Landkreis Osterholz. Die Fußballsaison ist vorbei. So oder so. Ganz egal, wie der Verband Ende des Monats mit Blick auf die noch immer als unterbrochen geltende Spielzeit 2019/2020 entscheiden wird – vor den Sommerferien wird definitiv nicht mehr gespielt. Vielmehr sind die meisten Teams nun auch ganz offiziell in der Sommerpause. So wie Bezirksligist SV Komet Pennigbüttel.
Am vergangenen Wochenende hatte Trainer Malte Jaskosch ein letztes Mal zum Training gebeten. Nun pausiert die Mannschaft erst mal. Obwohl, so ganz stimmt das auch nicht. Denn ein Teil der Mannschaft hat sich am Montag spontan getroffen, um bei der Neugestaltung des Hauptplatzes tatkräftig mit anzupacken. Der wird nämlich aktuell komplett neu aufbereitet. Durchgefräßt, neue Drainage rein, aussäen. Und da die Lila-Weißen schon immer viel in Eigenregie erledigt haben, wurden flugs noch drei Bagger organisiert und eine Bewässerungsanlage verlegt.
„Das haben sich die Jungs spontan überlegt und dann auch komplett in Eigenleistung organisiert und durchgezogen“, sagt Spartenvorstand Olaf Windhorst nicht ohne Stolz. Auch der Fund einer Fliegerbombe konnte das Großprojekt nicht wirklich stoppen (siehe nebenstehender Bericht). Bereits in wenigen Wochen soll der Pennigbütteler Hauptplatz nun in neuem Glanz erstrahlen. Man könnte auch sagen: Die Lila-Weißen machen ihre Anlage fit für eine Bezirksliga-Saison, die es so noch nie gegeben hat.
Denn wenn der niedersächsische Fußballverband (NFV) Ende Juni wirklich wie erwartet entscheidet – nämlich mit dem Abbruch der Saison ohne Ab- aber mit Aufsteigern – dann starten in der kommenden Spielzeit sage und schreibe 21 Teams in der Bezirksliga (siehe nebenstehende Übersicht). Eine Mammutsaison, von der noch niemand so genau weiß, wie sie am Ende wirklich durchgezogen werden soll. Auch nicht Malte Jaskosch.
„Theoretisch könnte man das natürlich machen, wenn man gleich im September mit den ersten englischen Wochen anfangen würde. Aber vielleicht muss man die Liga auch in zwei Staffeln teilen, oder man spielt nur einmal gegen jedes Team“, sagt der Coach der „Kometen“. Immerhin sei ja noch nicht wirklich verlässlich planbar, ob man denn überhaupt wieder geregelt spielen könne nach den Sommerferien. Jaskosch ist deshalb von vornherein kein Freund der Regelung ohne Absteiger gewesen. „Ich kann den Verband verstehen, dass niemand bestraft werden soll. Aber ich finde, man hätte auch die Absteiger über eine Quotientenregelung ermitteln können.“
Eine andere Sache stört Jaskosch aber noch viel mehr: „Wieso lässt man alle drei Zweitplatzierten aus den Kreisligen aufsteigen?“, fragt er. Zumindest dort hätte die Quotientenregelung greifen müssen. „Der beste Zweite würde dann hochgehen, und es wären zwei Teams weniger in der Liga. Das würde schon helfen“, so Jaskosch.
Auch Bastian Haskamp, Trainer der TuSG Ritterhude, findet die Regelung ohne Absteiger mit Blick auf die anstehende Spielzeit problematisch. „Wie viele Absteiger soll es dann nächste Saison geben? Sieben oder acht?“, fragt Haskamp und spricht damit vielen Trainern aus der Seele. Die entscheidende Frage wird nämlich am Ende sein, wie schnell der Verband die Ligen wieder auf ihre eigentliche Sollstärke bringen will. Im Fall der Bezirksliga wären das 16 Teams. Sollten aus der Landesliga aber zwei oder sogar drei Klubs aus dem Bezirk Lüneburg absteigen, dann könnte unter Umständen tatsächlich schon der 14. Platz in einer 21er-Liga den Abstieg bedeuten.
„Das ist einfach unfair und verdammt hart“, sagt Malte Jaskosch, der mit dem FC Worpswede bei einer Ligareform vor zehn Jahren mal einen ähnlichen Abstieg hinnehmen und als Tabellenelfter aus der Landes- zurück in die Bezirksliga musste. Bastian Haskamp hält eine 21er-Liga auf Bezirksebene für nahezu ausgeschlossen: „Wie soll das gehen mit den ganzen englischen Wochen? Man kann nicht unter der Woche immer irgendwelche weiten Fahrten nach Rotenburg oder in den Landkreis Verden machen. Da werden reihenweise Spieler fehlen.“ Auch einer Zweiteilung der Liga sieht Haskamp mit gemischten Gefühlen entgegen: „Das kann man doch am Ende gar nicht wirklich fair einteilen.“ Haskamp bleibt deshalb bei seiner anfänglichen Einschätzung: „Um einen wirklich fairen Neustart zu gewährleisten, hätte man unbedingt auch Absteiger ermitteln müssen.“
Würde der Verband tatsächlich so entscheiden, dann wäre der traditionsreiche VSK Osterholz-Scharmbeck demnächst nur noch in der Kreisliga aktiv. Die Grün-Weißen um ihren scheidenden Coach Oliver Schilling haben am Dienstagabend ebenfalls ein letztes Mal gemeinsam trainiert. Schilling ist froh, dass die Hängepartie nun vorbei ist und er sich auf seine neue Aufgabe bei der U19 der Kreisstädter konzentrieren kann. Dennoch macht er sich natürlich auch so seine Gedanken, wie es wohl in der Bezirksliga der Herren weitergehen wird.
„Um eine 21er-Liga zu spielen, müssen vor allem die Spieler mitziehen“, sagt Schilling. Und da das auf Dauer immer zum Problem wird, müssten die meisten Vereine ihre Kader vergrößern. Das wiederum funktioniert natürlich nicht überall, weshalb Schilling den meisten Teams eine ganz harte Saison prognostiziert. „Wenn man auf der Erfolgswelle schwimmt, kann das Spaß machen. Aber für die meisten Teams ab Platz acht oder neun wird das eine ganz, ganz harte Saison mit 40 Spielen.“ Ob er eine Trennung der Liga besser fände, weiß Schilling auch nicht so genau: „Zehn Mannschaften in einer Staffel, davon sieben Osterholzer Teams – das ist dann eine stärkere Kreisliga. Ob das dann auf Dauer wirklich so attraktiv ist?“
Am Ende zeige sich in dieser Entscheidung eben mal wieder das ganze Dilemma. „Egal wie der Verband entscheidet, am Ende ist er irgendwo in den Hintern gekniffen. Denn es wird immer kritische Stimmen geben. Es ist einfach verdammt schwer, das zu entscheiden“, sagt Schilling.
Bomben-Blindgänger abtransportiert
Beim ersten „Klong“ war Daniel Pika noch recht sorglos gewesen. Doch als der Spaten dann wiederholt auf Metall traf, wurden der Pennigbütteler Fußballer und seine Kollegen misstrauisch. Pika und Co. hatten sich am Montagabend getroffen, um in Eigenregie eine Bewässerungsanlage im Hauptplatz zu verlegen. Beim Aufbuddeln des rund einen Meter tiefen Grabens kam er dann plötzlich zum Vorschein: ein gut 50 Zentimeter lange Brandbomben-Blindgänger. „Wir haben dann die Polizei gerufen und die hat den Bereich erst einmal abgesperrt“, berichtete Daniel Pika. Bereits am Dienstagvormittag kam dann der Kampfmittelräumdienst aus Münster angerückt, um den brisanten Findling abzutransportieren.
Weitere Informationen
So würden die Ligen in der kommenden Spielzeit aussehen, wenn der NFV die Saison mit Aufsteigern, aber ohne Absteiger abbricht:
Regionalliga Nord (22 Teams)
VfL Wolfsburg II
SC Weiche Flensburg 08
SpVgg Drochtersen/Assel
FC Eintracht Norderstedt
SV Werder Bremen II
Holstein Kiel II
TSV Havelse
VfB Oldenburg
BSV SW Rehden
Lüneburger SK Hansa
Hannover 96 II
FC St. Pauli II
Hamburger SV II
SSV Jeddeloh
Altona 93
Heider SV
HSC Hannover
VfV Borussia 06 Hildesheim (Aufsteiger)
SV Atlas Delmenhorst (Aufsteiger)
FC Oberneuland (Aufsteiger)
FC Teutonia 05 (Aufsteiger)
1. FC Phönix Lübeck (Aufsteiger)
Oberliga Niedersachsen (20 Teams)
VfL Oldenburg
1. FC Germania Egestorf-Langreder
SC Spelle-Venhaus
Heeslinger SC
MTV Eintracht Celle
TuS Bersenbrück
FT Braunschweig
MTV Gifhorn
BSV Kickers Emden
U.S.I. Lupo-Martini Wolfsburg
Arminia Hannover
FC Hagen/Uthlede
TB Uphusen
FC Eintracht Northeim
BW Tündern
MTV Wolfenbüttel
Rotenburger SV (Aufsteiger)
TuS Blau-Weiß Lohne (Aufsteiger)
SVG Göttingen (Aufsteiger)
SV Ramlingen-Ehlershausen (Aufsteiger)
Landesliga Lüneburg (19 Teams)
MTV Treubund Lüneburg
TuS Harsefeld
SV Ahlerstedt/Ottendorf
SV Drochtersen/Assel II
VfL Güldenstern Stade
VfL Lüneburg
FC Verden 04
SV BW Bornreihe
VfL Westercelle
TSV Ottersberg
VSV Hedendorf/Neukloster
TSV Gellersen
SV Eintracht Lüneburg
SV Teutonia Uelzen
SV Emmendorf
TSV Etelsen (Aufsteiger)
ASC Cranz-Estebrügge (Aufsteiger)
VfL Breese-Langendorf (Aufsteiger)
TSV Elstorf (Aufsteiger)
Bezirksliga Lüneburg 3 (21 Teams)
TSV Bassen
Heeslinger SC II
FC Hambergen
TuSG Ritterhude
SV Ippensen
FSV Langwedel-Völkersen
TV Oyten
SV Vorwärts Hülsen
SV Komet Pennigbüttel
TV Sottrum
TSV Achim
FC Hansa Schwanewede
1. FC Rot-Weiß Achim
VSK Osterholz-Scharmbeck
MTV Riede
SV Löhnhorst (Meister OHZ)
FC Worpswede (Zweiter OHZ)
VfL Visselhövede (Meister ROW)
MTSV Selsingen (Zweiter ROW)
TSV Fischerhude-Quelkhorn (Meister VER)
TSV Thedinghausen (Zweiter VER)