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Strom für 28.000 Haushalte Samtgemeinde Tarmstedt: Plan für drei größere Solarparks

Drei Solarparks könnten bald in der Samtgemeinde Tarmstedt entstehen. Sie könnten rund 28.000 Haushalte mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgen. Wasserstoff und Batteriespeicher werden optional mitgeplant.
20.11.2024, 16:15 Uhr
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Von Johannes Heeg

Drei Solarparks will der Hamburger Projektierer "WiNRG" in der Samtgemeinde Tarmstedt in den nächsten Jahren nach und nach ans Netz bringen. Am weitesten gediehen sind die Planungen für ein Projekt in Buchholz. Das Vorhaben hat bereits die erste öffentliche Auslegung hinter sich, wie Vorwerks Bürgermeister Jens Frömmrich in der jüngsten Sitzung seines Gemeinderats bekanntgab. 31 Stellungnahmen seien eingegangen, "zwölf davon waren so relevant, dass sie bearbeitet werden mussten", so Frömmrich. Die Einwände hätten unter anderem dazu geführt, dass die Fläche, die mit Fotovoltaikmodulen bestückt werden soll, ein wenig verschoben und drei Hektar kleiner werden musste als bisher beabsichtigt.

Das liege unter anderem daran, dass das Gebiet aus Sicht der Naturschutzbehörde des Landkreises zu dicht am Flüsschen Walle gelegen habe. Zudem hätten Vogelkundler festgestellt, dass das Rebhuhn dort ein Brutgebiet habe. Das Solarfeld werde rund 34 Hektar umfassen, so Projektleiter Norman Nikschtat. Die Module hätten eine Leistung von insgesamt 45 Megawatt (peak), womit etwa 10.000 Haushalte mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgt werden könnten.

Gleich mitgedacht werde bei allen drei Solarparks in der Samtgemeinde Tarmstedt das Thema Wasserstoffgewinnung. In den Plänen vorgesehen seien Flächen für einen Elektrolyseur und Tanks, um im Falle eines Stromüberschusses im Netz aus Wasser sogenannten grünen Wasserstoff zu gewinnen und zu speichern. Die Alternative wäre, die Anlage abzuschalten, wenn der Strom gerade nicht benötigt wird. Das passiert derzeit regelmäßig, wenn an sonnigen und windigen Tagen sehr viel grüner Strom produziert wird, dann sieht man still stehende Windräder. Auch Flächen für Batteriespeicher werden von Anfang an mit eingeplant.

Nachdem sich der Gemeinderat jetzt mehrheitlich für die Fortführung des Vorhabens ausgesprochen hat, geht der Projektierer "in die finale Planung", sagt Nikschtat. Die Pläne würden nun, wie vorgeschrieben, ein zweites Mal öffentlich ausgelegt. Wenn keine relevanten Einwände eingehen, werde der Bauantrag eingereicht, mit dessen Genehmigung Nikschtat im Sommer 2025 rechnet. "Dann können wir bauen", sagt er. Wenn es gut laufe, könne 2026 die Inbetriebnahme erfolgen.

Parallel zum Buchholzer Solarpark werde sich WiNRG darum kümmern, dass der Strom auch ins Netz eingespeist und zu den Verbrauchern gelangen kann. Dazu müsse in Quelkhorn für vier Millionen Euro ein kleines Umspannwerk für den Anschluss an die dortige 110-Kilovolt-Überlandleitung errichtet werden, das Grundstück dafür habe sich das Unternehmen bereits gesichert. Zudem sei man dabei, eine Trasse für die Stromleitung vom Solarpark nach Quelkhorn zu finden. "Wir loten gerade die Möglichkeiten aus", so Nikschtat. Auch diese Leitung sei nicht ganz billig, ihr Bau werde mit rund 120.000 Euro pro Kilometer veranschlagt. Die Länge betrage zwölf bis 14 Kilometer.

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Diese hohen Infrastrukturkosten relativieren sich etwas, da der Projektierer an das teure Kabel noch zwei weitere Solarparks anschließen will. Vom Planungsstand etwa zwei bis drei Monate hinter dem Buchholzer Sonnenkraftwerk liegt das Projekt im benachbarten Bülstedt, berichtet Nikschtat auf Anfrage. Die PV-Fläche sei dort voraussichtlich 45 Hektar groß, die angestrebte Leistung liege bei rund 55 Megawatt (peak), was für etwa 13.000 Haushalte ausreiche. Die dort für einen Teilbereich angedachte Agri-PV-Anlage sei zwar genehmigungsfähig, doch sei sie erst einmal auf Eis gelegt worden.

Agri-PV bedeutet, dass die Module so hoch montiert werden, dass darunter noch Landwirtschaft betrieben werden kann. Im Bülstedter Fall wäre das eine Heidelbeerkultur. "Leider ist die Ausrichtung der Plantage nicht optimal", bedauert Nikschtat. Außerdem sei bei der Kartierung festgestellt worden, dass in den Heidelbeeren relativ viele Tiere leben, darunter etliche Vögel. Für die vorgeschriebenen Ausgleichsflächen müsste ein hoher Aufwand getrieben werden.

Noch ganz am Anfang stecken die Vorarbeiten für den Solarpark in Wilstedt, der ebenfalls an das Quelkhorner Kabel angeschlossen werden soll. Hier geht es um eine Fläche von 15 bis 17 Hektar und eine Leistung von rund 20 Megawatt (peak), ausreichend für den Strombedarf von rund 4700 Haushalten. Die Besonderheit in Wilstedt: Die vorgesehene Fläche ist auch für einen Windpark geeignet. Da die Windnutzung Vorrang genieße, so Nikschtat, könne der Solarpark erst nach dem Bau des Windparks errichtet werden – am Fuße der Türme und unter den riesigen Flügeln. "Um die Fläche doppelt nutzen zu können, sind wir gerade in Abstimmungsgesprächen mit dem Windparkinvestor Agrowea", sagt der WiNRG-Mann.

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Was jetzt bereits feststeht: Nach der Fertigstellung werden die drei Solarparks an ein niederländisches Unternehmen verkauft. "Das wird das erste Projekt der Firma Novar auf dem deutschen Markt sein", so Nikschtat. Ein Infrastrukturfonds stelle das Geld bereit.

Apropos Geld: Der Buchholzer Solarpark wird sich auch für die Gemeinde Vorwerk auszahlen. Bürgermeister Frömmrich rechnet damit, dass künftig eine Akzeptanzabgabe von jährlich 70.000 bis 80.000 Euro in die Gemeindekasse fließt, hinzu kämen später noch Einnahmen aus der Gewerbesteuer. Die Akzeptanzabgabe bemisst sich nach der Stromerzeugung: Je Kilowattstunde bekommen die Gemeinden in einem Radius von 2,5 Kilometer rund um Wind- und Solarparks 0,2 Cent vom Betreiber der Anlagen.

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