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Handelskonzept als Bremsklotz? Woolworth darf nicht an den Pumpelberg in Osterholz-Scharmbeck

Das Einzelhandelskonzept erweist sich offenbar als Bremsklotz für die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Osterholz-Scharmbeck. Auch Woolworth will, aber darf nicht an den Pumpelberg. Das sind die Gründe.
07.11.2024, 05:00 Uhr
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Woolworth darf nicht an den Pumpelberg in Osterholz-Scharmbeck
Von Christian Valek

Die Absage an einen Sonderposten-Markt am Pumpelberg sorgt für Diskussionen in Osterholz-Scharmbeck. Einige Ratsmitglieder halten das Einzelhandelskonzept der Stadt für nicht mehr zeitgemäß. Der Leerstand am Wirtschaftsstandort beunruhigt auch erfahrene Politiker. Viele fragen sich: Was macht es so schwierig, neue Unternehmen in Osterholz-Scharmbeck anzusiedeln?

Ein Beispiel für den Stand der Wirtschaftsentwicklung ist das Tauziehen um den Drogeriemarkt DM, der gern in den Einkaufspark Buschhausen ziehen möchte, aber es (noch) nicht darf. Jetzt stellt sich heraus, dass der Discounter Woolworth sofort an den Gewerbestandort Pumpelberg kommen würde, um dort eine Filiale zu eröffnen. Aber das städtische Einzelhandelskonzept kassiert auch diese Ansiedlung ein.

Woolworth-Sprecher Roland Rissel betont auf Anfrage der Redaktion, dass das Unternehmen großes Interesse habe, in Osterholz-Scharmbeck eine Zweigstelle zu eröffnen. „Konkrete Möglichkeiten sehen wir aktuell aber leider nicht“, so Rissel. „Kürzlich erfolgte Gespräche zu Flächen im Gewerbegebiet Pumpelberg verliefen erfolglos – die für uns wesentlichen Genehmigungen waren aufgrund der vorhandenen Handelsstruktur nicht umsetzbar“, teilt der Firmensprecher weiter mit.

Unzufrieden mit Handelskonzept

Vor diesem Hintergrund fordern erste Politiker, die bestehenden Regeln zu lockern. „Leerstand ist das Schlimmste, was einer Stadt passieren kann“, steht für Jörg Kockert (SPD) fest. Und auch Wilfried Pallasch (Bürgerfraktion) ist mit dem weiterentwickelten Masterplan, dessen Neufassung 2022 im Rat beschlossen wurde, „unzufrieden“. Er rege "ein zeitgemäßes Einzelhandelskonzept“ an, das „nicht mehr alles verhindert“. Für die Christdemokratin Brunhilde Rühl ist weiterhin unklar, wem ein Konzept nutze, wenn es Ansiedlungen verhindere. „Das Einzelhandelskonzept ist aus der Zeit gefallen, weil es uns mehr Fesseln anlegt, als Freiheit zu geben“, sagt Rühl.

Rückblende: Die Immobilien Treuhand (ITG) GmbH aus Düsseldorf versucht seit mehr als einem Jahr, den ehemaligen Toom-Standort am Pumpelberg zu reaktivieren. Nach dem Auszug des Baumarktes im Sommer 2023 gab es zwar mehrere Interessenten, aber keine Bewegung. Zu den potenziellen Nachfolgern zählten der Gartenspezialist Weingärtner und der Renovierungsdiscounter Tedox. Beide Vorhaben scheiterten im Zuge der Mietverhandlungen mit der ITG – und somit ohne Zutun der Stadt, wie Verwaltungsmitarbeiter betonen. Nun aber zeichnet sich ab, dass die ITG mit einem erneuten Versuch scheitern wird, weil das Warenangebot mit den Vorgaben im Einzelhandelskonzept nicht übereinstimmt.

Sortimentsliste als Knackpunkt

Die ITG möchte ein „Multisortimentskaufhaus“ am Pumpelberg ansiedeln (wir berichteten). Knackpunkte sind die breite Sortimentsliste des Sonderpostenmarktes und die Vorgaben im Masterplan: Der Sonderstandort Pumpelberg sei wegen seiner Ergänzungsfunktion zur Innenstadt zu sichern und zu stärken, heißt es auf Seite 9 im Einzelhandelskonzept von 2022.

Genau darauf weist auch Stefan Kamischow von der Stadtverwaltung hin. Die Kommentare der Politiker zur Situation würden den Kern der Fragestellung nicht treffen. „Wollen wir den Schutzstatus hier aufrechterhalten?“, fragte Kamischow anlässlich der Planungsausschuss-Sitzung in die Runde.

Für Harry Schnakenberg vom Seniorenbeirat ist die Lage klar. Er favorisiert die Firmenansiedlung in der Innenstadt statt an einem Gewerbestandort. „Wir müssen ein neues Gebäude in der Kirchenstraße bauen“, schlägt er vor. „Unten ziehen Woolworth oder Action ein, oben kann man Wohnungen vermieten“, so seine einfache Formel, um neues Leben in die Fußgängerzone zu bringen.

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Die Grünen können sich mit diesem Vorschlag nicht anfreunden. Ute Gartmann von der Grünen-Fraktion warnt vor unüberlegten Handlungen. Man sollte nicht an Firmen vermieten, die am Ende möglicherweise „alles zerstören“. Und auch die Grünen-Ratsfrau Anja Heuser mahnt an, die Sache durchdacht anzugehen. „Wir müssen überlegen, was wir wirklich wollen“, betont Heuser. „Wir müssen damit rechnen, dass die Innenstadt dann weniger belebt ist als jetzt“, steht für sie fest.

Woolworth sucht Standorte

Der Discounter Woolworth hält weiterhin daran fest, nach Osterholz-Scharmbeck zu kommen. Das 1879 gegründete Unternehmen, das Haushalts-, Elektro-, Drogerie und Geschenkartikel sowie Bekleidung vertreibt, sucht Gewerbeflächen auch im Landkreis Osterholz. „Wir sind aber weiterhin auf der Suche nach potenziellen Verkaufsflächen in einer Größenordnung zwischen 500 und 2000 Quadratmetern“, teilt Unternehmenssprecher Roland Rissel mit. „Wir würden uns freuen, irgendwann die Handelslandschaft in der Stadt ergänzen zu dürfen.“

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