Es wird geschnackt, gelacht und sich bei Kaffee und Kuchen über aktuelle Themen im Ort ausgetauscht – der Stammtisch des Worpsweder Seniorenbeirats ist im Terminkalender vieler Seniorinnen und Senioren aus Worpswede fest verankert. Das monatliche Treffen sei regelmäßig gut besucht, heißt es von Hans-Helmut Pein, Vorsitzender des Worpsweder Seniorenbeirats. Und mitunter kommen bei diesen Treffen auch ungeschönte Wahrheiten über das Leben im Künstlerort auf den Tisch. Auch bei der jüngsten Zusammenkunft im Diedrichshof zeigte sich im Gespräch mit den 20 Seniorinnen und Senioren, dass es sich gut leben lässt im Dorf, es aber auch noch Luft für Verbesserungen gibt. Was würden die Senioren ändern? Herausgekommen sich acht Wünsche.
Sauberkeit
Gertrud Pein zum Beispiel hat nach eigener Aussage im Worpsweder Ortskern einige Stellen ausgemacht, an denen immer wieder Müll hinterlassen werde. Das liege ihrer Meinung daran, dass es zu wenig Mülleimer gebe oder die aufgestellten Mülleimer zu selten geleert werden. Aber auch das sei keine Entschuldigung dafür, seinen Müll einfach in der Natur zu hinterlassen, betont sie: „Die Leute werfen alles in die Natur. Das finde ich unmöglich. Ich kann nicht verstehen, warum man seinen Müll einfach mitten im Ort entsorgt. Auf dem Weyerberg liegen beispielsweise immer wieder leere Bierflaschen.“ Auch, dass vor Kurzem am Ortseingang hinter den Altglascontainern Unbekannte mehrere Mülltüten und kaputte Gegenstände entsorgt haben, könne sie nicht nachvollziehen.
Ähnlich sieht es Inge Marinesse. Die Seniorin spricht sich generell für mehr Sauberkeit im Ort sowie für mehr Blühflächen aus. Ein Dorn im Auge ist ihr die ihrer Meinung nach verwilderte Anzuchtkiste vor den öffentlichen Toiletten in der Bergstraße. „Ich kann mir nicht erklären, welchen Sinn diese Sandkiste haben soll. Die Künstlerhäuser hatten angekündigt, hier Obst und Gemüse anzupflanzen. Doch aktuell ist dort nur Gestrüpp, es ist ungepflegt und extrem hässlich. Als Kunst kann man diesen Schandfleck auch nicht bezeichnen“, sagt sie. Marinesse würde am selben Ort lieber Blumenkästen sehen.

Das Pflanzbeet vor dem Toilettenhäuschen in der Bergstraße betitelt Inge Marinesse als ”Schandfleck”.
Verkehrs- und Parksituation
Helmut Meyer ist öfter in der Bergstraße unterwegs. Dass sich auf der Flaniermeile Kunstskulpturen befinden, um den Fußgängerinnen und -gänger zeitgenössische Kunst näher zu bringen, findet er grundsätzlich positiv. Vom Standort der Skulpturen ist er allerdings nicht überzeugt: „Negativ an der Sache ist, dass einige der Skulpturen viel zu weit auf der Fahrbahn platziert sind. Steht die Sonne tief, kann es schon mal passieren, dass man die Skulpturen übersieht, wenn man mit dem Fahrrad oder dem Auto unterwegs ist“, sagt er. Meyer wünscht sich, dass einige der Skulpturen an den Straßenrand gerückt werden.
Ulrike Tonne beschäftigt derzeit die Parksituation im Ortskern. Sie ist der Meinung, dass alle Anwohnerinnen und Anwohner ein Parkticket erhalten sollten, mit dem sie im Ort auf gebührenpflichtigen Parkplätzen kostenlos parken dürfen. „Ich verstehe nicht, wieso auch die Anwohner zur Kasse gebeten werden. Die Situation an der Apotheke ist ein gutes Beispiel. Hier darf man 30 Minuten kostenlos parken, danach fällt eine Gebühr an. Leider brauche ich aber oft länger als 30 Minuten, weil ich diverse Kurse in der unmittelbaren Nähe wahrnehme“, sagt die Seniorin und ergänzt: „Vielleicht kann man den Vorschlag ja mal in der Politik aufgreifen.“

Gertrud Pein ist aufgefallen, dass es an einigen Stellen im Ort Müll herumliegt, wie hier am Ortseingang hinter den Altglascontainern.
Freizeitangebote
Ein fester Ort, der regelmäßig für Treffen der Seniorinnen und Senioren dienen kann. Das wünscht sich Kai Faouzischon seit einiger Zeit. Zwar treffe sich der Seniorenstammtisch regelmäßig im Blauen Haus oder im Diedrichshof, doch auf Dauer wäre ein eigener Raum praktischer, findet Faouzi. „Der Seniorenbeirat hatte schon vor einigen Jahren beim Bürgermeister den Wunsch geäußert, einen festen Raum zu bekommen. Passiert ist leider bis heute nichts. Wir wollen den Raum ja gar nicht allein benutzen. Ich stelle mir diesen Raum eher als eine Art Begegnungsstätte für die zahlreichen Worpsweder Vereine vor“, sagt Kai Faouzi. Er habe Hoffnung, dass der Wunsch von der Gemeinde noch mal aufgegriffen wird, wenn die Bauarbeiten in der Grundschule abgeschlossen sind.
Und eventuell bietet der Raum ja auch Platz für Partys. Das vermisst nämlich Monika Piai. „Ich erinnere mich gerne an die stimmungsvollen Ü60-Partys bei Stagge in Osterholz-Scharmbeck zurück. So etwas würde ich mir auch für Worpswede wünschen. Ich bin mir sicher, dass die Party gut besucht werden würde, denn leider gibt es im Ort nicht allzu viele Angebote für Menschen über 60 Jahre“, sagt sie.
Barrierefreiheit
Im Urlaub in Frankreich sei Herbord Schröder aufgefallen, dass es dort viel mehr Zebrastreifen gebe als in Deutschland, insbesondere in Worpswede. Gerade an den viel befahrenen Hauptstraßen im Künstlerort vermisse er solche Fußgängerüberwege. „Für Senioren wären Zebrastreifen, was Sicherheit und Barrierefreiheit angeht, extrem wichtig“, so Schröder. Dass in der Findorffstraße gerade einer entsteht, befürworte er, die lange Bauzeit könne er aber nicht nachvollziehen: „Grundsätzlich kann ich nicht verstehen, weshalb man für das Vorhaben schon fast ein Jahr braucht. Hier geht es schon seit Monaten nicht mehr voran.“
Die Barrierefreiheit ist ein Anliegen von Reimar Duddeck. Er kritisiert, dass die Galerie Altes Rathaus für Rollstuhlfahrer nur schwer zugänglich ist. „Es gibt so viele Möglichkeiten, an dem Tritt direkt am Eingang eine Rampe anzubringen, Platz genug ist vorhanden.“