Panik ist nicht angesagt, wenn man Ulrich Messerschmidt glaubt. Bei der Bürgerversammlung, die nach einer Corona-Pause nun wieder regelmäßig stattfindet und die unter dem Motto "Pennigbüttel schnackt" firmiert, liegt der Fokus am Donnerstagabend auf dem Wolf. Ein aktuelles Thema, wie Ortsvorsteherin Martina Kunst in ihrer Begrüßung betont. Auch in der Ortschaft seien schon Wölfe gesichtet worden.
Ulrich Messerschmidt ist Jäger, CDU-Ratsherr und Pennigbütteler - Wolfsbeauftragter sei er aber nicht, wie er selbst bemerkt. Er wolle eher aus seiner persönlichen Sicht berichten. Er hat eine Präsentation vorbereitet, informiert allgemein über Wölfe und zeigt auf, wie ein Wolf vom Hund unterschieden werden kann: typische Fellzeichnung, hohe Beine und kleine dreieckige Ohren. Messerschmidt geht auf die ursprüngliche Verbreitung des Raubtiers in ganz Europa, seine Ausrottung und die Rückkehr ein - und versucht zugleich, zu beruhigen.
In ruhiger Atmosphäre
Etwa 40 Besucher haben sich im Vereinsheim des SV Komet Pennigbüttel eingefunden. Interessiert lauschen sie dem Vortrag, sind zugleich aber überwiegend Stammgäste bei "Pennigbüttel schnackt", wie es scheint. Zwar gibt es Zwischenfragen - etwa die, warum es solange mit DNA-Auswertungen dauert oder was bei einer Begegnung auf einem Ausritt zu tun sei. Aber überängstliche Bürger sind nicht anwesend. Entsprechend ruhig und entspannt ist die Atmosphäre. Messerschmidts Vortrag ist weitestgehend neutral. "Wölfe sind vorsichtig und halten das Risiko gering", erklärt er. Menschen gehörten nicht ins Beuteschema. Ein erfahrener Wolf werde Menschen aus dem Weg gehen.
Von jugendlichen Rüpeln
Dann aber sind da noch die Jungtiere. Die seien neugierig und wollten die Welt erkunden. Messerschmidt: "Die jugendlichen Rüpel sind die Problemgruppe." Sie würden sich beispielsweise nicht gleich zurückziehen.
Natürlich spielten die Risse von Nutztieren eine Rolle. Von den möglichen Herdenschutzmaßnahmen seien spezielle Herdenschutzhunde noch am wirksamsten, bemerkt der Jäger. Insgesamt machen Nutztiere 0,6 Prozent im Speiseplan der Wölfe aus. An erster Stelle stehe Schalenwild mit einem Anteil von 94 Prozent. Die Biotope zwischen Bremen und Hagen seien deshalb mit ihren vielen Wildtieren ideal für die Raubtiere. Ein Wolfsrudel, meist zwei Elterntiere, Jährlinge und Welpen - also etwa acht Tiere - beanspruche zwischen 150 und 350 Quadratkilometer. Im Bereich Pennigbüttel könne sich maximal eines ansiedeln.
Aus der Sicht der Jäger
Ulrich Messerschmidt kann sich mit dem Wolf augenscheinlich abfinden, auch wenn er einräumt: "Ich bräuchte ihn nicht." Es gibt aber den einen oder anderen Aspekt, der den Pennigbütteler umtreibt. Als Jagdpächter in Sandhausen hält Messerschmidt damit auch nicht hinter dem Berg, und in diesen Momenten teilt er die bekannten Standpunkte der Jägerschaft. Mehrfach betont er, es handele sich um seine Meinung als einfacher Jäger; es gebe natürlich auch andere Sichtweisen. "Was der Wolf noch lernen muss: Wo Menschen sind, da knallt es", sagt er. Gemeint sind mehr Abschüsse von Wölfen, die dem Raubtier Respekt vor Menschen beibringen sollen. Eine Theorie besagt, dass die Tiere negative Erfahrungen an ihre Nachkommen weitergeben. In manchen Kreisen, zu denen auch die Jägerschaft gehört, wird dies als Lösung im Umgang mit den Wölfen angesehen. Wölfe würden dann Ansiedlungen meiden, so die Überlegung. Es gibt aber auch andere Meinungen. Kritiker bezweifeln, dass die Wölfe Abschüsse entsprechend instinktiv verknüpfen können.
Derzeit sei es aber ohnehin nicht möglich, den Wolf zu bejagen, bedauert Messerschmidt. Er plädiert für eine Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht. Derzeit werde noch darüber gestritten, ob die Art einen ausreichenden Erhaltungsstand erreicht habe, sodass eine Aufhebung ihres Schutzstatus' in Betracht komme. Aktuell gelten die Tiere weiterhin als gefährdet. Messerschmidt sagt, er könne das nicht beurteilen. In Niedersachsen gibt es 50 Rudel sowie vier Paare und zwei Einzeltiere. "Es gibt Stimmen, die sagen, das sei ein prima Erhaltungszustand." Früher oder später werde der Wolf wohl ins Jagdrecht kommen. Und dann, so befürchtet Messerschmidt, würden die Jäger dafür kritisiert, dass sie nicht früher etwas unternommen hätten.
Regulierung als Scheinlösung

Ulrich Messerschmidt ist Jäger und sprach in Pennigbüttel über den Wolf.
Damwild werde derzeit reguliert, und das wäre auch auf den Wolf anwendbar, findet der Jäger. Dazu wäre eine Quotierung der einzig gangbare Weg. Dabei würde immer eine festgelegte Anzahl an Tieren entnommen. Es sei nämlich nicht möglich, einzelne Wölfe zu bestimmen. Wenn also ein Wolf Nutztiere gerissen hat und es komme anschließend ein Artgenosse vorbei, dann habe der eben Pech gehabt. Nur so könnten die Wölfe daraus lernen.
Daran sei derzeit aber nicht daran zu denken. Ulrich Messerschmidt schildert auch Eindrücke aus den neuen Bundesländern. Dort seien Grünbereiche neben vielen Landstraßen geräumt worden. Auf Nachfrage habe man ihm gesagt, das sei zum Schutz der Wölfe geschehen, so der Pennigbütteler: Autofahrer könnten die Tiere so eher sehen und eine Kollision vermeiden. Der Fokus liege also noch immer eher auf dem Erhalt.
Messerschmidt zieht ein positives Fazit: "Die Verbreitung wird voranschreiten. Aber wir brauchen keine Angst zu haben." Denn irgendwann dürfe der Wolf wieder gejagt werden.
Mehr Informationen zum Wolfsmonitoring in Niedersachsen und zu Wölfen gibt es online unter der Adresse www.wolfsmonitoring.com. Informationen zu Pennigbüttel gibt es im Internet unter www.xn--pennigbttel-zhb.de.