Läuft es für die Verantwortlichen des Lilienthaler Unternehmens Reon nach Plan, dann können sie in absehbarer Zeit am Rand der Gemeinde Grasberg einen Solarpark errichten. Die Anlage, mit der aus Sonnenkraft Strom gemacht werden soll, ist nicht gerade klein: Zehn bis 15 Hektar will Reon zwischen Wilstedtermoor und Achterdamm bebauen – um die 14 Millionen Kilowattstunden könnten in der Folge pro Jahr an der Straße nach Wilstedt produziert werden. Die örtliche Politik zeigt sich bereit für das Projekt, zumal auch die Gemeindekasse von den Erträgen profitieren könnte.
Bis der Strom fließt und der Euro rollt, gilt es für die Beteiligten aber noch, einige Hausaufgaben zu verrichten. Zunächst muss der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Bislang ist das Gebiet, auf dem in diesem Jahr noch Mais steht, als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen. Um dort Anlagen zur Produktion erneuerbarer Energie aufstellen zu dürfen, braucht es also politische Beschlüsse.
Inbetriebnahme in drei Jahren?
Und die brauchen Zeit. Nach Angaben von Reon-Projektingenieur Jan-Wilhelm Krebs wolle man Anfang kommenden Jahres in das sogenannte Beteiligungsverfahren einsteigen, in dessen Rahmen Interessenträger einbezogen werden. Alles in allem rechnet man bei Reon mit eineinhalb bis zwei Jahren, bis alle Einwände beantwortet sind, die Planung angepasst ist und dann die Baugenehmigung beantragt werden kann. Kommt nicht noch etwas dazwischen, wird der Solarpark im Sommer 2027 gebaut und im nachfolgenden Herbst in Betrieb genommen, in drei Jahren also.

Der Solarpark soll zwischen Grasberg und Wilstedt entstehen.
Wirklich in Sorge ist man in dieser Frage nicht. Die Zahl der Anwohner im unmittelbaren Umfeld ist überschaubar, an der Anlage dürften sich nur wenige stören. Und auch die Natur sollte kaum Nachteile davontragen. Während es vor dem Bau von Windrädern oftmals darum geht, ob potenziell vorbeiziehende oder rastende Vögel von den Anlagen beeinträchtigt werden könnten, sieht man sich bei bodennahen Fotovoltaikanlagen vor allem die bodennahen Tiere an. Demnächst wolle man sich Krebs zufolge mit örtlichen Jägern treffen und erörtern, wie der Solarpark gestaltet sein muss, damit die Tiere noch hindurchlaufen können. Manche Bodenbrüter, so Krebs, siedelten sich auch ganz gern an oder unter den Solaranlagen an. Die Bedingungen seien auf jeden Fall besser als auf einer intensiv bewirtschafteten Ackerfläche.
Wunsch nach Erweiterung
Bislang geht es um eine Fläche von knapp zehn Hektar. Dürften sich Krebs und seine Reon-Kollegen etwas wünschen, würden sie eine westlich des Plangebiets liegende Fläche noch hinzunehmen, um so weitere bis zu fünf Hektar mit Fotovoltaikanlagen bebauen zu können. Gespräche mit dem Eigentümer über eine Pachtvereinbarung würden derzeit geführt. Auf dem Kerngebiet stehen außerdem noch zwei Windräder eines anderen Betreibers. Hier gelte es, Abstandsregeln einzuhalten. Im unmittelbaren Umfeld der Masten wird es also keine Solarpaneele geben.
Wie groß auch immer der Solarpark ausfallen wird, den Reon mit dem klingenden Namen "Sonnenwende Wilstedtermoor" versehen hat und nach heutigen Preisen rund acht Millionen Euro kosten könnte – der dort erzeugte Strom wird über eine Strecke von etwa acht Kilometern zum Umspannwerk nach Lilienthal transportiert werden müssen. Die Leitungen dazu würden in der Erde liegen, in aller Regel verlege man sie entlang öffentlicher Wege, sagt Krebs.
Unterstützung der Politik
Bei dem Vorhaben hat Reon die Grasberger Politik bislang hinter sich: CDU-Ratsherr Ruven Voß bezeichnete die Erstellung einer Bauleitplanung für eine solche Anlage zwar als "Neuland" für die Gemeinde. Er betonte aber auch, dass es mit Blick auf die Fortschritte, die andere Regionen bei der Energieerzeugung machen, an der Zeit sei, dass auch Grasberg ein solches Vorhaben angehe und seinen Beitrag leiste.
Auch Grünen-Vertreter Jörn Schumm signalisiert Zustimmung. Der ausgesuchte Ort am Gemeinderand sei die "bislang am besten geeignete Fläche". Er bemerkte bei aller Zustimmung aber auch, dass es ihm lieber wäre, man nutzte bereits versiegelte Flächen oder versuche es mit Agri-PV-Anlagen, die Landwirtschaft und Energiegewinnung auf einer Fläche miteinander vereinen.
Sollte der Solarpark erst mal arbeiten, könnte auch Grasberg profitieren. Für jede produzierte Kilowattstunde gehen 0,2 Cent in die Gemeinde – im Falle der angekündigten 14 Millionen Kilowattstunden wären das jährlich 28.000 Euro. Außerdem spielt Reon mit dem Gedanken, eine festverzinsliche Anleihe anzubieten, mit der sich Anwohner aus dem Umfeld an dem Projekt beteiligen könnten.