Guten Morgähn, Tobi. Hast Du auch so gut geschlafen wie ich? Räusper, räusper.
Wie ein kleines Baby, Dennis. Zwinker, zwinker. Apropos Baby...
Genau, apropos... Nachdem wir das letzte Mal die bevorstehende Geburt von meinem Sohn groß angekündigt haben, komm ich zu Beginn dieser Ausgabe nicht drumherum zu sagen: Er ist da! Am 20. April hat Fiete das Licht der Welt erblickt. Seitdem haben Mama und Papa nicht wirklich viel geschlafen. Vor diesem Hintergrund hatte ich schon erholsamere Urlaube, aber noch nie einen so schönen.
Aus eigener Erfahrung sage ich jungen Eltern ja immer gerne: Nichts wird mehr so sein, wie es war – aber alles wird besser. Dennis, ich gratuliere Dir von Herzen und wünsche Fiete einen tollen Start ins Leben. Bleiben zwei Fragen: Wie seid Ihr auf diesen coolen Namen gekommen? Und: Darf ich den jungen Mann trotzdem Scott nennen?
Ja ja, Herr Dohr. Ich weiß ja, dass Sie ihn am liebsten Scott Schott genannt hätten. Meinetwegen können Sie ihn auch weiterhin Scotty nennen. Aber alle anderen Coolen, also nicht Sie, werden sicherlich bei Fiete bleiben. Der Name leitet sich von Friedrich ab, und so hießen mal ein Arbeitskollege von meinem Vater sowie dessen Sohn, die aber nur Fiete gerufen wurden. Den Namen fanden wir auf Anhieb gut. Und wie wir bislang festgestellt haben, sind wir nicht die Einzigen. Und außerdem leitet sich "Friedrich" vom Ursprung her von "der Friedensreiche" ab. Also genau das Gegenteil von Ihnen.
Wie lange sind Sie noch im Entbindungs-Urlaub, Herr Kollege? Und wer kam eigentlich auf die Idee, diese Ausgabe zu schreiben, obwohl ich doch eigentlich Ruhe vor Ihnen gehabt hätte. Na ja, ich deute das mal als unkontrollierbaren jung-väterlichen Gefühlsausbruch. Stell Dich schon mal drauf ein, Dennis. Da kommen jetzt ganz neue Emotionen und Sentimentalitäten auf Dich zu...

Im Hause Schott hat ein neues Leben begonnen.
Für Sentimentalitäten ist jetzt keine Zeit mehr. Wir müssen sportlich werden. Und ich musste ja leider feststellen: Seitdem ich im Urlaub bin (und diesen extra für diese Ausgabe kurz unterbreche), läuft es beim SV Bornreihe nicht mehr. Dabei waren die "Moorteufel" doch zwischenzeitlich bis auf zwei Punkte an die Nicht-Abstiegsplätze herangekommen...
Herr Schott als Glücksbringer der "Moorteufel"? Es hält Sie ja niemand davon ab, sich in den kommenden Wochen als Maskottchen ins Tornetz von Bornreihe-Keeper Henner Lohmann zu setzen. Die richtige Körpergröße für so eine Aufgabe hätten Sie ja.
(lacht) Der war nicht einmal schlecht, Herr Kollege. Muss ich Ihnen lassen. Ihnen muss aber auch klar sein, dass Sie mit diesem Spruch von Ihrer Inkompetenz ablenken, weil Sie sonst den Grund für die letzten Bornreiher Ergebnisse sofort genannt hätten, und zwar, dass die "Moorteufel" den Weggang von Torjäger Justin Dähnenkamp von Beginn dieser Saison und gerade in dieser Phase einfach nicht verknusen konnten, oder?
Tatsächlich fiel der Name Dähnenkamp gerade erst am vergangenen Sonntag in meinem Gespräch mit Bornreihes Kapitän nach dem Spiel in Schöningen. Hendrik Lütjen sprach von einer ziemlichen Harmlosigkeit in der Offensive und da landeten wir dann sehr schnell beim ehemaligen Bornreiher Stürmer – der übrigens bei Klassenkonkurrent Atlas Delmenhorst erneut bester Torschütze ist.
Ist er das? Respekt! In Bornreihe war er in der vergangenen Saison jedenfalls der Gamechanger, wie man neudeutsch sagt. Aber ich bin etwas überrascht, dass man in Bornreihe den Namen Dähnenkamp in den Mund nimmt, was die harmlose Offensive betrifft. Eigentlich wollten ihm die "Moorteufel" doch keine Träne nachweinen.
Also, ich bin mir ziemlich sicher, dass der Name Dähnenkamp in den vergangenen Monaten sehr, sehr oft gefallen ist im Teufelsmoor. Wenn nicht in der Mannschaft, dann auf jeden Fall bei den Zuschauern und Anhängern. Und auch Hendrik Lütjen sprach davon, wie wichtig ein solcher offensiver Unterschiedsspieler eben ist. Trifft Dähnenkamp, gewinnt Atlas. Trifft Ducksch, gewinnt Werder.
War so klar, dass Herr Dohr mal wieder eine Abbiegung Richtung Werder macht, ausgerechnet jetzt, wo das blinde Huhn vom Osterdeich mal ein Korn gefunden hat. Und um Ihnen mal den Unterschied zwischen dem Unterschied-Spieler Dähnenkamp und dem "Unterschied-Spieler" Ducksch zu erklären: Justin Dähnenkamp war zu keiner Zeit infrage gestellt worden, Marvin Ducksch dagegen schon. Jetzt hat er zweimal getroffen und alle rasten aus. Inklusive Herrn Dohr. Das ist mir etwas zu kurz gesprungen.
(lacht) Und sowas aus Ihrem Mund.... "kurz gesprungen"... herrlich. Also, mein kurzer Redakteursfreund, selbst der Werder-Fan in mir würde Herrn Ducksch keine Träne hinterherweinen. (Was allerdings nicht bedeutet, dass ich ihn in ein paar Monaten ebenfalls vermissen werde... siehe Dähnenkamp und Bornreihe). Aber weißt Du eigentlich, was das Tolle ist?
Na?
Ich habe jetzt eine neue Hoffnung – und die heißt Fiete "Scott" Schott. Aus dem werde ich einen ECHTEN Werder-Fan machen.
Herr Dohr, Sie können echt von unecht doch gar nicht unterscheiden. Und auch nicht, was kurz und wirklich kurz ist. Abgesehen davon kann es passieren, dass aus meinem Sohn ein Handballer wird. Wir wohnen gerade einmal 150 Meter vom ATSV Habenhausen entfernt, eine der Handball-Hochburgen in Bremen. Deswegen halten Sie schon einmal ein Taschentuch bereit, wenn sich – Achtung! – der Kurze für eine echte Männersportart entscheidet.
Da könnte ich den Kurzen und den wirklich Kurzen dann im Prinzip nur beglückwünschen. Auch wenn Handball nicht meine bevorzugte Sportart ist, habe ich allergrößten Respekt vor diesen Sportlern. Deren Umgang mit Themen wie Fairness, Zeitspiel, Verletzungen oder Schiedsrichter-Respekt ist einfach nur nachahmenswert – zumindest für die allermeisten Fußballer. So gesehen drücke ich sogar die Daumen. Echter Werder-Fan kann Fiete ja trotzdem werden.
Vielleicht wird er aber auch Tischtennis-Fan. Für das, was die TuSG Ritterhude und der FC Hambergen kürzlich geschafft haben, ist er zwar viel zu jung, trotzdem ist es allemal bewundernswert. Herzlichen Glückwunsch an die Ritterhuder Damen zum Oberliga-Aufstieg und die Hamberger Herren zum Verbandsliga-Klassenerhalt!
Und beide Male kam die frohe Kunde praktisch auf der Couch in den Osterholzer Landkreis geflattert, weil ja sowohl Ritterhude als auch Hambergen ihre Punktspielserie bereits vor einigen Wochen zu Ende gebracht hatten. Dennis, da können wir uns wirklich auf einige Highlights neben König Fußball freuen. Denn auch im Handball haben wir ab September ja endlich wieder einen Verbandsligisten zu bieten. Die HSG LiGra wird nächste Saison tatsächlich fünftklassig spielen. Das hat es wirklich ewig nicht gegeben im Landkreis Osterholz.
Endlich scheint die Fusion zwischen Lilienthal und Grasberg Früchte zu tragen. Das ist eine gute Nachricht! Der Landkreis musste lange genug auf höherklassigen Handball warten. Das war doch früher auch mal anders, oder Tobi?
Definitiv, früher war der Landkreis eine echte Handball-Hochburg. Allerdings war das weit vor meiner Zeit als aktiver Sportler beziehungsweise Sportredakteur. Vielleicht kann uns da mal eine Leserin oder ein Leser helfen. Wann hat zuletzt eine Osterholzer Landkreis-Mannschaft in der fünfthöchsten Liga gespielt? Das wird doch jemand wissen, oder?
Für sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung... Mist, falsche Sendung. Jedenfalls wären wir froh, wenn sich jemand in der Redaktion melden würde. Wir sind für Geschichten von damals immer zu haben. Deswegen hat uns eine Nachricht im vergangenen Monat ziemlich bewegt. Und zwar der Tod von Klaus Pophal. Tobi, wir hatten im Rahmen unserer Serie "Das Spiel meines Lebens" ja auch über die glorreiche Zeit des 1. FC Osterholz-Scharmbeck in den 1970er-Jahren berichtet, und diese Zeit war ganz eng mit dem Namen Pophal verknüpft. Jeder Spieler, der von damals berichtet hat, hat auch sehr viele warme Worte über Klaus Pophal verloren. Er muss ein ganz besonderer Trainer gewesen sein, weshalb wir ihn an dieser Stelle noch einmal würdigen wollen.
Meine aktive Sportzeit im Landkreis Osterholz begann ja erst 2003, insofern habe ich ihn selbst nicht mehr als Trainer kennengelernt. Allerdings habe ich mich mit ihm dann im Februar 2021 getroffen, um mitten in der schlimmsten Corona-Zeit ein großes Portrait über ihn sowie einen Bericht über den legendären Landesliga-Aufstieg mit dem 1. FC Osterholz-Scharmbeck 1976 zu schreiben.
Und wie war dieses Treffen?
Beeindruckend. Er war damals 85 Jahre alt, das Hemd akkurat in der Hose, die Haare gestylt, den Ring an der Hand. Und er wusste noch so viele Details und kleine Anekdoten von früher. Nach diesem fast dreistündigen Gespräch wusste ich jedenfalls ganz genau, was so viele seiner früheren Spieler und Weggefährten meinten, wenn sie Klaus Pophal als ein unglaublich intelligentes und empathisches Vorbild beschrieben haben.
Das Schöne am Fußball, oder am Sport allgemein, ist ja, dass sich gewisse Dinge nie ändern werden. Du kannst fachlich noch so gut sein, aber wenn du deine Spieler menschlich nicht erreichst, dann wirst du keinen Erfolg haben. Und zurückbleiben wird schon mal gar nichts. Das schaffen nur ganz wenige. Klaus Pophal war einer von ihnen. Und vielleicht muss man zurückblickend sagen, dass er in dieser Hinsicht der Beste im Landkreis Osterholz war.
Viele werden es auf jeden Fall genauso empfinden, Dennis. Mensch, das war diesmal aber eine Ausgabe quer durchs Leben und voller Emotionen. Angefangen mit Fiete, geboren vor sieben Tagen, aufgehört mit Klaus Pophal, verstorben im Alter von 88 Jahren.
Da hast Du recht, Tobi. Das war wahrscheinlich die emotionalste Ausgabe, seitdem es dieses Format gibt. Ich glaube, so können wir auch zum Ende kommen. Es sei denn, Sie möchten noch eine Spitze gegen mich loswerden, Herr Dohr. Auf eine mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an.
Herr Schott, ich wünsche Ihnen noch einen wunderschönen Resturlaub und möchte Ihnen an dieser Stelle mitteilen, dass ich Sie fast ein wenig vermisse. Ob Sie das ironisch oder ernst auffassen wollen, ist ganz allein Ihnen überlassen.