Und abermals Kommando zurück: Die Jugendwerkstatt des Landkreises Osterholz (Juwe), die zunächst verlagert, dann aber ausgebaut werden sollte, könnte nun doch einen neuen, eigenen Standort erhalten. Just so, wie es vor mehr als dreieinhalb Jahren auf Drängen der SPD-Fraktion beschlossen worden war. Kreisdezernentin Heike Schumacher sagte dazu jetzt im Jugendhilfeausschuss, das eigentlich als abgängig eingestufte Flachdachgebäude der Klosterplatz-Schule könne womöglich mit vertretbarem Aufwand auf Vordermann gebracht und umgenutzt werden.
Wie berichtet, sollen die Förderschüler vom Klosterplatz im kommenden Schuljahr ins heutige Kreishaus 2 umziehen, das dafür zunächst noch umgebaut werden muss. Der FCO wäre der Nutznießer dieser Rochade, bei der die Kreishaus-2-Belegschaft in freie Räume der Sparkasse an der Bahnhofstraße übersiedelt. Seit 18 Jahren teilt sich der 1. FC Osterholz-Scharmbeck mit der Juwe die städtischen Räume an der Sandbeckstraße.
Vergebens nach Alternativen gesucht
Wegen der beengten Verhältnisse dort hatte der Landkreis zunächst eine Verlagerung in die ehemalige A.T.U.-Werkstatt der Firma Schmolke favorisiert. Aber weil sich die Beteiligten finanziell nicht einigen konnten und weil geeignete Raum-Alternativen laut Verwaltung nicht in Sicht waren, beschloss die Kreispolitik im vergangenen Frühjahr, stattdessen das gemeinsame Domizil im Einvernehmen mit der Stadt und dem Sportverein zu erweitern. Kostenpunkt 1,3 Millionen Euro; Baustart 2026. Damit sollten die Kicker, die bisher auf den Keller verwiesen sind, auch einen 60 Quadratmeter großen Raum im Erdgeschoss erhalten.
Weshalb es anschließend zu dem überraschenden Sinneswandel mit dem – eigentlich schon dem Abriss geweihten – Klosterplatz-Gebäude kam und von wem die Idee dazu stammt, darüber machte die Dezernatsleiterin im Ausschuss jetzt keine weiteren Angaben. In der Verwaltungsdrucksache heißt es: Nach einer ersten Inaugenscheinnahme müsste das Flachdachgebäude energetisch kernsaniert und nutzungsspezifisch für die Jugendwerkstatt hergerichtet werden. Bis zu den Haushaltsberatungen will die Verwaltung Raumkonzept, Kostenrahmen und Zeitplan in ersten groben Zügen erarbeiten. Dann sei ein Variantenvergleich möglich, und dann solle auch zwischen Umzug oder Umbau entschieden werden, so Schumacher.
Rühl und Pallasch "hocherfreut"
Wilfried Pallasch (Bürgerfraktion) ließ bereits durchblicken, wofür er dann plädieren werde. "Ich bin hocherfreut über diese Entwicklung, dass wir nun eine Verwendung für das Gebäude am Klosterplatz aufgezeigt bekommen." Er glaube nicht, dass es sich dabei um "eine Bruchbude" handele, mit der nach dem fürs kommende Schuljahr geplanten Auszug der Förderschule nichts mehr anzufangen sei. Die Juwe habe heute ihren Sitz in einem Haus, das "früher mal für den Sport gebaut" worden sei, betonte Pallasch. Und auch wenn er nicht nachvollziehen könne, ob es tatsächlich keine Alternativen zum Schmolke-Standort gegeben hätte, wären Ausbau und Renovierung der Juwe an der Sandbeckstraße immerhin "besser als nichts" gewesen. Wichtig sei es aber nun, gegenüber Stadt und Sportverein mit offenen Karten zu spielen, damit keiner Seite unnötige Ausgaben entstehen.

Im Gebäude der Jugendwerkstatt an der Sandbeckstraße herrschen beengte Verhältnisse.
Schumacher erwiderte, zur nächsten Sitzung am 6. November werde man schlauer sein. Noch sei es verfrüht, über ein Datum für die mögliche Kündigung des Mietvertrags an der Sandbeckstraße zu spekulieren. Danach hatte sich die Christdemokratin Brunhilde Rühl erkundigt, die wie Pallasch große Freude und Erleichterung äußerte. Wie ihr Kollege von der Bürgerfraktion würde auch sie sich gerne einmal das Flachdachgebäude von innen ansehen, sagte Rühl. Es stammt aus dem Jahr 1976 und liegt etwas versteckt hinter dem großen, denkmalgeschützten Altbau am Klosterplatz.