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Knapp 100 Seiten langes Papier Stadt Achim reagiert auf Kritik an Amazon-Ansiedlung

Nur wenn der Achimer Stadtrat die Straßenausbaupläne genehmigt, kann eine Einigung mit dem Internetgiganten Amazon über eine Ansiedlung erzielt werden.
06.02.2018, 17:43 Uhr
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Stadt Achim reagiert auf Kritik an Amazon-Ansiedlung
Von Kai Purschke

Den nächsten Schritt in Richtung Amazon-Ansiedlung kann die Stadt Achim im Ausschuss für Wirtschaft, Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr am Dienstag, 13. Februar, gehen. Wenn die Politik in der öffentlichen Sitzung, die um 17 Uhr im Achimer Rathaus beginnt, grünes Licht für das Verkehrsentwicklungskonzept und den Bebauungsplan Nr. 65 gibt, kann der nicht öffentliche Verwaltungsausschuss (VA) direkt im Anschluss die öffentliche Auslegung der Verkehrsplanung beschließen.

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So hat es die Stadtverwaltung geplant, denn für 20 Uhr ist an dem Tag eine VA-Sitzung angesetzt. „Wird den Vorschlägen der Verwaltung gefolgt, können Planentwurf mit Begründung und Umweltbericht, Straßenausbauplanung sowie Gutachten öffentlich ausgelegt werden“, heißt es dazu von der Verwaltung. Ende Februar soll dann die vierwöchige öffentliche Auslegung des Straßenausbau umfassenden B-Plans beginnen, Bürger und Institutionen können dann dazu noch Einsprüche vorbringen.

Die Stadtverwaltung hat mittlerweile die Ergebnisse der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung veröffentlicht, bei der sich neben Behörden auch Institutionen und Privatleute zu den Plänen äußern konnten. Auf knapp 100 Seiten beläuft sich die Abwägung, in der die Stadt auf die vorgebrachten Anregungen eingeht. Rund 20 Bürger und Anlieger haben sich kritisch zum Vorhaben geäußert.

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Baumarkt fürchtet Baustelle

So sieht etwa die Geschäftsführung des BBM-Baumarktes insbesondere die Bauphase „als äußerst problematisch“ fürs Geschäft an. Sie dürfte etwa anderthalb Jahre in Anspruch nehmen und könnten daher existenzgefährdend sein. Das sei der Fall, wenn „die An- oder Abfahrt für unsere Kunden über die Uesener Feldstraße (L 156) sowie K 23 für einen Zeitraum von drei Monaten oder mehr gestört ist“, lässt das Unternehmen wissen. Bei einer Baustellensituation (egal, ob einspurige Verkehrsführung oder Ampelschaltung) rechnet BBM mit einem Umsatzrückgang von 40 bis 60 Prozent.

Die Verwaltung entgegnet, dass Störungen nicht vollständig auszuschließen seien, aber ein möglichst reibungsloser Ablauf des Verkehrs angestrebt werde. Umleitungsstrecken würden ausgeschildert, „sodass alle Betriebe angefahren werden können“. Zudem profitieren, so sagt es die Stadtverwaltung, nach dem Straßenausbau auch alle anderen Unternehmen von einem „besser fließenden Verkehr“. Mehr noch: Mit dem Straßenausbau werde die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt unterstützt und gleichzeitig die Verkehrssicherheit für den nicht motorisierten Verkehr erhöht. „Die Hinweise werden zur Kenntnis genommen“ ist ansonsten so etwas wie die Standardantwort der Verwaltung auf die Bürger-Eingaben.

Spitzenbelastung wird ausgedehnt

Dass der Verkehr durch eine Amazon-Ansiedlung wegen der Vielzahl der Arbeitsplätze und der Lkw-Fahrten in Achim zunimmt, ist unstrittig. Die Verwaltung erklärt dazu, dass laut Prognosen die derzeitige Spitzenbelastung für Uesen ausgedehnt wird. So würden zu den heutigen Spitzenzeiten, zwischen 7.15 und 8.15 Uhr sowie zwischen 16.15 und 17.15 Uhr, durch Amazon wohl nicht mehr Autos fahren, aber es würden über einen längeren Zeitraum als bisher viele Autos durch Uesen fahren.

Statt wie derzeit eine problematische Verkehrssituation zwischen 16 und 18 Uhr zu haben, dauere diese wegen Amazon dann von 14 bis 18 Uhr an. Denn der Spitzenverkehr bei Amazon finde zwischen 14 und etwa 15.30 Uhr statt. „Durch die Ansiedlung von Amazon wird die heutige Spitzenstunde nicht zunehmen, allerdings wird die Dauer dieser Spitzenbelastung auf den gesamten Nachmittagszeitraum ausgedehnt“, weiß die Stadtverwaltung.

Der Landkreis Verden weist die Stadt darauf hin, dass sie „sämtliche Kosten, die in Zusammenhang mit den Baumaßnahmen auf der K 23 sowie im Kreuzungsbereich L 156/K 23/A 27 entstehen“, tragen müsse. Bereits in einer früheren öffentlichen Sitzung hatte der Erste Stadtrat Bernd Kettenburg zu diesem Punkt betont, dass eine Lösung gefunden werde, die den Achimer Haushalt nicht belaste. Kettenburg ist zugleich einer von zwei Geschäftsführern der EVG, die die Gewerbefläche Uesener Feld als Grundstückseigentümer für die Stadt vermarktet. EVG steht für die Gesellschaft „Entwicklung und Vermarktung von Grundflächen“, an ihr sind die Stadt Achim und die Kreissparkasse Verden jeweils zur Hälfte beteiligt.

Stadt muss Ausgleich schaffen

Der Landkreis hatte wie die Landesbaubehörde die Untersuchung der Auswirkungen einer Amazon-Ansiedlung auf den Verkehr an der Ueser Kreuzung angeregt, die – wie berichtet – mit einem Gutachten nun erfolgt ist. Zudem zeigt sich der Kreis noch nicht ganz zufrieden mit den prognostizierten Auswirkungen auf die Natur, weshalb er Nachbesserungen fordert und moniert, dass noch nicht geklärt sei, wo Ausgleichsmaßnahmen geschehen sollen

Ansonsten, so lässt es sich aus den Stellungnahmen herauslesen, stimmen der Landkreis ebenso wie die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr dem Vorhaben grundsätzlich zu, wenn noch einige Punkte seitens der Stadt Achim geklärt werden.

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