Tobi, bist Du bereit? Nach links ... nach rechts ... nach links ... nach rechts.
Dödöp dödöp dödödüp, dödöp dödöp dödöp. Ach, Dennis, ich möchte Dir am liebsten eine orangene Perücke auf den Kopf klatschen und dann mit Dir durch die Redaktion hüpfen. So wie diese verrückten Niederländer. Oder gehörst Du zur schottischen Dudelsack-Fraktion?
Man weiß gar nicht, welche Fans man besser finden soll, oder? Ich muss aber ehrlich zugeben, dass mir die Niederländer schon sehr ans Herz gewachsen sind. Hast du gesehen, wie 40.000 niederländische Fans nach links und rechts gehüpft sind und dann gesungen haben? Das war schon sehr beeindruckend. Und viele andere Nationen standen dem kaum in etwas nach. Die Schotten, die Österreicher, die Türken – was da auf den Straßen unterwegs ist, diese Fußball-Europameisterschaft singt und feiert, ist einfach toll. Also wenn Du mich fragst, ist das Sommermärchen 2.0 schon damit erreicht.
Definitiv. Ich weiß gar nicht, wie viele Posts und Kommentare ich in den letzten Tagen auf Social Media gelesen habe, in denen es praktisch immer um dasselbe ging. Tenor: Gebt doch bitte ab sofort einfach jedes große Fußballturnier nach Deutschland.

Die feierwütigen Niederländer haben bei der EM bereits ihre Fußspuren hinterlassen.
Und wenn Du Dich so viel in den sozialen Medien rumgetrieben hast, wirst Du sicherlich auch folgenden Post gesehen haben: Ein Kurzvideo über die verrückten Niederländer und dazu der Text: So etwas können sich Saudi-Arabien und Katar nicht kaufen. Recht hat er!
Oder sie.
In jedem Fall macht die EM bislang sehr viel Spaß, auch für den neutralen Beobachter. Aber was ist denn für Dich sportlich bislang hängen geblieben, Tobi?
Beispielsweise, dass Türkei gegen Georgien vermutlich die Partie war, die bislang am meisten begeistert hat. Hätte man im Vorfeld doch auch nicht so erwartet. Die Spanier sind extrem stark und stabil, die Engländer noch einiges schuldig geblieben, und die Schweiz und Österreich sollte man tatsächlich auch auf dem Schirm haben. Aber vor allem hat es die deutsche Mannschaft geschafft, die EM-Begeisterung auch sportlich zu unterfüttern. Ich finde, da ist viel Gutes bisher dabei gewesen, oder?
Auf jeden Fall lässt sich darauf aufbauen. So souverän wie bei Spanien sieht unser Fußball zwar nicht aus, dafür spielen wir aber besser als andere vermeintliche Favoriten. Ob das für den Titel reicht? Ich würde es mir wünschen, habe aber meine Zweifel, dass es so kommen wird.
Wenn es nicht so kommt, fände ich es gar nicht mal so schlimm. Wichtiger ist mir tatsächlich, dass man mal wieder echte Sympathie für eine deutsche Nationalmannschaft entwickeln kann. Mein Sohn ist jetzt zwölf Jahre alt, und die ersten drei Turniere, die er so halbwegs mitverfolgt hat, waren einfach nur zum Wegschauen. Und jetzt ist er das erste Mal so richtig mit Leidenschaft dabei, deshalb ist es doppelt schön, dass diese Mannschaft Freude macht. Rate mal, von wem er sich ein Trikot kaufen möchte?
Von Füllkrug?
Hätte ich auch erwartet. Der ist es aber nicht. Zweiter Versuch?
Dann von Toni Kroos?
Korrekt. Finde ich großartig. Fast alle in dem Alter rennen ja mit Wirtz oder Musiala durch die Gegend – was auch absolut nachvollziehbar ist. Aber Altmeister Kroos ist doch einfach ein Phänomen. Würde es ihm ja gönnen, wenn er zum Abschluss seiner grandiosen Karriere nun auch noch den EM-Titel holt.
Solange es beim Trikot bleibt und nicht die Kroos-Frisur als nächstes kommt, ist das tatsächlich eine gute Wahl. Da muss der Papa aber das Taschengeld erhöhen, wenn der Sohnemann sich wegen des Trikotkaufs nicht verschulden will. Aber was sagst Du denn zu den ganzen Eigentoren bei dieser EM?
Sind das denn deutlich mehr als bei früheren Turnieren? Oder kommt uns das nur so vor, weil schon so viele Slapstick-Einlagen dabei waren? Bei diesem völlig kuriosen Eigentor der Türken musste ich irgendwie an uns Zwei denken... hätte uns auch passieren können...
Also ich spiele Ihnen die Bälle in Kroos-Manier immer in den Fuß, Herr Dohr. Nur mal so nebenbei. Die Frage ist nur, was Sie damit anfangen. Vielleicht aus der Ferne schießen? Sollen ja verhältnismäßig viele Tore außerhalb des Strafraums gefallen sein. Aber wahrscheinlich zweifeln Sie auch diese Statistik an, Herr Dohr.
Ich zweifle gar nichts an, Herr Schott, nicht mal das Niveau Ihrer Passgenauigkeit, mit der Sie übrigens selbst in der 2. Kreisklasse nur ein bemitleidendes Kopfschütteln hervorrufen würden. Apropos, Niveau. Es ist ja derzeit nicht nur EM-Zeit, sondern auch Malle-Zeit.
"Ciao, Niveau! Wir sehen uns erst am Moooontaaaag." Sorry Tobi, da sind mit mir die Pferde durchgegangen. Aber wahrscheinlich habe ich nur den Refrain wiedergegeben, den die meisten Amateurkicker sowieso noch von ihrer Mallorca-Fahrt im Kopf haben.
"Pyroteeeechnik ist doch kein Verbrechen."
Genau, noch so ein Ballermann-Hit. Übrigens hat ein schottischer Dudelsack-Spieler genau diesen Song zur Einstimmung auf das Spiel am Abend gespielt. Und wo ich so drüber nachdenke, ist es fast schade, dass die EM nicht auch auf Mallorca stattfindet.
Eine Fußball-EM komplett auf Mallorca... manche Dinge sind nicht mal als Idee gut.
Man, Herr Dohr, doch nicht komplett, sondern ein, zwei Spiele. Ist doch unser 17. Bundesland.
Aber was offenbar wirklich gut funktioniert ist das Spendensammeln via PayPal. Es waren ja zuletzt einige unserer höherklassigen Fußballteams auf Mallorca, und ich habe in diesem Zuge mehrere Aufrufe gesehen, dass man der Mannschaft eine kleine Geldspende zukommen lassen kann. Was schätzt Du, wie viel kommt da so zusammen?
Wenn Du schon so fragst, wird es vermutlich nicht wenig gewesen sein.
In einem konkreten Fall weiß ich es aus verlässlicher Quelle, es waren mehrere Hundert Euro. Nicht schlecht, oder?
Nicht schlecht! Wahrscheinlich posten die Mannschaften auch deswegen die verrücktesten Sachen. Quasi als Dank. Oder kommen auf die verrücktesten Namen. Herr Dohr, haben Sie in dieser Angelegenheit schon einmal was vom SC Heide 69 gehört?
SC Heide 69? Herr Schott, bitte denken Sie daran, dass wir als FSK 0 laufen ...
Ach Herr Dohr, Niveau ist doch erst wieder ab Montag. Und heute ist Sonnabend. Wir könnten also auf diesem Level ungehindert weitermachen. Aber weil Sie es sind, können wir auch wieder sachlicher werden. Oder uns beruhigen. Was für eine Überleitung! Denn wir wollten ja noch über Beruhigungspausen sprechen, die der DFB als Maßnahme gegen Gewalt im Amateurbereich zur nächsten Saison einführt. Was hältst Du denn davon?
Beruhigungspausen sind immer gut, vor allem, wenn man gegen den SC Heide 69 spielen muss. Nein, Spaß beiseite. Ich halte da tatsächlich nicht so viel von, weil ich es mir in der Realität einfach schlecht vorstellen kann. In der Theorie mag das gut klingen, aber wie soll das ablaufen? Da kriegen sich ein paar Kicker in die Haare, schreien rum und schubsen vielleicht sogar und dann kommt der Schiri und sagt: Meine Herren, sie gehen jetzt erst mal alle brav in ihren Sechzehner und denken mal drüber nach, was sie da gerade getan haben. Schwer vorstellbar ...
Das ist wie bei der Super-Nanny, die die schwer zu erziehenden Kinder auf die stille Treppe schickt, damit sie ihr Verhalten reflektieren. Vor allem macht die Beruhigungspause nur dann Sinn, wenn sich ein Konflikt anbahnt. Kommt es zur Eskalation, und dazu kann ja schon ein rüdes, nicht einmal absichtliches Foul ausreichen, hilft dir auch die Beruhigungspause nichts mehr, weil alle Beteiligten schon auf 180 sind. Die Beruhigungspause macht wirklich nur als deeskalierende Maßnahme Sinn. Als Maßnahme im Vorwege. Aber hierfür hat der Schiedsrichter doch schon vorher alle Möglichkeiten gehabt. Er kann das Spiel unterbrechen und die Kapitäne zu sich holen, um ihnen klarzumachen, dass die Partie vor einem Abbruch steht, wenn sich die Emotionen auf und neben dem Platz weiter so hochschaukeln. Auch kann der Schiedsrichter eindringlich mit den Trainerbänken sprechen. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Beruhigungspausen kommen über einen gut gemeinten Ansatz nicht hinaus. Vor allem müsste man zum Aggressionsabbau bei Fußballspielen den Profifußball mit ins Boot holen.
Und da ist die EM ja tatsächlich ein wunderbares Positiv-Beispiel. Denn Rudelbildung gibt es dort nach der neuen Vorgabe der UEFA schlichtweg nicht mehr. Nur den Kapitänen ist es noch gestattet, mit dem Schiedsrichter intensiver zu diskutieren, alle anderen Spieler werden schnell mit Gelb abgestraft. Und siehe da: Es funktioniert! Genau dieses Vorbild bedarf es, um auch nachhaltig in den Amateur- und Jugendligen etwas zu ändern.
So schaut's aus! Herr Kollege, dass wir mal einer Meinung sind ... Kommt ja nicht so häufig vor. Ich bin ja mal gespannt, wann bei uns im Landkreis zum ersten Mal eine Beruhigungspause vom Schiedsrichter genommen wird. Ich behaupte, dass es nicht ein einziges Mal dazu kommen wird.
(lacht) Oh doch, ganz bestimmt. Da fallen mir sofort zwei, drei Schiedsrichter ein, die dieses Stilmittel nur allzu gerne anwenden werden – und mit Gelben Karten um sich schmeißen werden, wenn die Spieler sich nicht unverzüglich in ihren Sechzehner zurückziehen werden.
Das sollte man noch dazu sagen: Nimmt ein Schiedsrichter eine Beruhigungspause, haben sich alle Spieler außer des Kapitäns in den eigenen Strafräumen aufzuhalten, während der Schiedsrichter den Verantwortlichen im Mittelkreis die angespannte Situation verdeutlicht. Das Spiel ist solange unterbrochen, bis es der Schiedsrichter wieder freigibt – oder eben nicht. Echt schade, dass wir überhaupt über solche Maßnahmen sprechen müssen. Umso wichtiger ist ein positiver Abschluss für diese Folge, Herr Dohr! Vielleicht hüpfen Sie einfach noch mal nach links und nach rechts und dann wieder von vorne und singen döpdöpdöp.
We are red, we are white, we are danish dynamite ... hören wir heute Abend hoffentlich nicht. In diesem Sinne: Deutschland-Trikot an, Daumen gedrückt – und den Rest machen Toni und die Jungs.
Deutschland-Trikot an, Daumen gedrückt... Herr Dohr! Also wenn die deutsche Nationalmannschaft heute so spielt, wie Sie antworten, schwant mir Böses. Sie können das nur noch mit einem schneidigen Tipp von 3:0 wiedergutmachen. Gehen Sie da mit?
Um Sie vollends zur Verzweiflung zu bringen, schließe ich mit einem gleichfalls knackigen wie provokanten: Möge der Bessere gewinnen!