinderschwimmausbildung und Basisarbeit einstellen müssen. Einige wenige Kurse kann man vielleicht noch in benachbarten Bädern unterbringen. Dies geht aber zulasten der Eltern und Ausbilder, die dann mit ihren Privatfahrzeugen weite Strecken zurücklegen müssen. Wie groß ist da wohl die Bereitschaft? Die Folgen sind noch weitrechender…

Nämlich?

Nils Heller: Weiter wird das fehlende Bad dazu führen, dass die Ausbildung der Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer entfallen wird und somit beispielsweise der Wasserrettungsdienst am Hammestrand oder die Sanitätsdienste. Die ersten Badeunfälle in der Hamme sind programmiert. Wer übernimmt da dann die Verantwortung?

Ende 2023 hat sich der Worpsweder Gemeinderat für einen Hallenbad-Neubau ausgesprochen. Ob es dazu kommt, ist aufgrund der finanziellen Lage der Gemeinde aber derzeit unklar. Können Sie das nachvollziehen?

Lena Geffken: Es ist auf jeden Fall eine knifflige Situation. Man muss berücksichtigen, dass in der Gemeinde in den kommenden Jahren einige Großprojekte anstehen. Wäre das Hallenbad das einzige Projekt, würde es vielleicht anders aussehen.

Nils Heller: Wie soll eine finanzschwache Kommune ein Hallenbad unterhalten? Mein Wunsch wäre es, dass die Gemeinden hier nicht allein gelassen werden. Landkreis, Länder und Bund drücken sich da meiner Meinung nach um ihre Verantwortung! Vielleicht muss die Schwimmausbildung auch zu einer Pflichtaufgabe einer Gemeinde gehören, um die Schwimmfähigkeit der Einwohner sicherzustellen. Vielleicht müssen sich auch Gemeinden bei einem "Projekt Hallenbad" zusammenschließen, um dieser Aufgabe nachzukommen. Mindestens die Hälfte der Kinder und Jugendlichen aus unserem Verein kommen aus anderen Gemeinden, warum soll dann nur Worpswede für die Unterhaltung der Sportstätte aufkommen? Ich denke, es ist Zeit sich über neue, unkonventionelle Wege zur Finanzierung Gedanken zu machen. So weiter zu machen wie in den letzten 80 Jahren, ist nicht lösungsorientiert und wird uns nicht weiterbringen.

Also wünschen Sie sich mehr Verständnis aus der Politik und insbesondere vom Landkreis Osterholz?

Nils Heller: Ich kann die Entscheidung der Kommunalaufsicht des Landkreises nachvollziehen. Aber dann müssen eben andere Lösungen her, die bislang nicht präsentiert wurden.

Auch der Bürgermeister betont immer wieder, dass Worpswede ein Hallenbad braucht. Kommt aber in Sachen Projekt-Realisierung zu wenig von ihm?

Nils Heller: Wir wissen, dass auch Stefan Schwenke in Worpswede gerne einen Hallenbad-Neubau sehen würde. Inwieweit man hierfür noch Fördermittel beantragen kann, weiß ich nicht. Ich denke, es bringt niemandem etwas, hier den Schwarzen Peter hin- und herzuschieben.

Der Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt hat vor Kurzem betont, dass man doch eine kleinere Lösung ins Auge fassen sollte. Was halten Sie von diesem Vorschlag?

Nils Heller: Natürlich ist am Ende alles besser, als gar kein Bad zu haben, aber von einer kleineren Lösung halten wir nicht so viel. Wir haben uns klar für einen Hallenbad-Neubau positioniert, der die Anforderungen der Deutschen Prüfungsordnung (DPO) einhält. Wir reden hier schließlich über ein Gebäude, dass hoffentlich die nächsten 50 Jahre hält. Jetzt kein zeitgemäßes Schwimmbad zu bauen, wäre Irrsinn.

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Lena Geffken: Hier werden Rettungs- und Schwimmabzeichen vergeben. Hierfür sind bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, die eben nur in einem solchen Hallenbad möglich sind. Mit einem DPO-konformen Schwimmbad hätten wir die Möglichkeit, die geforderten Fähigkeiten für die Schwimmabzeichen auch zu üben. Das ist aktuell nicht möglich und stellt ein Problem dar, da die Abzeichen ja nur bestätigen sollen, dass man diese Fähigkeiten auch beherrscht. Wie soll man das, ohne üben zu können? Aber am Ende des Tages können wir auch nur Empfehlungen geben.

Mit Blick auf die nächsten Jahre: Wie sieht ihre Wunschvorstellung aus?

Lena Geffken: Zunächst einmal wollen wir weiter für unser Hallenbad kämpfen. Wir hoffen, auch weiterhin in Worpswede den Kindern Schwimmen beibringen zu können und unseren Verein hier vor Ort zu leben. Der Wunsch nach einem Neubau ist aber nach wie vor sehr groß. Hoffentlich klappt es.

Das Gespräch führte Dennis Glock.

Zur Person

Nils Heller und Lena Geffken

arbeiten im Vorstand des Worpsweder DLRG-Ortsvereins. Heller ist seit 1990 Mitglied in der DLRG und seit 2003 1. Vorsitzender in Worpswede. Geffken ist seit 2012 Mitglied des DLRG-Ortsvereins und wurde 2013 als Leiterin Ausbildung in den Vorstand gewählt. Dort darf sie die Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung im Worpsweder Hallenbad organisieren.

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