Am verlassenen Toom-Standort am Pumpelberg soll neues Leben einkehren. Jetzt liegen Pläne auf dem Tisch, die Halle als "Multisortimentskaufhaus" zu vermieten. Obendrein sind weitere bauliche Änderungen für einen möglichen Sonderpostenmarkt als Mieter vorgesehen. Doch so einfach ist das alles nicht: Neben der DM-Ansiedlung in Buschhausen (wir berichteten) scheint auch das Projekt am Pumpelberg unter keinem guten Stern zu stehen. Es geht wieder einmal um die Frage, wie viel Konkurrenz die Händler in der Innenstadt vertragen.
Das will die ITG aus Düsseldorf
Die Geschäftsführung der Immobilien Treuhand GmbH (ITG) aus Düsseldorf möchte am Pumpelberg einen Sonderpostenmarkt mit einer Verkaufsfläche von 3185 Quadratmeter etablieren. Für das „Multisortimentskaufhaus“ sind laut ITG einige Umbauarbeiten angedacht. Während die Fassade des Hauptgebäudes bleiben kann, soll das knapp 500 Quadratmeter große Gewächshaus an der Nordseite der Halle abgerissen werden. Die Pläne eines Architekten sehen vor, 30 zusätzliche Stellplätze zu schaffen, um danach insgesamt 62 Stellplätze vor Ort anzubieten.
Neben den baulichen Veränderungen erweist sich die Sortimentsliste als Knackpunkt. Für ITG ist die Warenliste des geplanten Multisortimentskaufhauses mit den Sortimenten eines Baumarkts vergleichbar. „Schädliche Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche in der Stadt Osterholz-Scharmbeck oder in anderen Gemeinden“ seien demnach nicht zu erwarten, ist die ITG-Geschäftsführung überzeugt. Die Auftraggeber aus Düsseldorf haben ihrer Bauvoranfrage an die Stadt Osterholz-Scharmbeck eine Markt- und Wirkungsanalyse zur Nachnutzung des ehemaligen Toom-Baumarkts beigefügt. Das Planungsbüro Bulwiengesa aus Hamburg hat ein fast 60 Seiten starkes Gutachten zur Ansiedlung eines sogenannten Multisortimenters angefertigt.
Das sagt die Stadtverwaltung
Im Gegensatz zur ITG-Geschäftsführung hält die Stadtverwaltung dieses Gutachten für wenig überzeugend. Und das nicht nur, weil die Sortimentsanteile sich in der Endsumme der Gutachter auf fiktive 101 Prozent aufaddieren. Vielmehr geht es darum, dass das Warenangebot für den Sonderpostenmarkt – im Bereich der zulässigen Randsortimente – teilweise deutlich abweicht von den Festsetzungen der vorigen Baugenehmigung, wie die Verwaltung anmerkt.

Der verwaiste Eingang des ehemaligen Toom-Baumarkts am Pumpelberg in Osterholz-Scharmbeck.
Für Stadtdezernent Manuel Reichel ist klar, dass die ITG-Pläne so nicht den Vorgaben des B-Plans entsprechen. "Das passt einfach nicht", bringt es Reichel auf eine einfache Formel. Der Anteil der nahversorgungs- und zentrenrelevanten Sortimente sei deutlich zu hoch. Das Vorhaben stelle damit keinen Heimwerker-, Bau- und Gartenmarkt dar, heißt es aus dem Rathaus. Zudem sei eine Befreiung von den Festsetzungen des B-Plans nicht beantragt. Ein solcher Vorstoß hätte „auch keine Aussicht auf Erfolg, da die sogenannten Grundzüge der Planung berührt werden“, heißt es weiter. „Nach Rücksprache mit dem Antragsteller sei auch nicht geplant, einen Antrag auf Änderung des Bebauungsplans zu stellen, heißt es abschließend.
Das sagt das Planungsbüro
Und auch die Planer von Bulwiengesa kommen auf Seite 55 ihres Gutachtens zum Ergebnis, dass sich das Betreiber- und Sortimentskonzept „nicht direkt mit den im rechtskräftigen Bebauungsplan Nummer 90 ausgewiesenen Vorgaben und Sortimenten“ deckt. Das Vorhaben an sich sei aber „voll tragfähig“. Ein solcher Markt könne vom Einzugsgebiet Osterholz-Scharmbeck und von „Abstrahleffekten des benachbarten Marktkauf SB-Warenhauses“ profitieren, so die Einschätzung der Fachleute.
Nach dem Auszug von Toom im Sommer 2023 sollte anschließend der Renovierungsdiscounter Tedox an den Pumpelberg ziehen. Die Gespräche waren offenbar schon weit vorangekommen, als die Ansiedlung plötzlich scheiterte. Die Vertragsparteien konnten sich unter anderem nicht über die Kosten einigen (wir berichteten). Dieser Möglichkeit trauern die Stadtplaner heute noch hinterher. Eine Nachfolgenutzung durch Tedox wäre sowohl mit dem Planungsrecht (Heimwerkermarkt) als auch mit den Zielen des städtischen Einzelhandelskonzepts kompatibel gewesen, heißt es von Verwaltungsseite. Auch der Landkreis Osterholz hatte zum damaligen Zeitpunkt mehrfach signalisiert, dass die Voraussetzungen für eine entsprechende Baugenehmigung gegeben seien.
Die Firma ITG hat auf zwei Anfragen der Redaktion bislang nicht reagiert.