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Erster Spatenstich Bauprojekt von historischem Ausmaß

Mit dem ersten Spatenstich für die BBS-Modernisierung hat am Donnerstag das umfangreichste Bauprojekt in der Geschichte des Landkreises Osterholz begonnen. Erweiterung und Umbau sollen bis Ende 2026 dauern.
22.07.2022, 05:00 Uhr
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Bauprojekt von historischem Ausmaß
Von Bernhard Komesker

Landkreis Osterholz. Zwei neue Gebäude und ein Anbau, gefolgt von vier Umbau-Abschnitten: Das ist das Gesamtpaket der BBS-Modernisierung Am Osterholze, mit deren Umsetzung der Landkreis Osterholz am Donnerstag begonnen hat. Landrat Bernd Lütjen und Schulleiterin Daniela Thies zeigten sich beim ersten Spatenstich erfreut darüber, dass das 60,4-Millionen-Euro-Projekt nun endlich sichtbar Formen annehme. "Es ist das umfangreichste Bauvorhaben in der Geschichte des Landkreises Osterholz", unterstrich Lütjen. Bis Ende 2026 soll es nach den Plänen des federführenden Architekten Friedemann Jung vom Osnabrücker Planungsbüro PBR verwirklicht werden.

Jung gestand, auch für sein Haus sei die Modernisierung keine alltägliche Maßnahme. Der Projektleiter griff jetzt symbolisch ebenso zur Schaufel wie der Lüneburger Dezernatsleiter Christian Schorsch von der Landesschulbehörde. Schorsch betonte, die Investition in den Bildungsstandort sei ein ermutigendes Signal, denn sie sichere die künftige Fachkräftegewinnung für die Region. Die Arbeiten am, im und neben dem Bestand, die in Abstimmung mit der Schule bei laufendem Betrieb stattfinden, würden zwar eine Herausforderung; doch das Ergebnis werde nachhaltig sein und über Jahrzehnte wirken, so Schorsch.

Dekarbonisierung beginnt

Amtsleiter Thore Meyer, zuständig für die Landkreis-Immobilien, erklärte im Gespräch mit der Redaktion, auf Nachhaltigkeit werde bei der Baumaßnahme besonders geachtet; das gelte für die Energieversorgung (Strom aus Fotovoltaik, Wärme aus Geothermie) ebenso wie für die Dämmung und Lüftung. Der Kreis erhielt dafür im vorigen Monat zwei Förderbescheide vom Bund über 1,335 Millionen Euro, weil nach dem KFW-40-Standard gebaut wird.

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Meyer sagte, die Probebohrungen für die Nutzung der Erdwärme in 150 Metern Tiefe beginnen in Kürze. Er rechne damit, dass im November die Fundamente für die beiden Baukörper zwischen Sporthalle und Zentrale sowie im Osten zwischen Werkstätten und Bahnlinie gelegt werden können. "Und dann geht es in die Höhe", so der Immobilienmanager. Mit einer langen Winterpause sei nicht zu rechnen.

Schneller sein als die Teuerung

Vor unliebsamen Überraschungen, die zusätzlich Zeit und Geld kosten können, ist dabei kaum ein Bauherr gefeit. Auch Landrat Bernd Lütjen macht sich da, wie er sagte, keine Illusionen. Der Verwaltungschef verwies nicht ohne Stolz darauf, dass auch siebenstellige Schulneubauten in Lilienthal zuletzt komplett im Kostenrahmen geblieben seien. Die jüngste Entwicklung der Baupreise aber dürfte die Kalkulation wohl sprengen. Zuletzt war zu Jahresbeginn bereits eine spürbare Teuerung in die Kostenschätzung eingepreist worden.

Was beim Spatenstich niemand sagte: Die Überschussrücklage des Landkreises ist mit mehr als 40 Millionen Euro momentan gut gefüllt. Und in der Finanzplanung bis 2025 sind bereits Ausgaben von 53,5 Millionen Euro komplett durchfinanziert. Lütjen äußerte sich am Donnerstag zurückhaltend: Er sei selbst gespannt, wie die weiteren Ausschreibungen der einzelnen Bauabschnitte und Gewerke nun enden werden. Nur eines sei klar: Abzuwarten bringe es nicht. Lütjen: "Wir können nur hoffen, dass sich die Entwicklung wenigstens verlangsamt."

Überraschung aus Beton

Da nimmt es sich fast wie eine Lappalie aus, dass die Bauarbeiter der Brema-Bau AG aus Dreye schon zum Start der vorbereitenden Erdarbeiten jetzt vorübergehend ausgebremst wurden: Im Südosten des Baukörpers, wo eine Mensa an das Schulgebäude angebaut werden soll, haben die Männer mächtige Betonplatten unter der Grasnarbe gefunden. Trotzdem sind die Beteiligten zuversichtlich, dass der eigentliche Tiefbau Ende September planmäßig starten kann.

Schulleiterin Thies legte dabei Wert auf die Feststellung, keiner der mehr als 2000 Schüler müsse für die nächsten Jahre baustellenbedingte Nachteile in der beruflichen Ausbildung befürchten. "Im Gegenteil, wir bleiben jederzeit handlungsfähig, und es wird Zug um Zug besser." Gemessen am Grundsatzbeschluss des Kreistags vom Juni 2016 habe nach der Planungsphase nun bereits die zweite Halbzeit begonnen.

Visionär und modern

"Ein Traum ist unerlässlich, wenn man die Zukunft gestalten will", zitierte Thies den französischen Schriftsteller Victor Hugo. Das Projekt verwirkliche den Traum von einer bestmöglichen Ausgestaltung der beruflichen Bildung. Um- und Neubau ermöglichten "eine ganz andere Verknüpfung von Theorie und Praxis". Es entstünden Bereichshäuser mit offenen Lernlandschaften, Werkstätten und Labors.

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Für die besonders kostenintensive Errichtung von An- und Neubau werden nun zunächst zwei Jahre veranschlagt; die anschließenden Modernisierungen im Bestandsgebäude (Baujahr 1980 und 1984) betreffen zuerst den nördlichen Flügel und dann die Werkstätten im Osten; es folgen die westlichen Gebäudeteile und zuletzt der Süden und Zentralbereich. 

Ab 2027 steht dann auch der BBS-Altbau (Baujahr 1954 und 1961) an der Bahnhofstraße zur Disposition. Er lässt sich laut Kreisverwaltung nicht wirtschaftlich sanieren und soll dann abgerissen werden, zumal zweierlei Standorte die schulischen Abläufe behindern. Bevor an der Bahnhofstraße rund 4500 Quadratmeter netto entbehrlich sein werden, wird die Zentrale am Osterholze nun um 8200 Quadratmeter (brutto) anwachsen.

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