"Wir bringen die alte Band wieder zusammen!" Was als Leitmotiv für den Kultfilm "Blues Brothers" taugt, gilt auch The Perc Meets The Hidden Gentleman (TPMTHG). Nun sollte man meinen, bei einem Duo sei das viel einfacher als bei einer vielköpfigen Combo, aber die Tatsache, dass es bis zum Comeback rund drei Jahrzehnte gedauert hat, spricht eine andere Sprache.
Jetzt melden sich Tom "The Perc" Redecker und Emilio "The Hidden Gentleman" Winschetti zurück mit der Platte "Les Variations Sonnenuhr".

Tom Redecker hat zahlreiche Soloalben und Platten mit weiteren Projekten veröffentlicht.
Ihr letztes reguläres Album erschien 1993. "Ages" war als Nachfolger des Erfolgsalbums "Lavender" geplant, das das Duo aus Bremen und Berlin zu einer der angesagtesten deutschen Indiebands gemacht hatte. TPMTHG wurden seinerzeit in einem Atemzug mit Bands wie Phillip Boa & The Vodooclub oder Element Of Crime genannt, ihnen prophezeite man eine große Karriere. Doch es kam anders, eine kräftezehrende Tour hatte den Musikern die Energie geraubt. Sie waren ausgebrannt, und kommerzieller Erfolg war ihnen sowieso nicht besonders wichtig. Sie hatten sich einem Hippie-Geist verschrieben und bleiben dabei.
Vorsichtige Wiederannäherung
Aufgelöst wurde die Band nicht, sie ruhte nur, und ab und zu sagte man sich, man müsse mal wieder etwas zusammen machen. Redecker, inzwischen nach Osterholz-Scharmbeck umgesiedelt, stürzte sich in Soloaktivitäten und gründete die Bands Taras Bulba und Electric Family. Winschetti, der im Filmgeschäft tätig ist, trat als seltener Überraschungsgast ab und zu mit ihm auf. Es erschienen Alben mit Archivmaterial, aber zu neuen Liedern kam es nicht mehr. Bis jetzt.
"Les Variations Sonnenuhr" lässt alles vermissen, wofür TPMTHG fast berühmt geworden sind. Keine ausladenden Arrangements, keine englischen Texte, und mit zwei Songs eigentlich auch kein richtiges Album. Es ist eher eine überlange Maxisingle, die den Titelsong "Sonnenuhr" im Original und sechs Remixen – unter anderem von Carlos Peron (Yello), Beate Bartel (Mania D) oder Marlon Klein (Dissidenten) – sowie zwei Versionen von "Heurtebis" enthält. Gesungen wird deutsch, die spärlichen Informationen auf dem Cover sind in Französisch. "Wenn wir wieder mit etwas um die Ecke kommen wollen, dann muss es völlig anders als das Bisherige sein" – auf diese Maxime konnten sich Redecker und Winschetti schnell einigen. Durch die unterschiedliche Herangehensweise der Mixer entstand eine stilistische Vielfalt, TPMTHG machten mit ihrer Hilfe plötzlich moderne Tanzmusik.
Wenn man 30 Jahre wartet, sprudeln dann nicht mehr als zwei neue Songs heraus? Tom Redecker sieht das anders: "Wir haben ja nicht konkret an neuen Stücken gearbeitet. Wir haben uns vor zwei, drei Jahren einfach spontan in Berlin in einem Studio getroffen und diese Titel aufgenommen, ohne zu wissen, was wir damit machen wollen." Zunächst blieben sie liegen, und als sie fast schon wieder vergessen waren, kam die Idee mit den Remixen, inspiriert von dem, was Depeche Mode mit ihrem Song "Ghosts Again" anstellen ließen.
Aber es soll nicht dabei bleiben. Zum aktuellen Album werde es zwar keine Konzerte geben, das spare man sich dann für die nächste Veröffentlichung auf. Denn für Redecker ist "Les Variations Sonnenuhr" eine Art Zwischenalbum, ein Werk der vorsichtigen Wiederannäherung, das bei beiden Teilen des Duos die Lust auf mehr geweckt habe. Wie das dann klingen wird? "Das kann ich heute noch nicht sagen, aber ganz gewiss wieder völlig anders", verspricht The Perc. Schubladen habe er noch nie gemacht, die ständige Veränderung ist für ihn ein künstlerisches Muss.