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Schott the Dohr Von Social-Media-Dinos und "Moorteufelchen"

In unserer etwas anderen Rückschau lassen wir den Mai noch einmal Revue passieren und diskutieren dabei auch über die Dinge, für die im redaktionellen Alltag oftmals kein Platz in der Zeitung ist.
24.05.2024, 21:30 Uhr
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Von Dennis Schott Tobias Dohr

Tobi, ich glaube, wir können mit Fug und Recht behaupten, dass wir das nächste Level erreicht haben. Vom gar nicht beachteten Influencer zum müde belächelten Influencer. Aber hey, unser Auftritt bei Intagram hat uns in diesem Monat den 1000. Follower gebracht. Das ist doch gar nicht mal so schlecht, oder?

Ganz wunderbar ist das, Dennis. Und wie müde man über Dich kleinen Möchtegern-Influencer lächelt, verdeutlicht die Tatsache, dass Du "Intagram" geschrieben hast. Liebe Leserinnen und Leser, das ist kein Scherz und auch nicht gescriptet. Wir müssen Herrn Schott jetzt erst einmal erklären, dass dieser neumodische Kram "InStagram" heißt...

Passen Sie bloß auf, Herr Dohr! Ich melde uns bald bei diesem "DikDok" an, wenn Sie so weitermachen. Da vergisst man einmal ein "s"...

Naja, jedenfalls haben wir uns wirklich sehr über den 1000. Follower gefreut, wobei ich glaube, dass das jetzt auch bald das Ende der Fahnenstange sein wird. Vielleicht können wir ja einen Anreiz setzen, Dennis. Der 2000. Follower wird mit Bild bei uns veröffentlicht und darf sich ein Spiel seiner Wahl aus unserem Verbreitungsgebiet ansehen. Eintrittspreis und Bratwurst zahlt die Sportredaktion. Was hältst Du davon?

So erzeugt man Reichweite, Herr Kollege. Ich war auch ehrlich gesagt enttäuscht, dass Du anlässlich unseres 1000. Followers kein Video von Dir gemacht hast, mit Party-Hütchen, Papier-Tröte und einer Dankesrede à la Angela Merkel. Dann hätten wir unseren 2000. Follower schon längst im Sack.

Erstens heißt das nicht "Video", sondern "Reel". Und zweitens können wir doch genau das ankündigen für unseren 2000. Follower – ergänzt um den Zusatz, dass Du dabei im Hintergrund zum Song "Auf uns" von Andreas Bourani eine Tanzeinlage im Deutschland-Trikot zum Besten gibst.

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Solange Frauke Ludowig von "RTL-Exklusiv" nicht auftaucht, um den nächsten Nominierten der WM 2026 zu verkünden, soll es mir recht sein. Tobi, wie hast Du denn diese Nominierungsaktion des DFB wahrgenommen?

Also, mein erster Reflex war tatsächlich: Was soll denn dieser Firlefanz jetzt schon wieder? Dann wiederum musste ich eingestehen, dass die Idee vom Grundsatz wirklich ganz originell ist. Den Döner-Mann von nebenan, oder die Krankenpflegerin aus dem Altenheim solche Neuigkeiten verbreiten zu lassen, hat schon einen gewissen Charme. Und es kann definitiv dafür sorgen, die EM-Vorfreude zu schüren. Aber als dann die ganzen Nachahmer um die Ecke kamen, haben sich die Schwächen dieser Aktion ja auch ganz schnell offenbart ...

Ich habe davon gar nicht so viel mitbekommen, ich war nur live bei Frauke Ludowigs Auftritt dabei. Dazu muss man wissen, dass meine Frau zwischen 18.30 und 18.45 Uhr das Fernsehprogramm bestimmt. Also saß ich da und hörte Frauke zum Schluss der Sendung auf einmal im Deutschlandtrikot (sinngemäß) sagen: So liebe Zuschauer, jetzt darf ich verkünden, wer für die EM nominiert wurde: Es ist Aleksandar Pavlovic. Und ich dachte nur: Eine Nachricht über den nächsten Faux-pas von Heidi Klum wäre mir lieber gewesen...

Und ich glaube, spätestens dieser Auftritt hat dann viele Nachahmer animiert. Da wurden ja auf einmal alle möglichen Fußballer von irgendwelchen Leuten berufen. Das hat der DFB in dieser Form vermutlich nicht gewollt... aber immerhin wurde so schon sehr viel über die deutsche Mannschaft gesprochen. Apropos Kader, Dennis, was sagst du denn eigentlich zu den Veränderungen beim SV Blau-Weiß Bornreihe?

Sag Du zuerst (lacht). Außerdem habe ich dazu ja schon meine Meinung in einem Kommentar kundgegeben...

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... und in diesem klar und deutlich darauf hingewiesen, dass da schon noch einiges an Luft nach oben ist. Ich glaube, das wissen sie im Teufelsmoor auch. Der qualitative Aderlass ist enorm, aber das war er nach dem Oberliga-Abstieg 2016/2017 auch. Allerdings fanden sich die Blau-Weißen damals auch wenige Monate später auf einem Abstiegsplatz in der Landesliga wieder. Ohne Frage: Es ist schon ein brisantes Spannungsfeld, in dem sich die "Moorteufel" da gerade bewegen.

Es wird spannend zu beobachten sein, was sich da noch in den nächsten Wochen tut. Aber wo Du gerade den Oberliga-Abstieg von 2017 angesprochen hast. Wie bewertest du denn den Abstieg 2024 im Vergleich zu damals?

Das ist ein richtig spannendes Thema, Dennis, denn wir haben in den vergangenen Monaten ja oft und zurecht davon gesprochen, dass sich die Mannschaft ganz anders präsentiert hat als 2017. Viele unglückliche Punktverluste, zahlreiche enge Spiele, und bis fünf, sechs Spieltage vor Saisonende waren die Bornreiher punktemäßig immer noch nah dran an den Nichtabstiegsplätzen. Zur Wahrheit gehört aber eben auch etwas anderes.

Und zwar?

Wenn man sich jetzt die nackten Zahlen anschaut, ergibt sich erstaunlicherweise ein komplett anderes Bild. 2016/2017 holten die Blau-Weißen in 30 Saisonspielen fünf Siege, diesmal waren es in 34 Partien lediglich vier Erfolge. Vor acht Jahren schossen die "Moorteufel" in 30 Partien immerhin 41 Tore, diesmal reichte es in vier Punktspielen mehr nur zu mageren 36 Treffern. Und der Punkteschnitt lag 2017 bei 0,63 – und damit am Ende tatsächlich noch minimal höher als in der gerade abgeschlossenen Saison (0,61 Punkte). Fast alle Zahlen sind am Ende also schlechter als vor acht Jahren. Was fängt man jetzt damit an, Dennis?

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Dass es die "Moorteufel" auf den letzten Metern doch ziemlich verbockt haben und am Ende eher als zahnlose "Moorteufelchen" ins Ziel gekrochen sind. Nachdem sie den Rotenburger SV geschlagen hatten und bis auf zwei Punkte wieder an die Nicht-Abstiegsplätze herangerückt waren, haben sie aus elf Spielen nur einen Punkt geholt. In drei Spielen sind sie dabei auf unmittelbare Konkurrenten gestoßen und haben ausnahmslos verloren, gegen STV Eilvese sogar zweimal sehr deutlich. Da hilft es auch nicht zu betonen, dass sich die Mannschaft zum Beispiel bei der 0:1-Heimniederlage gegen Kickers Emden gut verkauft hat. Am Ende bleibt zu konstatieren, dass der SV Bornreihe die wenigsten Tore geschossen und die meisten kassiert hat und völlig zurecht als Letzter abgestiegen ist. Und daran schließt sich auch die Frage an, ob die Oberliga für so einen Verein wie den SV Bornreihe eine Nummer zu groß ist.

Im Zuge der emotionalen Verabschiedung von Nils Gresens hat Sponsor Helmut Kück, dessen Wort bei den Blau-Weißen seit jeher viel Gewicht hat, eine ganz klare Aussage zu genau diesem Thema getroffen:“ Wir haben das Ende der Fahnenstange erreicht“, sagte Kück mit Blick auf den Saisonverlauf. Mehr als ein Reinschnuppern in die höchste niedersächsische Fußballklasse wäre für einen Verein wie den SV Bornreihe in der aktuellen Konstellation schlichtweg nicht möglich. Ich glaube, das bringt es gut auf den Punkt.

Dann auf ewig Landesliga Lüneburg? Ist das eine Perspektive? Ist doch irgendwie langweilig zu wissen, dass es weder rauf- noch runtergeht, oder?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass man sich in Bornreihe auch bei der nächsten Landesliga-Meisterschaft der damit verbundenen Herausforderung Oberliga mit voller Überzeugung annehmen würde. Und am Ende, so finde ich jedenfalls, geht es ja auch in erster Linie genau darum. Viel schlimmer wäre es doch, wenn man von vornherein sagen würde: Aufsteigen wollen wir sowieso nicht. So ist es ja bei einigen Bezirksligisten in der Vergangenheit gewesen – und das ist doch der absolute Motivationskiller.

Tobi, stell' Dir mal vor, Bundestrainer Julian Nagelsmann würde sagen: Wir freuen uns bei der EM zu sein, aber Europameister werden wollen wir eh nicht. Hat er ja zum Glück auch nicht gemacht. Im Gegenteil: Der Titel ist das Ziel. Deswegen die Frage an den Experten Tobias Dohr: Kann Deutschland Europameister?

Die Frage, die sich dieser Antwort voranstellt, ist: Kann Deutschland noch Turniermannschaft? Ich bin da nach den letzten großen Turnieren noch nicht so ganz sicher, habe aber ein deutlich besseres Gefühl als bei der WM 2022 und der EM 2021. Aber was ich fast genauso spannend finde, ist die Frage: Kann Deutschland noch Sommermärchen?

Also der Impuls muss von der Mannschaft ausgehen. Aber wenn der Funke einmal überspringt, dann können die Fans durchaus Sommermärchen. Bin nur gespannt, ob die Fans das zu bezahlende Public Viewing mitmachen werden.

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Da bin ich mir ziemlich sicher, aber am Ende steht und fällt es alles mit dem Erfolg der deutschen Mannschaft. Komm Dennis, jetzt leg Dich mal fest: Wer wird Europameister?

Noch mal kurz zum Public Viewing: Die Vorstellung, du bist mitten im Pulk der Fans und musst auf Toilette, hat mich noch nie elektrisiert. Und jetzt soll ich auch noch dafür zahlen? Nicht mit mir! Aber zu Deiner Frage: Ich könnte ja einen der Top-Favoriten nehmen, und da steht Deutschland sogar an dritter Stelle. Aber das wäre langweilig. Deswegen tippe ich auf unser Nachbarland Österreich. Gibt auch eine gute Quote. Und auf wen tippst Du?

Ich glaube, die Engländer sind bereit für ihren ersten großen Titel. Und wir werden dann 2028 wieder dran sein, bei der EM 2028, die übrigens in Großbritannien stattfindet. Und dort wird dann Bundestrainer Jürgen Klopp endgültig zur Trainerlegende und gleichermaßen von Deutschen und Engländern gefeiert werden. Ach, wenn es doch nur schon so weit wäre...

Herr Dohr, Sie sind und bleiben ein unverbesserlicher Optimist. Fußball ist doch das Spiel, in dem 22 Spieler einem Ball hinterherrennen und am Ende verlieren immer die Engländer. Oder so ähnlich. Vielleicht einigen wir uns darauf, dass wir auf Deutschland hoffen, es aber einer werden wird, den wir nicht auf dem Schirm haben. Okay?

So machen wir es, Herr Schott. Aber wollen wir diese Ausgabe jetzt allen Ernstes mit trauter Einigkeit beenden? Ich glaube mit Blick auf unsere Follower-Zahlen wäre es sinnvoller, mit einer handfesten Beleidigung auseinanderzugehen. Oder zumindest mit einem klitzekleinen Skandälchen... Ich zähle auf Sie, Herr Kollege.

Was Sie nicht wissen, Herr Dohr: Ich schreibe gerade am Drehbuch für das neue Video bei Instagram mit Ihnen in der Hauptrolle. Titel: Der Fußball, mein Leben und ich. Wird auch nicht länger als 20 Sekunden gehen, so viel zu erzählen haben Sie schließlich nicht.

Ach, Herr Schott, ich bin ja schon froh, dass Sie als Social-Media-Dino den Mai zumindest mit einem klitzekleinen Lernerfolg beenden und jetzt endlich wissen, dass es InStagram heißt und nicht Intagram. Nächsten Monat kümmern wir uns dann um Snapchat.

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Zur Person

Die Sportredaktion

schließt den Monat Mai ab. In unserer etwas anderen Rückschau lassen wir jeden letzten Sonnabend im Monat die vergangenen vier Wochen Revue passieren und diskutieren dabei auch über die Dinge, für die im redaktionellen Alltag oftmals kein Platz in der Zeitung ist. Nicht immer einer Meinung, aber meinungsstark. Nicht immer bierernst, aber mit voller Überzeugung für den hiesigen Amateursport. „Schott the Dohr“ – die Redakteure Dennis Schott und Tobias Dohr schließen die Tür.

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