Buschhausen. Es ist geschafft – mit dem elften Lehrabend ist am Donnerstag der Schiedsrichterlehrgang des Fußballkreises Osterholz endgültig zu Ende gegangen. Die 29 Prüflinge hatten bereits in der vergangenen Woche den Theorietest alle erfolgreich bestanden. An den zwei nachfolgenden Abenden ging es abschließend noch einmal ausschließlich um die Praxis.
Welche Ausrüstung braucht man eigentlich als Schiedsrichter? Welche Pfeife ist die beste? Wie sieht eine gewissenhafte Spielvorbereitung aus? Und wie funktioniert das eigentlich mit dem Sportgruß nach dem Spiel? All diese Dinge spielen zwar für den Regeltest keine Rolle, für das Dasein als Schiedsrichter sind sie mitunter aber sogar noch viel wichtiger, als jede noch so kuriose Ausnahme im Regelwerk zu kennen. „Kommt bitte nicht auf die Idee, in rosafarbenen Messi-Schuhen ein Spiel zu pfeifen“, mahnt Lehrwart Marcus Nettelmann und trifft damit offenbar einen speziellen Nerv. Denn über so etwas hatten sich offenbar viele der jugendlichen Jungschiedsrichter noch nie ernsthaft Gedanken gemacht. „Glaubt mir, das kommt nicht so gut rüber, wenn ihr da in rosa Schuhen durch die Gegend lauft“, fügt Nettelmann hinzu und erinnert eindringlich daran, dass ein Schiedsrichter ja vor allem immer dann am besten ist, wenn er eigentlich gar nicht auffällt. Ähnlich klare Worte findet der Osterholzer Lehrwart am vorletzten Abend beim Thema Spielvorbereitung. „Wenn ihr Sonntagfrüh um 10 Uhr ein Jugendspiel pfeift, könnt ihr die Nacht davor nicht bis in die Puppen Party machen.“ Zudem sei es unerlässlich für einen gewissenhaften Schiedsrichter, dauerhaft an der eigenen Kondition zu arbeiten.
Der letzte Abend beginnt dann mit einem großen Lob, denn: Alle 29 Teilnehmer sind auch heute anwesend. „Das haben wir in dieser Form wirklich ganz, ganz selten erlebt“, sagt Kreisschiedsrichterobmann Thomas Rehberg. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten und Sorgen mit diesem Kurs, scheinen die Teilnehmer am Ende des Lehrgangs wirklich angestachelt – im positiven Sinne. Das bestätigt sich auch im Gespräch mit Tobias Wulff: „Ich habe jetzt wirklich richtig Lust auf den ersten Einsatz.“ So wie ihm geht es fast allen. Sie wollen jetzt durchstarten. Sich in der Praxis beweisen. Denn die anfängliche Unsicherheit ist großer Motivation gewichen: „Man fühlt sich wirklich gut vorbereitet. Viele Sorgen wurden einem genommen“, sagt Wulff.
Schiedsrichteransetzer Chris Barnick weiß, dass am Anfang trotzdem viele Dinge noch nicht richtig rund laufen werden. Und sei es nur bei der korrekten Meldung des Spiels im DFB-System. Darum geht es in den letzten eineinhalb Stunden. Und dabei kann es sich manchmal um ganz banale Dinge handeln. „Schaut euch bitte vorher an, wie man Foulspiel schreibt“, sagt Barnick, wohlwissend, dass er schon die verrücktesten Schreibweisen gesehen hat - und das nicht gerade von Gewissenhaftigkeit zeugt. Auch der Hinweis, dass die WhatsApp-Gruppe der Osterholzer Schiedsrichter ausdrücklich nicht dafür da ist, um dort lustige Videos zu posten, hat offenbar eine ernsthafte Berechtigung.
„Wenn ihr Probleme habt, könnt ihr uns notfalls auch direkt vom Platz aus anrufen“, gibt Chris Barnick den neuen Schiedsrichtern auf den Weg. Und Patrik Feyer, der im Kreisschiedsrichterausschuss für die Talentförderung zuständig ist, appelliert am Ende des letzten Abends noch einmal an den Ehrgeiz: „Für den einen oder anderen würde es als Schiedsrichter vermutlich höher hinausgehen, als als Spieler.“ Dann ist es endgültig geschafft. Jetzt heißt es für die Jungschiedsrichter: Rauf auf die Wiese. Rein ins kalte Wasser, Erfahrungen sammeln, freischwimmen. Der erste Einsatz wird bereits in den nächsten zwei bis drei Wochen kommen. Tobias Wulff ist bereit.
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In unserer Serie „Der Weg zum Sündenbock“ begleitet die Sportredaktion den Scharmbeckstoteler Tobias Wulff durch den Schiedsrichterlehrgang des Osterholzer Kreisverbands und dokumentiert dessen Weg bis hin zum ersten Schiedsrichtereinsatz.