"Desaster." "Eine Katastrophe." "So schlimm war es noch nie!" Wer sich in diesen Tagen an der Förderschule am Klosterplatz umhört, bekommt rasch einen Eindruck davon, wie sehr die Raumnot den Lehrern, Schülern und auch Eltern momentan zu schaffen macht. Die dringend benötigten Mobilbauklassen sind auch in der zweiten Woche des neuen Schuljahrs bei Weitem noch nicht bezugsfertig. Die Mängelliste ist lang, die Gründe für die Misere sind unklar. Noch ist fraglich, ob die Herrichtung der Container zumindest bis zum Schulfest gelingen wird. Das will die Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung am Freitag, 6. September, ab 15 Uhr feiern.
Der Landkreis Osterholz als Schulträger benötigte vier Arbeitstage, um die meisten Fragen der Redaktion zu den Ursachen und den Folgen zu beantworten. Die Frage nach einem ungefähren Einzugstermin – oder warum noch keiner genannt werden kann – zählte nicht dazu. Die Verwaltung steht nach eigenen Angaben in intensivem Austausch mit der verantwortlichen Lieferfirma, die an vielen Stellen nachbessern muss. Einige davon nannte die Behörde auf Nachfrage: Es seien "hauptsächlich Ergänzungen der technischen Gebäudeausstattung, wie beispielsweise das Anbringen weiterer Heizkörper sowie der Austausch einzelner Deckenlampen, das Verkleiden von Versorgungsleitungen und Ausbesserungsarbeiten am Fußboden und den Wänden." Eine Sprecherin versicherte, es werde "schnellstmöglich" gearbeitet, damit die Mobilbauten "kurzfristig" nutzbar werden.
Kreis kritisiert Lieferanten
Ob bereits die Ausschreibung zu spät erfolgt war, knapp kalkuliert oder womöglich unvollständig, wie von Beobachtern gemutmaßt wird, sagte die Sprecherin nicht. Dass das ganze Ausmaß der Probleme erst zum Ende der Sommerferien sichtbar wurde, dafür schiebt die Behörde dem ungenannten Auftragnehmer die Verantwortung zu: "Nach erfolgter nationaler Ausschreibung wurde eine Fachfirma mit der Aufstellung einer Mobilbauanlage mit vier Unterrichtsräumen, zwei Differenzierungsräumen sowie einem Sanitärtrakt für die Dauer von zwei Jahren beauftragt." Die Modulbaufirma sei bisher nicht in der Lage gewesen, die eigentlich rechtzeitig aufgestellte Anlage auf dem unteren Schulhof betriebs- und nutzungsfähig zu übergeben, heißt es aus dem Osterholzer Kreishaus.
Die Leidtragenden sind einstweilen 23 Förderschüler in drei Lerngruppen sowie deren pädagogisches Personal. Eine zentrale Beschulung der Kinder, betont die Kreisverwaltung, sei immerhin gewährleistet. Auch deswegen, weil nach langem Hin und Her nun doch noch einmal eine Kooperationsklasse an der benachbarten Findorffschule eingeschult werden konnte (wir berichteten). Dadurch, dass die drei weiteren Klassen "vorübergehend in anderen Räumlichkeiten am Standort Klosterplatz untergebracht" werden konnten, sei allerdings die Nutzung einzelner Fachräume und des Marktcafés derzeit eingeschränkt, räumte der Landkreis – ebenfalls erst auf Nachfrage – ein. Nach Informationen unserer Zeitung findet Unterricht zeitweise nun auch im Lehrerzimmer statt. Was das für den Schulalltag bedeutet, wollte Schulleiterin Christiane Aping gegenüber der Presse nicht im Detail darlegen. Sie habe in diesen Tagen und Wochen alle Hände voll damit zu tun, für Schüler und Kollegium da zu sein. Beim Schulfest in drei Wochen, so ihre Devise, werden sich Interessierte selbst ein Bild machen können.
Kein Engpass aus heiterem Himmel
Welchen Stellenwert etwa das Marktcafé als Lern- und Ausstellungsort insbesondere für die höheren Jahrgänge hat, ist ohnehin hinlänglich bekannt. Der öffentlich zugängliche Treffpunkt musste wegen der Raumnot jetzt nicht zum ersten Mal geschlossen werden: Wie berichtet, war das Café erst Ende 2023 nach monatelanger Schließung wiedereröffnet worden, nachdem im vergangenen Sommer keine neuen Kooperationsklassen in Wallhöfen und Scharmbeckstotel mehr starten konnten. Seinerzeit behalf sich die Schule ohne Container und hoffte auf Besserung im nächsten Schuljahr.
Weil sich das Platzproblem am Klosterplatz aber nun auch mittelfristig nicht nachhaltig lösen lässt, soll die Förderschule zum Schuljahr 2026/27 ins heutige Kreishaus II umziehen. Es war vor 20 Jahren als neue Pestalozzischule errichtet und anschließend für Verwaltungszwecke umgebaut worden. Die Vorplanung für den erneuten Umbau der damaligen Förderschule (Schwerpunkt Lernen) hat nach Landkreis-Angaben begonnen; man liege derzeit im Zeitplan. Demnach wird Ende 2025 mit der Herrichtung der Verwaltungsimmobilie für die Klosterplatz-Schüler begonnen; diese Arbeiten können und sollen laut Landkreis-Prognose binnen sechs Monaten beendet werden. Die eigenen Bediensteten ziehen dann vorübergehend am Hauptsitz der Sparkasse (Bahnhofstraße 45) ein.
Am Klosterplatz jedoch müssen sie vorerst nun noch einmal zusammenrücken. Die Landkreis-Sprecherin betonte, die Klassencontainer seien aus Behördensicht durchaus für eine pädagogische Arbeit mit Schülerinnen und Schülern mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung geeignet. Dass es sich unübersehbar nicht um nagelneue Mobilbauten handele, liege in der Natur der Sache. Eine Mehrfachnutzung bereits genutzte Klassencontainer sei durchaus nicht unüblich. Der Landkreis Osterholz lässt sich die Miete der Modulbauten für zwei Jahre insgesamt 150.000 Euro kosten.