Nein, die ganz große Derbystimmung wollte irgendwie nicht aufkommen. Und das war Markus Werle durchaus recht. Zum ersten Mal war der neue Trainer des SV Blau-Weiß Bornreihe Teil des "Osterholzer Clásico", dem Duell der "Moorteufel" gegen den VSK Osterholz-Scharmbeck. Dass die jüngste Partie im Achtelfinale des Bezirkspokals vor allem spannungstechnisch nicht mit vorangegangenen Duellen dieser beiden Klubs mithalten konnte, störte Werle nicht im Geringsten. Im Gegenteil.
"Alles in allem haben wir das sehr souverän gelöst", sagte der Bornreiher Coach nach dem 4:1 (2:0)-Sieg des Landesligisten. Vor allem in Sachen Timing zeigten die Blau-Weißen dem Bezirksligisten, wie wichtig eine gewisse Effektivität in solchen Spielen ist. Nicht umsonst sprach VSK-Trainer Julian Gelies hinterher von der "gnadenlosesten Truppe im ganzen Landkreis". Diese gnadenlosen Bornreiher waren dabei keinesfalls das dominantere Team. Stattdessen hatten die Hausherren sogar über weite Strecken mehr Ballbesitz und verlagerten das Spielgeschehen immer wieder in die Hälfte der Blau-Weißen.
Doch das Werle-Team arbeitete vor allem in der Anfangsphase sehr strukturiert gegen den Ball – und ging dann bereits nach zwölf Minuten in Führung. Eine Ecke von David Dere drückte der völlig freistehende Jan Buchcik am zweiten Pfosten über die Linie. Zuvor hatte Flügelstürmer Dere bereits eine gute Chance gehabt, bei der nächsten Ecke kam erneut Buchcik aussichtsreich an den Ball. Der VSK hingegen verzeichnete trotz gefälliger Spielanlage nur einen wirklich gelungenen Abschluss durch Neuzugang Mirco Dressler.
Besser machten es die "Moorteufel", die in der nächsten guten VSK-Phase das 2:0 nachschoben. Nach einem schönen Diagonalball legte sich Jeremy da Rocha Nunes erst Gegenspieler Luca Heißenbüttel und dann den Ball zurecht und vollstreckte sehenswert ins lange Eck (29.). Nichts deutete nun noch auf den packenden Pokalfight hin, den sich die meisten der knapp 300 Zuschauer gewünscht hatten. Auch dann nicht, als den Kreisstädtern in der 60. Minute der Anschlusstreffer gelang – wenngleich dieser unter freundlicher Mithilfe der Bornreiher fiel.
Der fliegende van Koll
Marlow Hinck fälschte einen von Jan Brinkmann getretenen Freistoß unglücklich ins eigene Netz ab. Kurz darauf setzte Brinkmann Louis Melzer schön in Szene, doch der schob Bornreihes neuem Keeper Niklas Griesmeyer das Leder aus zwölf Metern genau in die Arme. Trotz dieser Szenen kam nicht das Gefühl auf, dass der VSK diese Partie noch würde drehen können. Zu stabil standen die Bornreiher, zu wenig zielstrebig agierten die Hausherren im letzten Drittel. Und dann raubte der dritte Bornreiher Treffer endgültig die Überzeugung bei den Grün-Weißen.
Nach einem Freistoß von Michel Waldow lag Vinzenz van Koll bereits waagerecht in der Luft, bevor er den Ball perfekt mit dem Kopf traf und aus 14 Metern genau in den Winkel beförderte (73.). Ein echtes Traumtor, das die Blau-Weißen entsprechend feierten und mit dem die Vorentscheidung gefallen war. In der Nachspielzeit verlängerte Derrick Ampofo dann noch einen Einwurf zum durchgestarteten Loris Menger, der auf den mitgelaufenen Leandro Almeida querlegte und diese herrliche Kombination der drei eingewechselten Spieler mit dem 4:1 abschloss.
"Der Bornreiher Sieg ist am Ende völlig verdient", gratulierte auch Julian Gelies dem Favoriten hinterher. Diese Glückwünsche nahm Markus Werle gerne entgegen, wohl wissend, dass längst nicht alle Zuschauer seiner Mannschaft einen solch souveränen Auftritt zugetraut hatten: "Es geht definitiv in die richtige Richtung bei uns", so der Bornreiher Coach, den es wirklich so gar nicht gestört hatte, dass sein erster "Clásico" doch recht unspektakulär verlaufen war.