Die Jugendwerkstatt des Landkreises Osterholz und der 1. FC Osterholz-Scharmbeck müssen sich auf absehbare Zeit weiterhin die städtische Immobilie an der Sandbeckstraße 18 miteinander teilen. Das Gebäude soll im nächsten Jahr um- und ausgebaut werden. So sehen es die Pläne der Kreisverwaltung vor, die sich nach Angaben von Sachgebietsleiter Florian Lührsen inzwischen mit der Stadt und den Fußballern über die künftige Raumaufteilung verständigt hat. Der Jugendhilfeausschuss des Kreistags hat das Konzept auch bereits gebilligt, für das rund 1,3 Millionen Euro an Baukosten veranschlagt werden. Die Kellerräume des FCO sind in dieser Schätzung nicht enthalten. Über finanzielle und rechtliche Details müssen sich Stadt und Landkreis nun noch bis zum Herbst verständigen.

Die Jugendwerkstatt an der Sandbeckstraße 18.
Lührsen zufolge wird die Dachschräge auf der östlichen Seite (zum Sportplatz hin) in voller Länge zu einer Gaube ausgebaut, sodass im ersten Stock erheblich mehr Nutzfläche entsteht. Die Sportler sollen im Erdgeschoss bei den Sanitäranlagen einen knapp 60 Quadratmeter großen Raum erhalten – als eigenen Bereich, der separat zugänglich und nutzbar ist. Die ehemalige Sprecherkabine im Obergeschoss hingegen wird der Juwe zugeschlagen, die infolge starker Nachfrage und konzeptioneller Weiterentwicklung mehr Platz benötigt. Ursprüngliche Auszugspläne der Jugendhilfeeinrichtung waren nach Landkreis-Angaben am Geld und an geeigneten Standorten im Stadtgebiet gescheitert.
"Kein ganz großer Wurf"
Dem FCO sei klar geworden, dass er sich mit einer großräumigen Ausbreitung in der Immobilie womöglich finanziell übernehmen würde, wie Jugendamtsleiter Arwed Gmyrek darlegt. Und auch im Keller herrscht längst großer Sanierungsbedarf. Anfangs hätten sich die Kicker zunächst eher für den nördlichen als den südlichen Gebäudeteil interessiert, der ihnen nun zugedacht werden soll. Inzwischen aber sei wieder eine ergänzende Blockhütten- oder Mobilbaulösung gleich nebenan im Gespräch, die aber noch das Okay von Stadt und Landkreis erfordert.
In der Bewertung der neuen Marschrichtung gehen die Meinungen in der Kreispolitik trotz einstimmigen Ausschussvotums auseinander. Brunhilde Rühl (CDU) und Wilfried Pallasch (Bürgerfraktion) finden, ideal sei die Lösung nicht, denn die Verhältnisse in der 550-Quadratmeter-Einrichtung blieben für beide Mieter recht beengt. "Für den FCO ist es sicher nicht der ganz große Wurf", konstatiert Rühl. Reinhard Seekamp (Linke) bemängelt, auch die Jugendwerkstatt, die momentan großen Zulauf hat, erhalte absehbar keine Expansionsmöglichkeit etwa für neue Ausbildungszweige. Geplant sind nun die Aufgabe der zuletzt weniger genutzten Metallwerkstatt und die Schaffung größerer Unterrichtsräume mit Gesprächszimmer und einer Lernküche, die bei Bedarf auch zu einer Nähwerkstatt umfunktioniert werden kann.
"Die Mittel sind nun mal begrenzt"
Die Bündnisgrüne Brigitte Neuner-Krämer spricht unterdessen von einer guten Lösung im Rahmen des Möglichen. Sie sagt: "Der Verein kann zufrieden sein, die Mittel sind nun mal begrenzt." Positiv sei, dass es keine Doppelnutzung von Räumen geben werde, sondern die Bereiche von Juwe und Sportverein klar getrennt blieben. SPD-Frau Marianne Grigat sieht das Glas ebenfalls halb voll: Sie freue sich, dass es nun nach mehr als drei Jahren endlich eine realistische Perspektive gebe und hoffe, dass die Umsetzung nicht noch einmal so lange dauern werde. Immerhin habe die Jugendwerkstatt bewiesen, dass sie auch unter suboptimalen Umständen sehr erfolgreich arbeiten könne, lobt Grigat.
Dezernatsleiterin Heike Schumacher sieht das auch so. Sie gibt zu bedenken, dass die Juwe das Raumangebot nach Umbau und Sanierung vielseitig nutzen könne und dass es zumindest mittelfristig ausreichen dürfte. Es sei ja nicht ausgemacht, dass der momentane Nachfrage-Boom endlos andauern werde. Aktuell wird die Jugendwerkstatt von zwei ungefähr gleich großen Lerngruppen genutzt, die aus jeweils knapp 20 Personen bestehen. Bei der einen Gruppe handelt es sich um einen Deutschkursus mit Jugendlichen, die erst vor wenigen Monaten nach Deutschland geflüchtet sind. Die andere besteht aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit und ohne Migrationshintergrund, die in einem einjährigen Lehrgang den Hauptschulabschluss nachholen.
Dieser Kursus, vor sechs Jahren erstmals aufgelegt, sei tatsächlich eine echte Erfolgsgeschichte, wie Koordinator Dominik Schmengler und die ehemalige Teilnehmerin Zarah Hasani übereinstimmend betonen. Die 25-jährige Afghanin, alleinerziehende Mutter zweier Kinder, absolviert inzwischen eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement. "Ohne die Juwe hätte ich das Zeugnis nicht geschafft und ohne das Zeugnis keine Ausbildung bekommen." Der Mix aus Theorie und Praxis wird in der Juwe sozialpädagogisch begleitet und endet mit ganz normalen Abschlussprüfungen an der Oberschule im Campus, wie Schmengler betont. Hasani zählt zu den 42 Absolventen aus den Abschlussjahrgängen 2022 bis 2024, die inzwischen in Lohn und Brot sind; zwei Teilnehmer haben wiederholt und fünf blieben bislang ohne Ausbildung.