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Für Barkenhoff und Kunstschau Kunst und Kultur im Kreis Osterholz: Fusion zweier Stiftungen in Sicht

Die Fusion von Kreis-Kulturstiftung und Barkenhoff-Stiftung könnte neue Synergien und Strahlkraft für die Kunst- und Museumsszene im Landkreis Osterholz erzeugen. Doch noch sind Fragen und Bedenken zu klären.
01.12.2023, 05:00 Uhr
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Kunst und Kultur im Kreis Osterholz: Fusion zweier Stiftungen in Sicht
Von Bernhard Komesker

Landkreis Osterholz. Als der Kunstmäzen und Sparkassendirektor Karl-Heinz Marg vor fast 17 Jahren erstmalig laut über eine Fusion von Kreis-Kulturstiftung und Barkenhoff-Stiftung nachdachte, war in dieser Zeitung von einer Elefantenhochzeit die Rede. Zwei zentrale Sammlungen und Museen unter einem gemeinsamen Stiftungsdach – das wäre ein richtiges Pfund zur Förderung und Präsentation von Kunst und Kultur, so die Überlegung des damaligen Kuratoriumsvorsitzenden und Wegbereiters der Kulturstiftung Osterholz. Marg erhoffte sich Effizienzgewinne, Synergien und noch mehr Strahlkraft für Barkenhoff und Große Kunstschau. Während Marg vor gut zwei Jahren im Alter von 83 Jahren starb, sind die Hoffnungen, die seine damalige Fusionsidee schürten, heute so lebendig wie nie.

Aufsicht prüft Satzungsentwurf

Dass sich die Osterholzer Kulturstiftung vor drei Jahren von der Museumsanlage in der Kreisstadt trennte, schien die Gemeinsamkeiten mit der Barkenhoff-Seite weiter wachsen zu lassen. Aber der Teufel steckt im Detail, wie Matthias Jäger, Geschäftsführer und Vereinsvorstand im Worpsweder Museumsverbund, jetzt im Kulturausschuss des Kreistags darlegte. Nach ungezählten Geheimgesprächen haben die Stiftungsgremien im Sommer der niedersächsischen Stiftungsaufsicht zwar einen möglichen Satzungsentwurf zur Prüfung vorgelegt; beschlossen sind die Statuten und Regularien damit jedoch noch nicht. Im Sommer oder Herbst 2024 könnte es soweit sein; dann wäre der 1. Januar 2025 der Tag der Elefantenhochzeit.

Die beiden kleineren Stiftungen im Museumsverbund – das Haus im Schluh und die Worpsweder Kunsthalle – verfolgen das Tête-à-tête der "Elefanten" dem Vernehmen nach mit Argusaugen. Am Weyerberg fragen sie sich: Kann Jäger als Manager des 2010 gegründeten Museumsverbunds in Zukunft zwei Herren dienen – dem Verbund wie auch der neuen Stiftung Worpsweder Museen, die den Namenszusatz Barkenhoff und Große Kunstschau tragen soll? Was wird eigentlich aus Diedrichshof und Modersohn-Museum, die schon mit dem Vierer-Verbund eher zu fremdeln scheinen? Und sind Zustand, Zuschnitt und Ziele der Kulturstiftung einerseits und der Barkenhoff-Stiftung mit Worpswede-Archiv und Vogeler-Museum andererseits einander tatsächlich so ähnlich, wie es auf den ersten Blick scheint?

Barkenhoff-Stiftung in Zahlen

Der Barkenhoff verfügt über rund 10.000 Sammlungsobjekte sowie 430 Quadratmeter in den Ausstellungsbereichen (inklusive der früheren Stipendiaten-Ateliers). Drei hauptamtliche Vollzeitkräfte und 18 Teilzeit-Beschäftigte der Stiftung kümmern sich darum. Institutionell gefördert wird die privatrechtliche Stiftung von den Ländern Bremen und Niedersachsen, dem Landkreis Osterholz und der Gemeinde Worpswede. Gründungsmitglieder waren 1981 außerdem der Barkenhoff-Verein (die heutige Heinrich-Vogeler-Gesellschaft) sowie die Erbengemeinschaft Vogeler, die Stiftung Worpswede und Archivar Hans-Hermann Rief.

Kulturstiftung in Zahlen

Die Kulturstiftung Landkreis Osterholz, gegründet 1999, hat ihrerseits rund 8500 Kunstschau-Exponate im Bestand. Sie verfügt über rund 750 Quadratmeter Ausstellungsfläche; in ihren Diensten sind fünf hauptamtliche Vollzeitkräfte und 17 Teilzeitler. Eine institutionelle Förderung gibt es durch die Sparkasse Rotenburg Osterholz sowie vor allem durch den Landkreis Osterholz. Bis zur Schließung des sanierungsbedürftigen Kaffee Worpswede im Februar 2019 generierte die Stiftung auch Mieteinnahmen durch den gastronomischen Betrieb; dieser soll im übernächsten Jahr wieder aufgenommen werden.

Laut Jägers Fusionskonzept soll ein Triumvirat die neue Stiftung führen: für die Finanzen eine kaufmännische Leitung, für die Inhalte eine wissenschaftlich-künstlerische Leitung. Dabei denkt Jäger an Daniela Guhl, neue kaufmännische Leiterin der Kulturstiftung, sowie Beate Arnold, langjährige Barkenhoff-Vorsitzende und seit 2021 künstlerische Leiterin beider Häuser. Die dritte Führungskraft hätte Marketing, Medienarbeit und Kooperationen unter sich.

Kulturpolitiker haben Fragen

Da diese "Leitung Projekte und Kommunikation" Jägers bisheriger Tätigkeit mehr als nur ähnelt, fragten ihn die Kreis-Kulturpolitiker jetzt auch, wie die Aufgabenbeschreibung zu deuten sei. Jäger sagt dazu: Der Stelleninhaber in Diensten der Stiftung werde einen guten Teil der PR-Arbeit machen, die bislang beim Museumsverbund angesiedelt ist. Der Verbund aber werde weiter für alle vier Häuser "im Basismarketing und bei Gemeinschaftsprojekten" tätig sein. Da werde es keine Abstriche geben, auch wenn die Personalie noch nicht abschließend geklärt sei. Wenn Barkenhoff und Kunstschau die Funktion einer Lokomotive wahrnähmen, hätten alle etwas davon. "Da wird niemand auf der Strecke bleiben."

Zuversicht verbreiten

Unterm Stiftungsdach wiederum sehe er die Leitung, Konzeption und Finanzierung von Ausstellungsprojekten auf einer Ebene mit der künstlerischen und der kaufmännischen Leitung. Jäger spricht von drei Rädern, die ineinandergreifen. Grundsätzlich sei der Fusionsgedanke alles andere als abwegig, wie auch die gemeinsame kaufmännische Geschäftsführung zeige, die 2018 installiert wurde. Der damalige Stelleninhaber Arne Segelken, mit dem Matthias Jäger seit 2019 an der Idee des Zusammengehens gefeilt hat, ist seit März neuer Leiter des Rechnungsprüfungsamts im Kreishaus. Es gelte aber weiterhin: "Kunstschau und Barkenhoff passen von ihrer Größe und Struktur her gut zusammen."

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Rechtlich möglich sei die Elefantenhochzeit ebenfalls, seit zum Jahresbeginn neue Stiftungsgesetze in Bund und Land in Kraft getreten seien. Mehr noch: Eine Stiftungsfusion könnte endlich auch zur ersehnten Anhebung des Landeszuschusses für den Barkenhoff führen. Ein späterer Beitritt der notleidend gewordenen Kunsthalle und/oder des Schluh-Ensembles zu der Stiftung Worpsweder Museen bleibt aus Sicht der Kreisverwaltung ebenfalls denkbar.

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