Für Wahlkampf ist es sicher noch zu früh, zumal die endgültige Kandidatur noch vom Kreisparteitag bestätigt werden muss. Dennoch konnte der Osterholzer SPD-Vorsitzende Michael Harjes rund eine Woche nachdem seine Ambition, im kommenden Jahr Osterholzer Landrat werden zu wollen, publik wurde, zeigen, wie er sich auf gehobenem politischen Parkett und zwischen zwei "Landesvätern" schlägt. Dass es dabei freundschaftlich zuging, lag in der Natur der Sache, waren doch beim Sommerempfang des SPD-Kreisvereins mit Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte und dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Olaf Lies zwei Parteifreunde auf Gut Sandbeck zu Gast.
Zu Beginn des Empfangs begrüßte zunächst der "Hausherr" von Gut Sandbeck, Bürgermeister Torsten Rohde, die Gäste „in der guten Stube von Osterholz-Scharmbeck“. Das 1975 erworbene Gebäude sei der Stadt „lieb und teuer“. Insofern freue er sich, auch an diesem Abend „die Anlage entsprechend nutzen zu können“.
Die Moderation vor gut 120 Besuchern hatte Harjes selbst übernommen. „Lasst uns ein wenig plaudern“, leitete er die lockere Gesprächsrunde ein. Danach ließen es sowohl Bovenschulte als auch Lies an Einblicken in Persönlicheres nicht fehlen. Lies verwies darauf, dass er eigentlich an diesem Abend in Kolumbien hätte sein sollen. Aber diese Aufgabe hätte ihm Grant Hendrik Tonne abgenommen. Der Abend auf Gut Sandbeck sei für ihn nun der „gute Abschluss seiner dreitägigen Sommerreise“, eine Fahrt durch die Landkreise Niedersachsens.
Bovenschulte und Pfusch am Bau
Bovenschulte gab auch einen Einblick in seine jungen Jahre und seine Verbundenheit zum Landkreis Osterholz. Er habe damals noch in einer Band gespielt mit dem Namen „Pfusch am Bau“. „Und die hat einmal im Monat geprobt, und zwar in Vollersode.“
Doch im Vordergrund standen politische Bekenntnisse des Ministerpräsidenten und des Bürgermeisters. Lies bedauerte, dass in Deutschland zu sehr hervorgehoben werde, „was nicht funktioniert“. Dem hielt er entgegen, „dass eben doch bei uns etwas funktioniert“. Als Beispiele nannte er die Vielzahl an Vereinen und Institutionen. „Auch die fünf norddeutschen Bundesländer mit Bremen und Niedersachsen bilden eine gute Allianz. Lasst uns positiver über unser Land sprechen“, forderte er seine Genossen auf.
Bovenschulte hob in seinem Beitrag die Verbundenheit zwischen dem Land Bremen und dem Landkreis Osterholz hervor. Dazu machte er deutlich, dass in der Zusammenarbeit gerade mit Landrat Bernd Lütjen „immer das Gemeinsame im Mittelpunkt“ gestanden habe. Nach seiner Einschätzung kommen etwa 20.000 Menschen aus dem Landkreis zur Arbeit nach Bremen. Das gelte auch für die umgekehrte Richtung. „Es gibt auch hier hervorragende Arbeitsplätze.“ Das zeige eben die Stärke der Region. „Daraus erwächst auch eine gemeinsame Verantwortung.“
Lies und die Pendlerei
Lies betonte weiter, dass mit dem Breitbandzentrum Niedersachsen-Bremen am Sachsenring „eine hohe Kompetenz“ vorliege. „Das gehört hier auch hin.“ Da werde bemerkenswert gut gearbeitet, pflichtete ihm der Bremer Bürgermeister bei. Von Harjes angesprochen auf die Pendlerbeziehung beziehungsweise auf den öffentlichen Personennahverkehr, sagte der Ministerpräsident, dass er darin „eine Herausforderung“ sehe. „Da müssen wir mehr Geld reingeben.“ Insofern sei auch der ländliche Raum „stärker in den Fokus“ zu nehmen. Allerdings sei das Ganze sehr „kostenaufwendig“. Außerdem mahnte Bovenschulte an, dass Projekte schneller umgesetzt werden müssten. Die Stabilisierung der Demokratie und Verbesserung der Infrastruktur, Bildungsfragen und Herausforderungen neuer Technologien waren weitere Themen.
Nach der Talkrunde waren die Besucher zu einem Essen eingeladen. Zwischen Bratwurst, Nackensteaks, Kartoffelsalat und Grillkäse wurden die Themen weiter vertieft. Auf Bierzeltbänken und vor Bistrotischen hatten die Besucher Platz genommen, genossen ihre Mahlzeiten und unterhielten sich angeregt bis ins Abenddunkel hinein.
Mehr als zufrieden zeigte sich zu guter Letzt auch SPD-Chef Michael Harjes. „Das war ein gelungener Abend in einem tollen Ambiente, bei schönem Wetter und in einer Superstimmung.“ Dazu hätten auch die Gäste beigetragen. Ebenfalls angetan war als Besucher Hambergens Samtgemeindebürgermeister Gerd Brauns von dem Sommerempfang. „Ich fand das unterhaltsam und kurzweilig, aber mit Tiefgang“, war sein Eindruck.