Osterholz-Scharmbeck. Auf einmal wurde es voll auf dem Feld in der Sporthalle der Berufsbildenden Schulen in Osterholz-Scharmbeck. Sie alle kamen nach unten: Philip Gerken, Lars Rieken, Niklas Heitmann, Yannick Vrampe – jeder, der zum Aufgebot des FC Worpswede gehört, aber am Sonnabend von der Tribüne aus verfolgt hatte, wie die Weyerberg-Kicker Geschichte schrieben: Zum ersten Mal gewannen sie das Hallenfußballturnier um den Schmolke-Cup. Im intensiven Finale setzte sich der Bezirksliga-Spitzenreiter gegen den Ligarivalen TSV Ottersberg mit 2:1 durch und löste damit den SV Blau-Weiß Bornreihe als Titelträger ab.
Der Worpsweder Triumph fußte darauf, dass sich die Grün-Weißen im Lauf des Turniers erheblich steigerten. Mit einem mühseligen 2:2-Remis gegen den VSK Osterholz-Scharmbeck Schwarz, wie die überwiegend mit Spielern der Zweiten der Kreisstädter bestückte Mannschaft genannt wurde, waren sie gestartet. "Aber dann sind wir immer besser und besser geworden", freute sich Oliver Schilling, der die Worpsweder gemeinsam mit Gerd Buttgereit trainiert. Am Ende, überlegte er, habe seine Mannschaft womöglich etwas mehr Kraft gehabt als der Gegner. Ottersberg jedenfalls entpuppte sich als echte Bereicherung für das Turnier, die Elf von Axel Sammrey wäre ebenfalls ein würdiger Titelträger gewesen. Dass nicht zum ersten Mal eine Mannschaft, die nicht aus dem Kreis Osterholz kommt, das Turnier gewann, hing ganz eng mit den jüngsten beiden Neuverpflichtungen der Worpsweder zusammen.
Bekjar ragt heraus
Sowohl Leandro Almeida als auch Yassin Bekjar gaben ihre Visitenkarte beim Schmolke-Cup ab und zeigten, warum sie eine Bereicherung für den Spitzenreiter sein können. Besonders Bekjar, vom Bremen-Ligisten Brinkumer SV an den Weyerberg gewechselt, spielte sich in den Vordergrund. Mit seiner engen Ballführung, seiner feinen Technik und seinen cleveren Bewegungen erfüllte er wohl am ehesten das Bild eines Hallenspezialisten. Was er machte, hatte ab dem zweiten Spiel Hand und Fuß: Mit seinem Tor, als er den Ball mit der Sohle an zwei Gegenspielern vorbeizog, und einer Vorlage war er entscheidend am 2:0-Sieg über den SV Lilienthal-Falkenberg beteiligt. Spätestens von da an ragte er aus einem starken Worpsweder Kollektiv noch ein Stück weit heraus.
Dass er den entscheidenden Treffer im Finale erzielte (zuvor hatte Derrick Ampofo die Ottersberger Führung durch Stiliyan Petrov egalisiert), passte perfekt zu seinem Auftritt. Er war der Unterschiedsspieler, der zudem die Auszeichnung als bester Spieler des Turniers erhielt. Im Dreikampf um die Torjägerkrone musste er sich nach Penaltyschießen Ottersbergs Egzon Percani geschlagen geben. Auch Bornreihes Denis Chinaka, der im Viertelfinale den FC Hambergen mit vier Toren quasi im Alleingang ausgeschaltet hatte und wie Bekjar und Percani bei insgesamt fünf Treffern stand, ging leer aus.
Die ewigen Rivalen im kleinen Finale
Überhaupt war es nicht das Turnier der "Moorteufel", die zuvor sechs der vergangenen sieben Auflagen für sich entschieden hatten. Am Ende mussten sie sich mit Platz vier begnügen. Nachdem die Blau-Weißen im Halbfinale dem TSV Ottersberg knapp mit 2:3 unterlegen waren, hatten sie im Spiel um Platz drei gegen die Erstvertretung des VSK Osterholz-Scharmbeck überhaupt keine Chance mehr. 5:1 ging das Duell der alten Rivalen an die Kreisstädter, die ihre Klasse noch einmal nachdrücklich zeigten.
Womöglich fehlte Bornreihe am Ende ein Stück weit auch die Kraft nach einer anstrengenden Einheit im Fitnessstudio am Donnerstagabend, dem Testspiel beim BTS Neustadt (2:1) am Freitagabend und der Hallen-Doppelbelastung für Vinzenz van Koll, Jeremy da Rocha Nunes und Simon Küstner, die allesamt vor dem Turnier in Osterholz-Scharmbeck noch in Loxstedt auf dem Parkett gestanden und den Einzug in die Zwischen- und Endrunde am Sonntag eingetütet hatten. Philip Bähr, wahrscheinlich einer der Rekordspieler beim Schmolke-Cup, war dagegen Zuschauer, er war angeschlagen aus dem Kreis Cuxhaven zurückgekehrt.
Er sah wie der Rest auf der vollen Tribüne, wie die beiden Teams, die zusammen auf insgesamt 21 Schmolke-Cup-Siege kommen, dieses Mal eine etwas kleinere Rolle spielten – was dem Turnier insgesamt durchaus guttat. Es war offen und spannend wie selten. Wobei VSK-Coach Thorsten Westphal nicht zu Unrecht feststellte: "Jede der vier Mannschaften im Halbfinale hätte das Turnier am Ende auch gewinnen können. Kleinigkeiten haben den Unterschied gemacht, manchmal auch nur das Momentum." Das war letztlich auf der Seite des FC Worpswede, der mit dem Titelgewinn eine lange Nacht Partynacht einleitete.