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Zusammenschluss in Worpswede Ausbildungsort für den medizinischen Nachwuchs

Das Casa Medico Worpswede und die Praxis Jacobsen-Pfau in Osterholz-Scharmbeck wollen dem Praxen-Sterben entgegenwirken und haben sich zusammengeschlossen. Was sich dadurch für die Patienten ändert.
25.01.2023, 15:09 Uhr
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Ausbildungsort für den medizinischen Nachwuchs
Von Dennis Glock

Worpswede/Osterholz-Scharmbeck. Aufnahmestopp, Praxisaufgabe, wenig Nachwuchs - der Hausärztemangel wird in Bremen und Niedersachsen zu einem wachsenden Problem bei der ambulanten medizinischen Versorgung. Immer mehr Praxen müssen neue Patienten abweisen, und die Situation wird sich nach Einschätzung von Experten eher noch verschlechtern. Einen neuen Weg haben hingegen das Casa Medico Worpswede und die Praxis Jacobsen-Pfau in Osterholz-Scharmbeck eingeschlagen. Die an den beiden Standorten in der Verantwortung stehenden Ärzte Christian Jacobsen aus Osterholz-Scharmbeck und Guido Will aus Worpswede haben sich nun zusammengetan, um eine Einheit zu erschaffen, die eine zukunftsorientierte medizinische Versorgung für die kommenden Jahre in der Region festigen soll.

„Es ist allgemein bekannt, dass sich die hausärztliche Versorgung nicht nur bei uns im Landkreis, sondern auch in ganz Niedersachsen über die nächsten Jahre verschlechtern wird“, hält Guido Will fest und betont: „Viele der niedergelassenen Hausärzte stehen über kurz oder lang davor, demnächst ihr Rentenalter zu erreichen. Nachfolger für die Praxen zu finden gestaltet sich schwierig.“ Als passendes Beispiel hierfür nennt er John Lawrence Crum. Der Grasberger Hausarzt hatte seine Praxisräume an der Speckmannstraße 28 Anfang Dezember vergangenen Jahres geschlossen.

Neues Modell verfolgen

Ein Modell, dem Praxis-Sterben entgegenzuwirken, ist seiner Meinung nach die Gründung von sogenannten Medizinischen Versorgungszentren. Als solches treten die beiden Praxen in Worpswede und Osterholz-Scharmbeck seit etwas mehr als einem Jahr unter dem Namen „MVZ Jacobsen & Will Worpswede Osterholz“ auf. Eine gewisse Genehmigung als Versorgungszentrum von der kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen ist damals ebenfalls erfolgt. „Das war sogar für die kassenärztliche Vereinigung Neuland, dass sich zwei Praxen zusammenschließen. Wir versuchen damit aber neue Wege zu gehen“, ergänzt Christian Jacobsen.

Seit dem Zusammenschluss kann das MVZ einige Erfolge verbuchen. So habe man sich gemeinsam mit Vertretern der kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen und Mitarbeitern verschiedener IT-Betriebe das Ziel gesetzt, ein Versorgungskonzept zu erarbeiten. Herausgekommen sei dabei eine Versorgungseinheit für die Region, wofür aktuelle EDV-technische Möglichkeit genutzt werden können. „Sie sind eingebunden in eine überregionale digitale Technik und bedienen dazu Vernetzungsstrukturen mithilfe von Rechenzentren in Hamburg und Bremen. Pflegeheime können uns beispielsweise somit direkt erreichen“, so Christian Jacobsen.

Team wächst weiter

Die beim MVZ angestellte Ärztin Susanne Pfau arbeitet bereits seit über 20 Jahren mit Christian Jacobsen in Osterholz-Scharmbeck zusammen und stellt aktuell das Bindeglied zur Universität Oldenburg dar. Das MVZ wurde von der Universität Oldenburg als sogenannte Ausbildungspraxis registriert und in deren Ausbildungskonzept eingebunden. So werden mittlerweile im MVZ in jedem Quartal ein bis zwei Medizinstudenten praktisch ausgebildet. „Weiterbildung soll bei uns auch in der Zukunft weiter großgeschrieben werden. Vor allem die ambulante hausärztliche Versorgung soll damit über die kommenden Jahre langfristig verbessert werden“, sagt Guido Will.

Aktuell umfasst das MVZ 37 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Erst kürzlich zum Team dazugestoßen ist Simone ?epek. Die Allgemeinmedizinerin wohnt in Worpswede, hat aber zuvor 20 Jahre in Bremen gearbeitet. Guido Will habe gezielt den Kontakt zu ihr gesucht und sie gefragt, ob sie sich vorstellen könne, eine Stelle in Worpswede zu besetzen. „Es ist in der heutigen Zeit unglaublich schwer, eine erfahrene Fachärztin zu bekommen. Dass wir mit Simone ?epek nun eine solche bekommen haben, freut uns wirklich sehr“, meint Guido Will.

Das MVZ sieht ihre Schwerpunkte in den palliativmedizinischen Fachkenntnissen sowie in den sport- und präventivmedizinischen Expertisen. Ergänzt werde dies durch eine enge Verbindung zur Palliativ-Versorgung Osterholz (PVO). Trotz des Zusammenschlusses der beiden Praxen soll sich laut Will und Jacobsen für die Patienten nichts ändern. „Jeder Patient und jede Patientin hat nach wie vor seinen ihm vertrauten Arzt. Es geht uns bei dem Vorhaben nur darum, dass die Patienten auch noch in den kommenden Jahren so gut wie möglich versorgt werden können“, hält Guido Will fest. Die beiden Standorte können sich außerdem in den Ferien gegenseitig vertreten und auch Wartezeiten könnten gegebenenfalls durch neue Ärzte verkürzt werden.

Ebenfalls werden die beiden Ärzte weiterhin die beatmungspflichtigen Bewohner der Worpsweder Wohngruppe Curaer sowie den neurologischen Fachbereich des Senioren- und Pflegeheims Haus am Barkhof in Osterholz-Scharmbeck mit einem Versorgungsauftrag der kassenärztlichen Vereinigung medizinisch leiten.

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