Um den Worpsweder Niedersachsenstein ist es nicht gut bestellt. Seit Jahren ist er eingezäunt, weil regelmäßig Steinbrocken von dem rund 14 Meter hohen Baudenkmal am Weyerberg abplatzen und herunterfallen. Allein aufgrund der äußerlich sichtbaren Schäden wurden die Restaurierungskosten vor mehr als einem Jahr auf rund 500.000 Euro geschätzt. Diese Kosten haben sich aufgrund der gestiegenen Baupreise aber noch mal erhöht. „Wir liegen aktuell bei 722.000 Euro“, sagt Christoph Bayer, Vorsitzender der Stiftung Worpswede. Geld, das die Stiftung Worpswede als Eigentümerin nicht so einfach aufbringen kann, weshalb sie auf Fördermittel angewiesen ist. Hilfe hat in dieser Woche die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) zugesichert. Sie fördert die geplante Restaurierung mit 50.000 Euro.
Ein bisschen beeindruckt war Wolfram Seibert schon, als er ganz nah vor der riesigen Skulptur stand. Doch bei der relativ langen Krankenakte des Vogels musste der Ortskurator Bremen der DSD erst mal schlucken. Die Substanz ist stark angegriffen, und der Zahn der Zeit nagt an den Ziegelsteinen. Vor allem Regen, der in die vielen Hohlräume dringt, sorgt für eine Zersetzung des Materials. Auch das Innenleben des Vogels wirft bis heute Fragen auf. So gibt es keine kompletten Konstruktionszeichnungen, und auch die zahlreichen Sanierungen sind nicht alle ausreichend dokumentiert. Man weiß also nicht genau, in welchen Teilen Eisenträger das Mauerwerk stützen und ob sie in die Jahre gekommen sind.
„Der Niedersachsenstein ist zweifelsohne ein beeindruckendes Bauwerk, welches wir gerne finanziell fördern“, sagt Seibert. Möglich wurde die Förderung aufgrund zahlreicher Spenden sowie der Erträge der Lotterie Glücksspirale. Laut Seibert sei der Niedersachsenstein eines von über 520 Objekten, das in Niedersachsen durch die DSD gefördert wird.
Blicke gehen nach Berlin
Dass die 50.000 Euro nur einen Bruchteil der benötigen Gelder abdecken, ist Christoph Bayer bewusst. „Der Fördervertrag hilft uns ungemein weiter. Knapp die Hälfte der Restaurierungskosten haben wir durch diverse Förderprogramme schon zusammen. Und auch wir als Stiftung Worpswede beteiligen uns mit einer kleinen finanziellen Summe“, sagt er. Ob es tatsächlich zu einer Restaurierung des Niedersachsensteins kommt, dürfte sich in den kommenden Wochen knapp 400 Kilometer weiter westlich entscheiden – in Berlin. Denn nachdem die Stiftung Worpswede im vergangenen Jahr mit ihrer Bewerbung in der Förderrunde des Bundesdenkmalschutz-Programms leer ausgegangen ist, hat sie es in diesem Jahr erneut versucht. Ob es in diesem Jahr klappt, soll in den kommenden Wochen herauskommen. „Es ist ein Losverfahren, bei dem wir sicherlich nicht die einzigen Bewerber sind. Doch ich bin zuversichtlich, dass wir in diesem Jahr Glück haben und das restliche Geld bekommen. Eine Entscheidung könnte aller Voraussicht nach schon vor der Europawahl fallen“, sagt Bayer.
Hoffnung macht dem Stiftungsvorsitzenden außerdem, dass der Bundestagsabgeordnete Andreas Mattfeldt zu Beginn des Jahres seine Unterstützung angekündigt hatte. Er signalisierte, in Berlin die für das Restaurierungsprojekt „wichtigen Türen“ öffnen zu wollen. „Darauf setzen wir und ich bin mir sicher, dass Andreas Mattfeldt da ein gutes Wort einlegen kann“, so Christoph Bayer.
Kein Plan B
Die Stiftung Worpswede stehe Vorstandsmitglied Alexander Goldschweer zufolge in engem Austausch mit der Gemeinde Worpswede und dem Landkreis Osterholz. Alle seien daran interessiert, dass der Backsteinvogel bald in neuem Glanz erstrahlt. Hat die Stiftung die benötigten 722.000 Euro beisammen, könne sofort mit den Arbeiten begonnen werden. Der Projektabschluss sei dann für 2025 geplant, inklusive großer Party auf dem Gelände vor dem Denkmal. Doch was passiert, sollte sich die Verantwortlichen des Bundesdenkmalschutz-Programms erneut gegen eine Förderung entscheiden? Daran möchte Bayer erst gar nicht nachdenken. Einen Plan B gebe es Stand jetzt noch nicht. „Man muss immer optimistisch denken“, sagt er.