Polizei und Kreisverwaltung haben das Verkehrslagebild für das Jahr 2023 veröffentlicht. Die Auswertung umfasst im Wesentlichen die Unfallzahlen für das vergangene Jahr. Gibt es Auffälligkeiten? Gibt es!
Unfallzahlen
Zwar ist die Gesamtunfallzahl im Landkreis Osterholz im Vergleich zum Vorjahr um rund 4,1 Prozent auf 2751 gestiegen (2022: 2.642). Der Anstieg liegt aber unter dem landesweiten Trend. In Niedersachsen stiegen die Unfälle um 6,4 Prozent auf 212.856. Die meisten Unfälle ereigneten sich im abgelaufenen Jahr in der Stadt Osterholz-Scharmbeck, wo es 854 Mal krachte. Deutlich weniger Unfälle als in der Kreisstadt registrierte die Polizei in Lilienthal (469), Schwanewede (399), Ritterhude (356), Worpswede (285) und Hambergen (253). Die wenigsten Unfälle verzeichnete die Gemeinde Grasberg mit 135 Fällen.
Schwere Unfälle
Vier Menschen wurden im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen im Kreisgebiet getötet, im Jahr zuvor waren es drei Menschen. Landesweit stieg die Zahl der Verkehrstoten von 379 Personen im Jahr 2022 auf 424 im Folgejahr, eine Zunahme von 14,6 Prozent. Die tödlich verlaufenen Verkehrsunfälle verteilten sich auf die Gemeinden Lilienthal und Grasberg und die Stadt Osterholz-Scharmbeck. Keiner der Unfälle fand an einer sogenannten Unfallhäufungsstelle statt, betont die Polizei. Die Anzahl der schwer verletzten Personen im Landkreis sank von 76 auf 54 Personen.
Risikogruppen
Sowohl Fahranfängerinnen und Fahranfänger als auch Seniorinnen und Senioren gelten als Risikogruppen im Straßenverkehr. Im Bereich der 18- bis 24-Jährigen registrierte die Polizei im vergangenen Jahr neun schwer verletzte und eine getötete Person infolge von Verkehrsunfällen, ein geringer Anstieg gegenüber den Vorjahren. In der Altersgruppe der Menschen über 64 Jahre registrierte die Polizei eine Senkung der Zahlen. Es gab elf Schwerverletzte oder Getötete, im Jahr zuvor waren es 27.
Zweiräder
Auffällig: Obwohl die Zahl der sogenannten Pedelecs - Fahrräder mit Tretunterstützung bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern in der Stunde - im Verkehrsgeschehen deutlich gestiegen ist, ist die Gesamtbeteiligung dieser Fahrzeuge am Unfallgeschehen gesunken. So gab es 171 Unfälle mit Zweiradbeteiligung. Ein Anteil von 6,2 Prozent am gesamten Unfallgeschehen. In 58 Fällen waren motorisierte Zweiräder beteiligt, in 107 Fällen waren es Fahrräder, in 26 Fällen Pedelecs, oftmals auch als E-Bike bezeichnet. E-Scooter waren sieben Mal an Unfällen beteiligt.
Fast ein Drittel (31,5 Prozent) der Schwerverletzten war mit einem Zweirad unterwegs (2022: 44,7 Prozent). Etwas mehr als 90 Prozent der Zweiradunfälle waren mit Verletzungen verbunden. Die Polizei führt das auf den schwächeren Schutz der Zweiradfahrer zurück und rät auch Radfahrern und E-Scooter-Nutzern dringend dazu, einen Helm zu tragen, auch wenn es keine Helmpflicht gebe.
Ursachen
Drei Kategorien führen die Liste der Unfallursachen mit großem Abstand an: Wildunfälle (660 Fälle), Fehler beim Wenden und Rückwärtsfahren (488) - in der Regel handelt es sich dabei um Unfälle beim Ein- oder Ausparken - sowie ein ungenügender Sicherheitsabstand (333). Es folgen die nicht angepasste Geschwindigkeit (158) und das Missachten der Vorfahrt (119). Bemerkenswert: Das Fahren unter Alkoholeinfluss liegt mit 48 Fällen auf dem vorletzten Platz der Unfallursachen im Kreisgebiet.
Die Polizei weist darauf hin, dass die Ablenkung innerhalb des Fahrzeugs nicht von der Statistik erfasst wird, auch wenn eine Vielzahl der Unfälle darauf zurückzuführen sein dürfte. Hierzu könnten Unfälle zählen, bei denen Verkehrsteilnehmer in einer Kurve geradeaus fahren, am Fahrbahnrand geparkte Fahrzeuge touchieren oder auf ein anderes Fahrzeug auffahren. Eine Zuordnung der Unfälle zu dieser Unfallursache gestalte sich im Rahmen der polizeilichen Unfallaufnahme schwierig, da die Verursacher die Unfallursache häufig verschweigen, heißt es aus der Polizeiinspektion. Rückschlüsse ließen sich jedoch aus der Zahl der „Handyverstöße ohne Unfall“ ziehen, bei denen die Polizei im gesamten Inspektionsbereich Verden und Osterholz 192 Verstöße zählte, deutlich mehr als im Vorjahr.
Unfallfluchten
Im Jahr 2023 blieb die Zahl der Unfallfluchten nahezu gleich bei 515 Fällen (2022: 516). Die Aufklärungsquote lag bei 42,5 Prozent. Der Anteil der Unfallfluchten mit Personenschäden ist mit 32 Fällen vergleichsweise gering. Häufig tritt bei Parkplatzunfällen das Phänomen der Unfallflucht auf. Eine Verkehrsunfallflucht stellt immer noch eine Straftat dar, betont die Polizei.
Alkohol und Drogen
94 alkoholisierte Personen erwischte die Polizei im Landkreis Osterholz im vergangenen Jahr im Straßenverkehr, 48 von ihnen waren an Verkehrsunfällen beteiligt. Die Zahl der festgestellten Fahrten unter Rauschmitteleinfluss lag 2023 bei 31, in vier Fällen wurde die Rauschmittelbeeinflussung bei einer Verkehrsunfallaufnahme festgestellt. Infolge der Liberalisierung der Cannabisnutzung seit April erwarten die Verantwortlichen, dass die Zahl der Unfälle im Zusammenhang mit Cannabiskonsum steigen wird.