Der in der Wüllenheide am Ortsrand von Wilstedt geplante Solarpark wird nicht gebaut. Der Gemeinderat hat es in seiner Sitzung am Montag abgelehnt, aus einer etwa 25 Hektar großen landwirtschaftlich genutzten Fläche zwischen der Vorwerker Straße und der Dipshorner Straße ein Sondergebiet Fotovoltaik zu machen. Dazu hätte der Rat die Aufstellung eines Bebauungsplans beschließen müssen. Dafür stimmte aber nur ein Ratsmitglied, zwei enthielten sich und sechs stimmten mit Nein.
Dem Beschluss waren kontroverse Diskussionen im Dorf vorangegangen, Bürgerinnen und Bürger hatten sich skeptisch bis stark ablehnend dem Energieprojekt gegenüber geäußert, eine Bürgerinitiative bildete sich und sammelte nach eigenen Angaben innerhalb von sechs Tagen mehr als 500
Unterschriften gegen die geplante Freiflächen-Fotovoltaikanlage. Der Gemeinderat beschloss daraufhin, eine Bürgerbefragung zu starten. Herausgekommen ist ein ziemlich eindeutiges Meinungs- und Stimmungsbild: Gegen den geplanten Solarpark votierten 709 Einwohnerinnen und Einwohner, das entspricht einem Anteil von 67 Prozent der abgegebenen Stimmen. Für das Vorhaben gab es 297 Ja-Stimmen (28,5 Prozent), und unentschieden waren 37 Wilstedterinnen und Wilstedter (3,5 Prozent). Als ungültig bewertet wurden zehn Stimmzettel, was etwa einem Prozent entspricht. 1580 Briefe hatte die Gemeinde an alle wahlberechtigten Personen versendet, die in Wilstedt wohnen und mindestens 16 Jahre alt sind. 1053 Briefe gingen bei der Gemeinde ein - was einer Wahlbeteiligung von 66,66 Prozent entspricht.
Großes Engagement der Bürger
An das klare Bürgervotum fühlten sich die meisten Ratsmitglieder gebunden, auch wenn es rechtlich nicht bindend ist. Stephan Kück-Lüers machte als Erster deutlich, dass er gegen den Solarpark stimmen werde, obwohl er das Projekt befürwortet. Wegen der hohen ökologischen Anforderungen, die die Gemeinde in das Vorhaben hineinverhandelt habe, hätte es ein "Vorzeigeprojekt" werden können. "Das wäre nicht vergleichbar gewesen mit den umliegenden Solarparks, die in Bülstedt und Buchholz geplant sind und uns vor die Tür gesetzt werden", so Kück-Lüers. Gleichwohl freue er sich über die gute Beteiligung an der Bürgerbefragung, und er wünsche sich, dass das große Engagement der Bürger anhalte: Für die Kommunalwahl im kommenden Jahr würden Kandidaten für den Gemeinderat gesucht.
Von einer "verpassten Chance" sprach Hanna Schulz, die dennoch gegen den Solarpark stimmte, ebenso wie Günther Nase, Bürgermeister Traugott Riedesel, Henner Spierling und Astrid Schmidt. Schmidt betonte, dass sie die Einzige gewesen sei, die "von Anfang an gegen das Projekt war". Der geplante Solarpark wäre "ein gigantisches wirtschaftliches Projekt geworden, das hat mit der Energiewende nichts zu tun". Einzig Rita Becker votierte für den Solarpark. Dass der nun nicht kommt, sei "sehr schade". Denn mit der geplanten Begrünung "hätten wir es gut hingekriegt, die neuen Windräder nett zu verpacken". Conrad Schüßler und Jürgen Grimmelijkhuizen enthielten sich, und Christoph Cordes nahm weder an der Debatte noch an der Abstimmung teil, weil seiner Familie in dem fraglichen Bereich Flächen gehören.
Andere Aufgaben wichtiger
Nach der Abstimmung sagte Bürgermeister Riedesel, er habe von Anfang an den Eindruck gehabt und dem Projektierer auch so vermittelt, "dass für uns in Wilstedt andere Aufgaben wichtiger sind als der Bau eines Solarparks". Er nannte Projekte der Daseinsvorsorge, wie die neue Apotheke, das geplante Ärztehaus, das geplante neue Feuerwehrhaus und auch die Lebensmittelversorgung. Auf Nachfrage sagte er zum letzten Punkt: "In absehbarer Zeit werden die Betreiber unserer beiden Geschäfte aufhören. Die einen sind im Rentenalter, die anderen nähern sich dem Rentenalter. Familiäre Nachfolger sind nicht in Sicht. Spätestens, wenn der erste Laden aufgegeben wird, stellt sich die Frage, wie es mit der Lebensmittelversorgung in Wilstedt weitergeht. Das ist eine der Aufgaben, die wir lösen müssen." Was den Solarpark angehe, sei immer klar gewesen: "Das ist kein Selbstläufer."
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