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"OHZ hilft Ukraine" Kürzere Wege für Spendenwillige

Mit kürzeren Wegen für die Spendenwilligen soll das Projekt "OHZ hilft Ukraine" auch unter den Bedingungen eines langen Krieges am Laufen gehalten werden.
16.06.2022, 06:00 Uhr
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Von Michael Schön

Osterholz-Scharmbeck. Der Krieg in der Ukraine wird erbitterter denn je geführt. Kein Ende in Sicht. Soziologen befürchten Gewöhnungseffekte und Aufmerksamkeitsdefizite. Im vierten Monat nach dem russischen Überfall auf den kleineren Nachbarstaat stellt Peter Göbel von "OHZ hilft Ukraine" fest, dass die Hilfsaktion sehr gut angelaufen sei, "aber zuletzt doch weniger los gewesen ist" am Sammellager in Hambergen. Dagegen will der umtriebige Versicherungsfachmann, der auch schon die Corona-Einkaufshilfe ins Leben gerufen hat, etwas unternehmen, "denn täglich sterben Menschen, und Hunderttausende leben in Angst und großer Not". Er will weg von der Logistik-Zentrale und hin zu Sammelstellen, die den Spendenwilligen kurze Wege ermöglichen.

Garage angemietet

Anfang der Woche konnte er bereits ein Dutzend Anlaufstellen melden, vorwiegend Einzelhändler, aber auch Schulen, die seine Spendenboxen aufstellen. Der Osterholz-Scharmbecker hat auch eine Garage angemietet, an einem zentralen Ort in der Kreisstadt, an der zu festen Öffnungszeiten Spenden abgegeben werden können. Sie soll als Umschlagplatz dienen, von dem aus die Waren nach Hambergen transportiert werden. Dort wird nicht nur der Lkw für den Hilfstransport beladen. Auch viele Ukrainer, die in den ersten Kriegstagen oft völlig mittellos im Landkreis Osterholz angekommen waren, konnten sich dort mit dem Nötigsten versorgen. 

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Der Projekt-Mitinitiator hofft besonders, dass er auch Supermärkte,  Discounter und Tankstellenbetreiber für seine Initiative gewinnen kann. "Neben der Bereitschaft, eine Spendenbox aufzustellen, fällt ja keine zusätzliche Arbeit an." Die Idee dahinter: Die Konsumenten könnten auch noch haltbare Lebensmittel oder Babynahrung auf den Einkaufszettel setzen. Der Mangel an solchen Produkten ist in der Ukraine besonders groß. Dringend benötigt werden ferner Medikamente,  Verbandsmaterialien, Milchpulver für Babys und Tiernahrungsmittel.

Göbel ist froh über die große Bereitschaft in Osterholz-Scharmbeck und Umgebung, sich um die Opfer der russischen Invasion zu kümmern. Es sind bereits drei vollbepackte 40-Tonner in die Ukraine geschickt worden und auch unversehrt am Bestimmungsort angekommen.  "Inzwischen haben wir aber die Situation, dass sich manch einer überlegt, ob er  für fünf Konservendosen, für ein Paket Windeln oder ein paar Gläschen Babynahrung nach Hambergen fahren soll. Lohnt sich dieser Aufwand überhaupt? Von Umweltaspekten wollen wir gar nicht erst sprechen." Es solle leichter werden, "Leben zu retten". 

Zweieinhalb Wochen bis Kiew

Der erste Lkw war zweieinhalb Wochen unterwegs, weil Putins Militär damals noch Kiew einzunehmen versuchte und Beschuss oder Kaperung zu befürchten waren. Nach dem russischen Rückzug wurde es leichter für die Fahrer der Spedition aus dem westukrainischen Lemberg (heute Lwiw), in die Hauptstadt zu kommen. Beim nächsten Mal sollen von Kiew aus der Weitertransport nach Osten erfolgen, in die Millionenstadt  Charkiw und in die Donbass-Region, wo der Krieg am heftigsten tobt und die Not der dort verbliebenen Menschen am größten ist. Ein brandgefährliches Unternehmen, bei dem nach der Überzeugung Göbels die Beteiligten aber wissen, was sie tun. Der vierte Lkw soll in etwa zweieinhalb Wochen losfahren, wie der Projektleiter hofft. "Wir wollen ja keinen halbvollen Lkw wegschicken." Fahrer und Fahrzeug werden von der Lwiwer Spedition gestellt, die Kosten für den Sprit – der Tank fasst 750 Liter Diesel – muss "OHZ hilft Ukraine" über Spenden decken. 

Göbel will in den nächsten Tagen weitere Sammelstationen melden. "Ziel ist es, die Wege kurz zu halten und möglichst flächendeckend ein Netz von Abgabestellen aufzubauen." Deshalb bittet er Einzelhändler, die bereit sind, einen Karton in ihren Geschäften vorzuhalten um eine kurze Nachricht. "Sie erhalten nicht nur den entsprechend vorbereiteten Karton geliefert. Wir werden ihn darüber hinaus regelmäßig austauschen, sobald er voll ist." 

Außerdem soll eine Liste mit Abgabestellen veröffentlicht werden, die ständig aktualisiert wird.  Wer noch Fragen zum Projekt hat: Peter Göbel ist am besten unter der Mobiltelefonnummer  0173/7264434 zu erreichen. Oder per E-Mail an ohzhilftukraine@web.de. Ein Spendenkonto ist eingerichtet worden.

Zur Sache

Ausländerbehörde macht Tempo

Die Ausländerbehörde beim Landkreis Osterholz informiert über einen verbesserten Service für Flüchtlinge aus der Ukraine. Verwaltungsangaben zufolge werden bereits seit Mai für die Ausstellung der Aufenthaltserlaubnis auch Termine an Sonnabenden sowie mittwochs und freitags an Nachmittagen vergeben.

Für die Erlaubnis im Scheckkartenformat müssen unter anderem Fingerabdrücke abgegeben und eine Unterschrift geleistet werden, die wie beim Personalausweis in das Dokument eingefügt wird. So seien bereits 600 Anträge final bearbeitet worden, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Der Vorschlag, von den Kreishaus-Öffnungszeiten abzuweichen, sei aus den Reihen der Belegschaft gekommen, die möglichst schnell habe helfen wollen. Die förmliche Prozedur musste wegen des zeitweise großen Zustroms oft nachgeholt werden, weil Erfassung und Verteilung auf die Gemeinde zunächst Vorrang hatten.

Seit Kriegsbeginn seien rund 900 Ukrainerinnen und Ukrainer im Landkreis angekommen; zurzeit würden etwa 25 Menschen pro Woche vom Land zugeteilt. Über die genaue Anzahl oder die familiäre Zusammensetzung werde der Landkreis oft nur mit kurzer Vorlaufzeit von zwölf bis 24 Stunden informiert. "Die Gemeinden agieren dabei sehr flexibel", lobt Landrat Bernd Lütjen. Für die Flüchtlingsunterbringung wird weiterhin Wohnraum benötigt, daher können sich potenzielle Vermieter nach wie vor in ihrem Rathaus melden: in Osterholz-Scharmbeck unter Telefon 04791/ 173 16, in Ritterhude unter 04292/ 88 91 70 und in Hambergen unter 04793/ 780.

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