Wenn die 74. Tarmstedter Ausstellung an diesem Freitag um 10 Uhr ihre Pforten öffnet, um bis kommenden Montag von vielleicht 100.000 Menschen besucht zu werden, wird so mancher von ihnen ahnen: Da müssen im Vorfeld viele Leute eine Menge Arbeit investiert haben. Tatsächlich geht es auf dem 18 Hektar großen Gelände am Tarmstedter Ortsrand noch am Vortag bis in den Abend hinein zu wie in einem Ameisenhaufen. Da werden Stände aufgebaut, fürs Riesenrad werden Teile in die Höhe gehievt, da wird gehämmert und gesägt, Leitungen werden verlegt, Maschinen und ganze Saunen abgeladen, Wirte polieren ihre Zapfanlagen und Traktorhändler wienern Motorhauben.
Einer, der bei dem Gewusel den Überblick hat, ist Markus Hauschild. "Die meisten wissen natürlich, wo sie hingehören", sagt der Mann, der bei der Ausstellungs-GmbH die Standplanung für den landwirtschaftlichen Bereich verantwortet. Die meisten sind Stammkunden, die wissen, dass man sich frühzeitig anmelden muss, um einen Platz bei Norddeutschlands größter Freilichtmesse zu bekommen. Anfang des Jahres waren sämtliche Plätze gebucht, es gibt Wartelisten.

Der Mann vom Grill legt Hand an.
Seit Donnerstagabend befindet sich Böe auf dem Gelände. Böe ist eine Färse, wie Fachleute weibliche Rinder nennen, die noch kein Kalb auf die Welt gebracht haben. Ihr Besitzer Heiko Gerken hat die Rinderdame sowie die Kälbchen-Zwillinge Gerd und Gerda der Rasse Angler ausgewählt, weil sie eher gelassene Typen seien und dabei neugierig auf das, was in ihrer Umgebung so passiert. "Das ist genau die richtige Mischung", sagt der Hepstedter, der mit vier weiteren Partnern auf einem Gemeinschaftsstand an den vier Messetagen alte Haustierrassen präsentieren will. Ebenfalls am Donnerstag auf dem Tierschaugelände eingetroffen sind die Bunten Bentheimer Schweine von Simon Lünzmann aus Kirchtimke. "Die Schafe und Hühner kommen erst am Freitag dazu", sagt Gerken, während er zusammen mit seiner Frau ein weiteres Transparent an einem Gitter anbringt.
Donnerstag vor einer Woche schon haben Teetje Meyer und seine Leute begonnen, die Fußböden in insgesamt fünf Zelten zu verlegen. An diesem Donnerstag nun werden die letzten Stände im Gemeinschaftszelt fertig, in dem sich in den nächsten Tagen alles um erneuerbare Energie dreht. Bis 21 Uhr werde man schon brauchen, bis alles wie bestellt an seinem Platz sei, schätzt der Chef des Messebau-Dienstleisters RM Logistik aus dem benachbarten Grasberg. "Irgendwas ist ja immer", meint er, mal fehle ein Datenkabel, mal ein Mülleimer. Was Meyer freut: "Erstmals gibt es in den Zelten eine Belüftungsanlage." In früheren Jahren habe er "oft erlebt, dass die Luft im Zelt steht, wenn die Sonne draufknallt".

Bis zur Eröffnung der Tarmstedter Ausstellung gibt es viel zu tun.
Ein paar Meter weiter sortiert Jakob Mehrtens seine Hoflader, praktische und wendige Maschinen, die den Bauern die Arbeit erleichtern. Am Montag seien die ersten der 20 Fahrzeuge am Stand des Zevener Unternehmens in Tarmstedt eingetroffen, "und heute muss ich sie nur noch putzen". Allerdings wolle er es damit auch nicht übertreiben, meint der Juniorchef: "Wir achten drauf, dass die Reifen nicht glänzen. Das darf ruhig so aussehen, als würden sie benutzt." Und so ganz nebenbei erwähnt der 26-Jährige, dass dies bereits seine 26. Ausstellung sei: "Mich haben sie schon als Baby im Kinderwagen hierher geschleppt."
Derweil blickt Ausstellungsmanager Hauschild sichtlich zufrieden übers Gelände. "Wir bieten hier die totale Vielfalt. Familien können bei uns einen schönen Urlaubstag mit Anregungen für Haus und Garten verbringen, und Landwirte finden das neueste Gerät bis hin zum fahrerlosen Trecker und KI-gesteuerten Erntemaschinen."