Osterholz-Scharmbeck. Der VSK Osterholz-Scharmbeck strauchelt weiter: Das 0:1 (0:1) gegen den TSV Ottersberg war nicht nur die zweite Niederlage in Folge, sondern auch das dritte sieglose Spiel in Serie für Kreisstädter. Sie rutschten auf den neunten Tabellenplatz ab. Da war die beste Nachricht des Tages, dass Rang eins für den Meisterschaftsanwärter nicht in noch weitere Ferne gerückt ist. Da der FC Worpswede in Sottrum ebenfalls verlor, beträgt der Rückstand auf die Spitze weiterhin sieben Punkte. Dennoch läuft die Mannschaft von Trainer Thorsten Westphal ihren eigenen Ansprüchen momentan hinterher.
Und so war es durchaus überraschend, dass der Coach nach dem Spiel von der besten Saisonleistung seiner Mannschaft sprach. "Da war Wille, da war das Spielerische. Das war alles in Ordnung", fügte Westphal erklärend hinzu. Womit er recht hatte: Viel vorwerfen konnte man dem VSK nicht. Er trat konzentriert auf, arbeitete aufmerksam gegen den Ball und hatte auch spielerisch gute Momente. Auffällig: Die Kreisstädter liefen die Gäste zu Beginn nicht hoch an, sondern agierten aus einer etwas tieferen Grundordnung heraus. Ein taktischer Schachzug, der auch aus den jüngsten Ergebnissen resultierte. "Wir haben keinen guten Lauf: Wir haben gegen Lilienthal doof verloren und gegen Anderlingen das Spiel durch ärgerliche Gegentore weggegeben", sagte Westphal. "Du musst erst einmal Stabilität bekommen." Und die bekam er. Die Gastgeber ließen kaum Abschlüsse der Gäste zu.
Tahas Mega-Chance
Offensiv vertrauten die Kreisstädter darauf, dass sie unter anderem über schnelle Gegenangriffe zum Erfolg kommen könnten. "Wir wussten, dass auch Ottersberg Fußball spielen will, nach vorne aber nicht so Lösungen kreieren kann wie wir", so Westphal. "Und wir hatten ja auch unsere Umschaltmomente, aber wir machen das Tor einfach nicht. Wir belohnen uns nicht", haderte er. Die wohl beste Gelegenheit besaßen die Grün-Weißen bereits in der Anfangsphase. Der Ball schien bereits verloren, als ihn Jan Brinkmann und Tim Bormann rechts im Ottersberger Strafraum zurückeroberten. Bormanns Hereingabe landete beim völlig freien Hussain Taha, der aus nächster Nähe mit links das Tor verfehlte. Eine Mega–Chance (7.). Wie sein Mitspieler nicht treffen konnte, schien auch der Flankengeber nicht zu begreifen: Bormann breitete nur verständnislos die Arme aus.
Diese Gelegenheit fiel in die vor den Toren munterste Phase der Begegnung. Nur kurz darauf verpasste Ottersbergs Görkem Colak per Kopf nach Daniel Luckymans Hereingabe von rechts die Gäste-Führung (9.). Colak hatte bereits nach wenigen Sekunden im Blickpunkt gestanden, als er nach einem Angriff über links in den Strafraum gezogen und nach einem Zweikampf mit Rechtsverteidiger Maurice Banehr zu Fall gekommen war. Schiedsrichter Jonas Clasen ließ jedoch weiterlaufen – sehr zum Ärger der Gäste. Wobei auch die Gastgeber noch einmal mit dem Unparteiischen hadern sollten. Ebenfalls weil er keinen Strafstoß pfiff.
Es lief bereits der zweite Durchgang, als Hussain Taha bei einem Zweikampf zu Fall kam. Das Foulspiel seines Ottersberger Gegenspielers war unstrittig, die Frage war, wo genau das Vergehen stattgefunden hatte. Schiedsrichter Clasen entschied auf Freistoß und nicht auf Elfmeter, obwohl er den Ball auf die Linie des Strafraums legte. Ein Umstand, der Thorsten Westphal massiv ärgerte: "Ich verstehe es einfach nicht. Er kann doch nicht den Freistoß auf die Linie legen. Die Linie gehört zum Sechzehner. Dann ist das ein Elfmeter", haderte er mit Clasens Entscheidung. Und auch der Gefoulte gab eine klare Antwort darauf, ob es nun ein Elfmeter oder ein Freistoß gewesen sei: "Elfmeter – zu 200 Prozent. Das hat sogar mein Gegenspieler gesagt", so Taha. Auch das Argument, dass Clasen das erste von zwei Fouls geahndet habe und es deshalb Freistoß gegeben habe, konnte Westphal nicht nachvollziehen. "Warum lässt er dann Vorteil laufen?", fragte er sich und vermisste nicht zum ersten Mal in den vergangenen Wochen das Spielglück.
Der Freistoß des VSK aus spitzem Winkel jedenfalls verpuffte. Er fand keinen Abnehmer im Strafraum – das war exemplarisch für das Spiel der Gastgeber. Sie versuchten viel, betrieben einen großen Aufwand, Westphal fand gar: "Wir waren die klar bessere Mannschaft, wir haben das Spiel komplett im Griff gehabt." Und doch waren die glasklaren Abschlusssituationen Mangelware. "Weil da nie einer von uns steht, wenn der Ball reinkommt", nannte der Trainer das entscheidende Manko. Dem VSK fehlte ein Abnehmer für die Flanken und Zuspiele in die Spitze. Diese Rolle füllte kein Akteur aus. "Und dann wird es schwer, sich zu belohnen", wusste Westphal.
Zumal die Ottersberger aus ihren ebenfalls ganz wenigen Chancen eben etwas mehr herausholten als die Kreisstädter. Auf Colak-Vorlage umkurvte Daniel Throl Michel Stelljes und erzielte quasi mit dem Halbzeitpfiff den Treffer des Tages (45.). Für einen ihrer wenigen Fehler wurden die Gastgeber hart bestraft – auch das passte ins Bild eines gebrauchten Sonntags.