Sollte es so etwas wie einer Mutmacherrede bedurft haben zur Eröffnung der Tarmstedter Ausstellung, Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) hat sie geliefert. Kaum hatte er sein "herzliches Moin" ausgesprochen, wurde in seiner Festrede deutlich, worum es ihm geht: Der ländliche Raum biete Lösungen für die Herausforderungen von heute und morgen "und darf dabei aber gerne selbstbewusster auftreten", lautete die Botschaft, die Lies den etwa 800 Gästen mit auf den Weg gab. Denn ohne Niedersachsen als Energie- und Landwirtschaftsland Nummer eins, so der Minister, gelinge weder die Energie- noch die Agrarwende in Deutschland.
Den Bogen zur Tarmstedter Ausstellung spannte er so: Norddeutschlands größte Freilichtmesse sei eine großartige Plattform, hier könne man sehen, wie innovativ und zukunftsfähig Niedersachsen sei. In der Tarmstedter Ausstellung zeige sich die Stärke des ländlichen Raums, sie sei die zentrale Messe für alles, was mit moderner Landwirtschaft und Energiewende zu tun habe. "Das ist ein großartiges Event, bei dem sich der Norden in Tarms trifft", griff er das Motto der Veranstalter auf . Und nächstes Jahr, zur 75. Ausgabe der Ausstellung, da werde wohl der Ministerpräsident die Festrede halten, deutete Lies an.
Bevor Schirmherr Marco Prietz, Landrat des Landkreises Rotenburg, die Tarmstedter Ausstellung traditionsgemäß für eröffnet erklärte, nutzte er die Anwesenheit des Ministers, diesem noch mal kurz deutlich zu machen, an welchen Stellen dem ländlichen Raum der Schuh drückt. Tarmstedt und der ganze Landkreis sei eine der Pionierregionen für erneuerbare Energien – sei es Biogas, Fotovoltaik oder Windenergie. Der Landkreis werde, wie vom Land gewünscht, vier Prozent seiner Fläche für den Bau von Windparks bereitstellen. 500 neue Windanlagen würden in den nächsten Jahren errichtet, davon allein 100 in der Samtgemeinde Tarmstedt. "Sie werden dann, egal wo Sie sich im Landkreis aufhalten, an jeder Stelle mindestens ein Windrad sehen", so Prietz.

Wirtschaftsminister Olaf Lies zeigte sich als selbstbewusster Niedersachse.
Diese Beeinträchtigung sei der Bevölkerung aber nur zu vermitteln, wenn es bis dahin vorangehe mit dem Netzausbau und auch mit Speicherkapazitäten für den Strom. Zudem müssten die Menschen "einen handfesten wirtschaftlichen Vorteil" haben, wenn sie die erheblichen Eingriffe ins Landschaftsbild sowie die vielen Baustellen und Schwertransporte ertragen sollen. Verbesserungen forderte Prietz auch für die Gemeinden, die nach der bisherigen Regelung nicht frei über die Verwendung von Einnahmen aus Windparks entscheiden dürften. Es sei schon irgendwie absurd, wenn beispielsweise Tarmstedt das Geld zwar in seine drei Freibäder stecken dürfe, nicht jedoch in seine Ganztagsschulen.
Während im Festzelt noch die letzten Reden gehalten wurden, füllte sich das 18 Hektar große Ausstellungsgelände zusehends. Spätestens zur Mittagszeit waren die großen Trecker ebenso umlagert wie die zahlreichen Verpflegungsbuden. Auch das Tierschaugelände war gut besucht, dort sind Hunderte von Tieren zu sehen, an allen Tagen gibt es Tiervorführungen, darunter Ritter- und Rodeoshows. Viele der insgesamt 750 Aussteller informieren in Tarmstedt zu Themen rund um Bauen, Wohnen, Renovieren und Garten. Flächenmäßig den größten Anteil hat der landwirtschaftliche Teil, dessen Schwerpunkte diesmal künstliche Intelligenz (KI) und Digitalisierung auf dem Acker und im Stall sind. Auch erneuerbare Energien spielen eine große Rolle.