Das Thema Amazon-Ansiedlung bewegt die Menschen in Achim. Da bildet auch Karsten Falldorf keine Ausnahme. „Mich hat in Gesprächen mit meinen Bekannten und Freunden über die letzten Monate besonders bewegt, dass ich die Ansiedlung in Gesprächen bewerten sollte, dies aber auf Basis der mir verfügbaren Informationen gar nicht konnte“, sagt er. Deswegen hat er auf der Online-Beteiligungsplattform „achim dialog“ eine Initiative angeschoben, die darauf abzielt, dass die Stadt Achim und die von ihr mit der Flächenvermarktung beauftragte EVG proaktive Argumente für die Ansiedlung sowie einen „hiermit verbundenen Nutzen für die Bevölkerung“ aufführen sollen. Auch die Nachteile einer Ansiedlung sollten dargelegt werden.
16 Unterstützer hatte Falldorfs Antrag am Dienstagmittag, was für die Bürgerbeteiligungs-Plattform eine Rekordresonanz darstellt. Und nicht zu vergessen: Jeder am Ende positiv abgestimmte Antrag landet automatisch auf der Tagesordnung eines Fachausschusses – die Ratsleute müssen dann darüber beschließen.
„Die erwarteten Veränderungen in den Bereichen Verkehr, Lebensqualität, Wirtschaft/Finanzen sollten für die Stadt und ihre Bürger und Unternehmen mindestens qualifiziert, möglichst quantifiziert, aufgezeigt werden“, heißt es in dem Antrag. Zu den Themen Lärm, Abgase, Verkehrsbelastung und Steuereinnahmen sowie tatsächliche Arbeitsplätze würde laut Falldorf „eine für Bürger und Unternehmen nachvollziehbare, verständliche Darstellung und Bewertung des Vorhabens helfen, eine faktenbasiertere Meinungsbildung zu erreichen“. Man finde lediglich verfahrenstechnische Darstellungen. Aber: „Informiert man die Öffentlichkeit nicht in angemessener Weise, nimmt man wissentlich den Unmut und Unfrieden diverser Bürger und Zielgruppen in Kauf – möglicherweise auf einer falschen Informationsbasis.“
Mit Axel Eggers hat sich bereits jemand zu der Initiative geäußert, um Änderungen des Bürgerantrags zu erreichen. Denn seiner Meinung nach sei eine Veränderung der Lebensqualität von der Verwaltung nicht ernsthaft zu beantworten. „Sie ist extrem subjektiv“, begründet Eggers. So empfinde eine in Achim lebende Person, die bei Amazon eine Arbeitsstelle findet, es sicherlich als ein Zugewinn an Lebensqualität, während für andere ein Stau an der Ueser Kreuzung eine Einschränkung von Lebensqualität darstellt. Außerdem sei die Frage der Veränderung der Lebensqualität nicht zu beantworten, da ein Vergleichsmaßstab fehle. „Wenn man die Veränderung mit der gegenwärtigen Ackerfläche oder Brache vergleicht, ist jede Ansiedlung von Gewerbeunternehmen eine Verschlechterung der Lebensqualität.“
Aber: Nehme man den beschlossen Bebauungsplan fürs Gewerbegrundstück als Maßstab, würden manche Anwohner vielleicht später glücklich sein, dass ein Logistikunternehmen und nicht ein Produktionsunternehmen angesiedelt wurde, weil Geruchsemissionen oder Schadstoffausstoß vermieden wurden. Eine Aussage zu finanziellen Auswirkungen, mit den Mehreinnahmen könnten laut Eggers soziale Einrichtungen finanziert werden, sei von zentralem Interesse.