Denn wenn et Trömmelche geht, dann stonn mer all parat, un mer trecke durch die Stadt, un jeder hätt jesaat: Kölle Allaaf, Allaaf, Kölle Allaaf. Hach Tobi, an diesen Rosenmontag mit Dir werde ich mich noch lange erinnern.
(lacht) Ja, in der Tat, Dennis. Das war eine außerordentlich spannende Erfahrung, die wir da am 12. Februar in Köln gemacht haben. Allerdings hast Du eindeutig den falschen Radiosender eingestellt. Denn da, wo wir waren, kam eher so was aus den Boxen: "Brudi, ich muss los, wenn die Roller wieder schrei'n, reden mir vom Koks und von Messerstecherei'n".
Ach du meine Güte. Das geht ja gut los mit Ihnen, Herr Dohr. Sie haben wohl unseren Ausflug zur Baller League nach Köln zu sehr verinnerlicht.
Um ehrlich zu sein, musste ich erst mal diesen kurzen Textausschnitt aus dem Hit "Roller" von Apache 207 googeln – ich bin doch in der Rap-Szene längst nicht mehr zu Hause. Und genauso erging es uns ja auch in Sachen Baller League. Da standen wir ja zunächst auch eher wie die alten Ochsen vorm Berg. Aber jetzt sind wir voll drin, nicht wahr, Herr Kollege?
Zumindest haben wir uns das einen Tag mal angeschaut, wie das bei der Baller League so abläuft. Wir haben ja schon bei der letzten Ausgabe von "Schott the Dohr" über die neue Hallenfußball-Variante geredet. Und weil die Kollegen aus Bremen uns gebeten haben, die Baller League für sie einmal vorzustellen, haben wir uns gedacht: Komm, wir fahren da mal hin. Der Zufall wollte es so, dass wir dann ausgerechnet am Rosenmontag nach Köln gefahren sind, weil die Spieltage in der Baller League immer an einem Montag stattfinden.
Und jetzt können wir es ja auch sagen: Du sahst in Deinem Einhorn-Kostüm wirklich ganz zauberhaft aus, Dennis. Allerdings hat es ein paar Augenblicke gedauert, bis ich gemerkt habe, dass der Rest in der Halle gar nicht verkleidet war. Diese Baumwoll-Jogginghosen und Kapuzen-Hoodies sind so was von episch. Und ich mit meiner Jeans war so was von cringe. Merkste, Diggah, ich bin jetzt so was von Generation Z.
Darf er so? Herr Dohr, fangen Sie bitte erst gar nicht damit an. Wenn ältere Herren so wie Sie einen auf Jugendsprache machen, dann geht das immer nach hinten los.
Vollkommen richtig, ich fühle mich auch nicht wohl damit. Und deshalb habe ich mich unter Deutschlands höchster Jogginghosen-Dichte auch irgendwie etwas deplatziert gefühlt. Aber spannend war es trotzdem. Komm, lass uns mal eben aufzählen, wen wir dort alles getroffen haben.
Felix Westphal vom VSK Osterholz-Scharmbeck und Marvin Boachie von TuRa Bremen! Tja, Herr Dohr, mit dieser Antwort haben Sie nicht gerechnet, was? Wegen der beiden Amateur-Kicker sind wir ja überhaupt erst nach Köln gefahren – und nicht wegen Lukas Podolski, Mats Hummels, Julian Brandt, Pietro Lombardi, Montana Black, Jens "Knossi" Knossalla und wie sie alle heißen, die da rumliefen. Und von "getroffen" kann auch keine Rede sein, eher von "gesehen". Aber Tobi, sag mal: Mit welchen Eindrücken kommst Du denn von unserer Exkursion zurück?
Wieder mal so typisch, Herr Schott, dass Sie die ganzen Werder-Spieler geflissentlich außen vor lassen. Niclas Füllkrug, Martin Harnik, Mehmet Ekici. Auch die waren vor Ort. Und welche Eindrücke ich mitnehme? Dass mein geschätzter Kollege ein kleines bisschen für Nationalspielerin Jule Brand schwärmt (was vollkommen nachvollziehbar ist). Darüber hinaus sind wir beide mit dem Gefühl nach Hause gefahren, dass dieses Format für ältere Semester befremdlich sein mag, dass es aber definitiv seine Berechtigung hat. Oder?
Das Format spricht halt ganz gezielt eine Klientel an: die fußballaffine Streaming-Generation. Die, die sich darüber beschweren (und das sind ja zumeist die älteren Traditionalisten), müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie mit diesem Format gar nicht angesprochen werden sollen. So wie wir quasi. Man kann hinterfragen, ob das Konzept aus Amateur-Hallenfußball und Show Zukunft hat, man muss aber akzeptieren, dass die Baller League sehr professionell aufgebaut ist.
Und ihren Zweck erfüllt. Die 14- bis 29-Jährigen werden dort geradezu perfekt abgeholt, in der Verbindung mit den Influencern und der aktiven Beteiligung via Social Media. Wenn wir ehrlich sind, war der Hallenfußball Ende 80er-, Anfang 90er-Jahre auch etwas völlig Neues, geradezu etwas Revolutionäres. Da war auf einmal Spektakel mit Musik und die Nähe zu den Spielern war völlig anders. Und auch damals ging es schon darum, in der noch deutlich längeren Winterpause eine zusätzliche Einnahmequelle zu generieren.
Wobei damals Profis auf dem Platz standen, in der Baller League sind es Amateure. Und wir waren uns hinterher ja auch einig, dass da zwar ein sehr gutes Amateurniveau gezeigt wird, die letzten fünf Gewinner des Schmolke-Cups aber bestimmt nicht untergehen würden. Und trotzdem: Hat Spaß gemacht, das mal live zu sehen, und vor allem: Wir sind trockenen Fußes geblieben! Tobi, Du glaubst ja gar nicht, wie ich nach dem letzten Spiel in Bornreihe ausgesehen habe.
Lass mich raten: Du hattest keinen Schirm dabei, oder?
Den habe ich nie dabei, weil er in Kombination mit Fotografieren und Aufschreiben einfach hinderlich ist. Aber das war es nicht allein. Der Boden war so aufgeweicht, dass man darin praktisch versunken ist. Wohlgemerkt: neben dem Platz. Auf dem Platz ging es tatsächlich, da hat der Verein im Vorfeld ganze Arbeit geleistet. Das Spiel gegen Hildesheim wollten die "Moorteufel" unbedingt austragen.
Memo an mich: Herrn Schott unbedingt zu Weihnachten so einen kleinen, bunten Kopfschirm schenken. So, weiter im Text. Ja, es ist wirklich gruselig mit dem Wetter. Geht ja im Prinzip genauso weiter, wie es im November und Dezember aufhörte. Mit Regen, Regen und nochmals Regen. Wie soll das bloß alles in Zukunft noch funktionieren, Dennis? Buschhausen hat in der Kreisliga Osterholz erst neun Spiele absolviert, das letzte am 4. November, das sind jetzt fast vier (!) Monate. Da hat man ja überhaupt keinen Bezug mehr zu seinem Sport, geschweige denn zu der "aktuellen" Saison.
Und es scheint von Jahr zu Jahr immer schlimmer zu werden. So schlimm wie in diesem Jahr war es jedenfalls noch nie. Und ich gebe es ja ungern zu, aber Du hast recht, wenn Du sagst, dass eine Saison im Amateur-Fußball von März bis November ausgetragen werden sollte. Angesichts der momentanen Situation muss man sich darüber ernsthafte Gedanken machen. Wann will der SV Buschhausen die ganzen Spiele austragen? Englische Wochen können das doch gar nicht mehr auffangen.
Da bräuchten wir dann wohl eher spanische Wochen. Oder chinesische? Gibt es da schon einen Begriff für, wenn man Dienstag, Donnerstag und Samstag spielen muss?
Bei einer berühmten Fast-Food-Kette gab es mal die "Los Wochos"...
"Los Wochos stressos". So wie jetzt macht es jedenfalls keinen Sinn – und es nimmt den Spielern und Trainern auch einfach enorm viel Motivation und Freude. Und da mir ja klar ist, dass das mit der Spielplan-Revolution nicht kommen wird, kommt hier mein neuer Vorschlag an die Offiziellen: Verkleinert schleunigst die Ligen. Maximal 15er-Ligen, besser sogar nur 14 Teams pro Staffel.
Herr Dohr, der Revoluzzer. Der Che Guevara des Amateur-Fußballs. Wir lassen das als Anregung mal so stehen.
Machen Sie sich ruhig lustig, Herr Schott. Aber glauben Sie mir, das ist der einzige Weg, um da mal wieder etwas Verlässlichkeit reinzukriegen. Ansonsten werden auch die kommenden Himmelfahrten, Mai-Feiertage, Osterferien und Pfingsttermine allesamt im Zeichen der "Wochos stressos" stehen. Nachholspiele über Nachholspiele – und das gefällt am Ende niemandem.
Jedenfalls scheint in anderen Sportarten das Problem nicht darin zu liegen, ob gespielt werden kann, sondern in welcher Liga. Die Volleyballer des VSK Osterholz-Scharmbeck sind ja in diesem Monat Meister in der Landesliga geworden. Das hatte sich schon lange angekündigt, trotzdem weiß die Mannschaft immer noch nicht, ob sie wirklich aufsteigen möchte. Tobi, Du als ehemaliger Volleyballer hast da doch bestimmt eine Meinung zu.
Erst einmal herzlichen Glückwunsch an den VSK. Und bei der Aufstiegsfrage geht es ja ausschließlich um logistische Themen, nicht um sportliche. Jens Gerken und Co. wissen selbst ganz genau, dass sie auch in der Verbandsliga noch locker mithalten könnten. Aber in der höheren Liga hätten sie vermutlich auch deutlich längere Auswärtsfahrten. Das ist der entscheidende Punkt.
Ist das so? Wenn ich die Gegner in der Landesliga mit denen aus der Verbandsliga vergleiche, dann fahren die nicht wirklich mehr. In der Verbandsliga spielen drei Bremer Vereine, einer kommt aus Rotenburg, einer aus Verden und bei lediglich zwei Vereinen ginge es in Richtung Lüneburg. In der Landesliga musste der VSK fast mehr fahren, sogar zweimal bis nach Cuxhaven. Also wenn die Mannschaft deshalb wirklich auf den Aufstieg verzichten sollte, dann kann sie sich gleich ganz abmelden.
(lacht) Wer ist hier der Revoluzzer? Und überhaupt, Herr Schott, jetzt outen Sie sich zum Ende dieser Folge auch noch als Volleyball-Laie. Der VSK würde ja nicht automatisch in die Liga kommen, die sie da gerade beschrieben haben, also die Verbandsliga 2. Das ist ja das Problem beim Hallen-Volleyball, dass die Ligen jedes Jahr unter gewissen regionalen Aspekten zum Teil völlig neu geordnet werden. Und in der Vergangenheit waren die Kreisstädter stets in der Verbandsliga 1 zugeteilt. Dort ginge es dann beispielsweise nach Oldenburg, Wiesmoor, Osnabrück, Vechta und Emden. Aber trotz alledem reden wir da von vier bis fünf Fahrten in einem ganzen Jahr. Das sollte eigentlich auch im fortgeschrittenen Alter keine allzu große Belastung darstellen.
Memo an mich: Mit Herrn Dohr wetten, in welcher Verbandsliga-Staffel die VSK-Volleyballer spielen, sollten sie aufsteigen. Wetteinsatz: Der Verlierer muss den nächsten VSK-Bericht in Jugendsprache verfassen.
Sheesh! Das wird so ultra-cringe, Diggah! Ich würd sagen: Du voll wack so, und ich so voll slay. SIUUUU! Noch Fragen, Herr Kollege?