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Logo des Landkreis Osterholz Torfkahn im Shitstorm

Viele Fans hat das neue Logo des Landkreis Osterholz bisher offenbar nicht gefunden. Der stilisierte blaue Torfkahn segelt in den sozialen Netzwerken durch einen strammen Shitstorm, kommentiert Lars Fischer.
08.07.2023, 10:00 Uhr
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Torfkahn im Shitstorm
Von Lars Fischer

Es allen recht machen zu wollen, ist ein Ansatz, der in den allermeisten Fällen zum Scheitern verurteilt ist. Und jeder, der etwas Neues etablieren möchte, bekommt immer etwas vom Gegenwind der Verfechter des Bestehenden ab. Das aber, was der Landkreis Osterholz bei der Vorstellung seines neuen Logos in den sozialen Netzwerken erntet, ist mehr als nur ein bisschen Unzufriedenheit. Man könnte sagen, dem stilisierten Torfkahn auf blauem Grund bläst ein strammer Shitstorm entgegen. Dabei sollte das neue Design doch verbindend nach vorne tragen – das Gegenteil scheint Realität zu sein.

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Über ein Jahr Vorlauf, große Geheimniskrämerei und 50.000 Euro Kosten stecken in einem Wimpel, der so sehr vom lieb gewonnenen Motiv abstrahiert, dass er nurmehr als undefinierbare Fläche eines Vierecks mit unterschiedlicher Kantenlänge daherkommt. In einem Blauton, der vielen gegenüber dem bisherigen Orange-Braun kalt erscheint. Sicher, alles Geschmackssache – man muss in dem konvexen Gebilde nicht gleich den umgedrehten Mülleimer erkennen, wie unlängst ein Facebook-Kommentator meinte. Aber Menschen, die das neue Logo als gelungene Modernisierung feiern, sind außerhalb des Kreises der Verantwortlichen offenbar rar gesät.

Das könnte damit zu tun haben, dass der ganze Prozess der Findung des neuen Corporate Design ein Closed Shop war, um mal kurz im Denglisch zu bleiben. Die Bevölkerung blieb außen vor, ein erster Workshop war nur geladenen Gästen vorbehalten, danach grübelten Designer hinter verschlossenen Türen, und die Verwaltung verstand den Prozess offenbar eben als das, was sie dauernd macht: eine nicht öffentliche Verwaltungsangelegenheit. Keine sichtbaren Zwischenergebnisse, kein Wettbewerb, keine Bürgerbeteiligung – null Transparenz. Schwierig, wenn man alle mitnehmen, aber niemanden teilhaben lassen möchte. Dabei heraus kommt ein menschenleerer, kaum erkennbarer Kahn, dessen symbolische Bedeutung sich höchstens Eingeweihten erschließt.

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Man kann diskutieren, ob es überhaupt eine Notwendigkeit für ein neues Logo gab und ob es in Krisenzeiten wie diesen angesagt ist, dafür den Gegenwert einer gehobenen Mittelklasse-Limousine plus Folgekosten zu investieren. Das zu fragen, wäre im Vorfeld Aufgabe der Kreispolitik gewesen. Zumindest aber hätte man festschreiben müssen, dass es ein Logo für alle gibt. Für die touristische Vermarkung als Kulturland Teufelsmoor wird eine grüne Variante des neuen Designs genutzt, auf den Fahnen sind Blau und Weiß getauscht. Vom gemeinsamen Markenkern ist die Rede, aber im Kern ist wenig erkennbar. Statt gemeinsam Fahrt aufzunehmen, steckt man in reichlich schwerer See.

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