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Innenstadtentwicklung Scharmbecker Bach: Siegerentwurf für geplante Umgestaltung steht fest

Der Siegerentwurf für die Umgestaltung des Scharmbecker Bachs in Osterholz-Scharmbeck ist jetzt ausgewählt und präsentiert worden. Eine Mischung aus urbanem Raum und naturbelassener Aue soll entstehen.
30.04.2025, 05:00 Uhr
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Scharmbecker Bach: Siegerentwurf für geplante Umgestaltung steht fest
Von Lucas Brüggemann

Eine Mischung aus urbanem Raum am Wasser und naturbelassener Aue soll es sein, wenn die Umgestaltung des Scharmbecker Bachs in der Innenstadt von Osterholz-Scharmbeck abgeschlossen ist. Das Planungsbüro Schramm und Partner aus Bremen hat seine Pläne auf der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung vorgestellt.

Laut Frank Wiesner, Leiter der Abteilung Tiefbau in der Stadtverwaltung, haben sich im vergangenen Jahr insgesamt acht Planungsbüros am sogenannten freiraumplanerischen Wettbewerb beteiligt. Davon seien vier in die engere Wahl des Preisgerichts gekommen, und der Entwurf von Schramm und Partner habe letztlich gewonnen. Stadtbaurat Manuel Reichel betonte, dass es sich um einen anonymen Wettbewerb gehandelt habe. Die jeweiligen Entwürfe seien lediglich mit Nummern versehen gewesen. Erst als das Ergebnis festgestanden habe, habe man den Umschlag mit den Namen geöffnet.

Kein Unbekannter

Das Planungsbüro Schramm und Partner ist kein Unbekannter in der Kreisstadt. Die Landschaftsarchitekten und Stadtplaner aus der Hansestadt haben auch die neue barrierefreie Zuwegung von der Lindenstraße in den Stadtpark ersonnen. In der Vergangenheit haben sie überdies die Öffnung des Scharmbecker Bachs am Gymnasium konzipiert. "Wir arbeiten dort, wo immer Wasser erlebbar gemacht werden soll", erklärte Wolfgang Schramm, Partner im Planungsbüro.

Seine Mitarbeiterin Carla Santelmann erklärte, dass der Bach in seiner jetzigen Form am Marktplatz eher "fragmentiert und nicht als zusammenhängender Bachlauf" zu erkennen sei. Für die Neugestaltung habe das Planungsbüro vier wesentliche Bereiche ausgemacht: das sogenannte Bach-Refugium mit dem Mühlrad, den Bach-Pad, den Bach-Anger und die Bach-Arkaden.

Beim Bach-Refugium wollen die Planer dem Bach "Raum geben". Es sollen Inseln entstehen sowie Sitzstufen und Bänke zum Verweilen einladen. Der dort noch vorhandene Wendehammer soll verschoben werden. Auf dem Grundstück des ehemaligen Pastorenhauses stellen sich die Stadtplaner eine Liegewiese und ein Wassertretbecken vor. Dieser Bereich stellt den Übergang vom Stadtpark zum Scharmbecker Bach dar. "Der Bach-Pad ist wichtig als Verbindung zwischen Stadtpark und Haus am Markt", erläuterte Santelmann den zweiten Planungsbereich. Dort soll ein Weg am Wasser entlang in Richtung Marktplatz führen. Im Bachbereich sollen weitere Inseln sowie Gehölzgruppen im Uferbereich für eine ökologische Aufwertung sorgen.

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Der dritte große Bereich ist der sogenannte Bach-Anger rund um das Haus am Markt. Dort liege das Wasser derzeit noch tief "wie in einem Loch", und Sträucher trennten das Haus am Markt vom Wasser. "Wir wollen den unteren Bereich im Haus am Markt aktivieren", sagte Carla Santelmann. Die Sträucher sollen verschwinden und eine "leichte und transparente" Brücke solle das Haus mit dem Marktplatz verbinden.

Der Umbau in diesem Bereich bilde zugleich das Zentrum der Planungen: "Wir wollen das Erdgeschoss nutzbar machen", so Santelmann. Die bereits vorhandene Terrasse im ersten Stock soll breiter werden, darunter soll auf 200 Quadratmetern sowie 160 Quadratmetern Platz für Gastronomie sein. "Das Haus am Markt soll geerdet werden, die Nullebene am Wasser liegen", erklärte Wolfgang Schramm weiter. Im Bereich der sogenannten Bach-Arkaden zwischen dem Haus am Markt und der Bahnhofstraße gebe es bereits eine "tolle Struktur und Vegetation", diese sei aber bislang wenig nutzbar, erklärte Santelmann. Dort will das Planungsbüro ebenfalls ansetzen.

Auch der Aspekt Hochwasserschutz sei bei dem Konzept eingepreist worden, so Santelmann weiter. Dem Bach werde Platz gegeben, sodass auch zusätzliches Wasser durch Starkregen aufgenommen werden könne. Markante Gebäude wie der Schlauchturm am Marktplatz sollen durch niedrige Mauern geschützt werden.

"Im Dornröschenschlaf"

Torsten Rohde, Bürgermeister von Osterholz-Scharmbeck, sagte bei der Ausstellungseröffnung mit allen eingereichten Entwürfen: "Der Gewinner hat es geschafft, ein beschauliches Bach-Refugium zu gestalten." Ausgangspunkt für die geplante Umgestaltung sei der Rahmenplan Stadtentwicklung von 2016 gewesen. Darin sei der Scharmbecker Bach als eines der Handlungsfelder aufgeführt. Zusammen mit dem Stadtpark habe die Stadt "Pfunde, die im Dornröschenschlaf liegen". Der Bach sei ein Schwerpunkt in der Innenstadt, der "teilweise im Untergrund" verschwunden, im Zuge des Campus-Projekts aber zumindest ein Stück weit bereits wieder offengelegt worden sei.

Die Plan-Ideen stießen bei den meisten Ausschussmitgliedern auf positive Reaktionen. Werner Schauer (SPD) sprach von einem gelungenen Entwurf und einer mutigen Entscheidung, schob allerdings auch ein Aber nach. Die Realisierung des Entwurfs hänge aus seiner Sicht an zwei Aspekten: Zum Einen müssten die Eigentümer des Hauses am Markt mitspielen, zum Anderen die Funktion und Ausgestaltung der Gastronomie geklärt sein. "Das soll ja etwas Langfristiges sein", sagte Schauer.

Linkspolitiker Herbert Behrens fand kritische Töne: "Wenn es nach uns ginge, wäre es dieser Entwurf nicht geworden. Er kommt großstädtischer daher, als es Osterholz-Scharmbeck hergibt." Außennutzung am Marktplatz sei in der Vergangenheit schwierig gewesen. Zudem müssten "Menschen da reingeschaufelt werden", so Behrens. Er fragte, was genau dann der Frequenzbringer wäre. Ute Gartmann (Grüne) entgegnete: "Wenn wir nichts ändern, ändert sich nichts."

Endlich zeigen wir mal, dass wir eine Stadt sind und nicht nur ein Dorf.
Marcus Wiedelmann, Innenstadtbeirat

Lob kam von Marcus Wiedelmann vom Innenstadtbeirat: "Der Innenstadtbeirat hat sich für diesen Entwurf entschieden, weil er mutig ist. Endlich zeigen wir mal, dass wir eine Stadt sind und nicht nur ein Dorf." Er sei der Ansicht, dass die Stadt etwas tun müsse, um mehr Menschen in die Innenstadt zu bringen.

Wolfgang Schramm verteidigte seinen Entwurf: "Es ist wichtig, an so zentraler Stelle in Osterholz-Scharmbeck mutig zu sein. Solche Chancen bieten sich nicht alle 14 Tage." Das Preisgericht habe sich bereits an den Kontroversen abgearbeitet. Beim Thema Frequentierung der Innenstadt verwies der Planer auf die Stadt Diepholz. Dort, im "verschlafenen" Müntepark, habe sein Büro als erstes einen Wasserspielplatz angelegt. Dieser habe in kurzer Zeit Familien mit Kindern angezogen, was zu weiteren Aufwertungen im Umfeld geführt habe. "Die Umgestaltung des Scharmbecker Bachs eröffnet ein Potpourri neuer Räume. Kinder bringen ihre Eltern und Großeltern mit, möchten dann ein Eis essen und hinterher vielleicht noch eine Pizza", erläuterte Schramm mögliche Perspektiven nach der Umgestaltung.

Die Bagger sollen laut Stadtverwaltung im Jahr 2026 anrollen. Für die Umgestaltung sind nach heutigem Stand sechs bis sieben Millionen Euro eingeplant. Diese stammen, wie Bürgermeister Torsten Rohde auf Nachfrage erklärte, aus dem Topf für die Städtebauförderung. Der Betrag verteile sich zu jeweils einem Drittel auf die Stadt, das Land und den Bund. Als Bedarfsgemeinde habe Osterholz-Scharmbeck die Chance, dass der Landes- und Bundesanteil noch aufgestockt werden könnte, sodass auf die Kreisstadt nur noch etwa zehn Prozent entfielen. "Die Finanzierung ist sicher. Das ist ja bei uns nicht immer der Fall", so Rohde.

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Entwürfe im Rathaus

Insgesamt acht Planungsbüros haben sich laut Osterholz-Scharmbecks Bürgermeister Torsten Rohde am Planungswettbewerb zur Umgestaltung des Scharmbecker Bachs beteiligt, vier davon waren in die engere Auswahl geraten. Den Siegerentwurf legte das Büro Schramm und Partner aus Bremen vor. Den zweiten Platz belegte Arbos Landscape aus Hamburg. Die Entwürfe von Club L 94 Landschaftsarchitekten aus Köln und NSP Landschaftsarchitekten Stadtplaner aus Hannover erhielten eine Anerkennung. Alle eingereichten Entwürfe sind bis Montag, 5. Mai, in einer Ausstellung im Foyer des Rathauses der Kreisstadt zu sehen.

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