Die Ansiedlung des Unternehmens Amazon in Achim befindet sich nun offenbar auf der Zielgeraden: Zumindest hat dem Vernehmen nach der nicht öffentlich tagende Verwaltungsausschuss in seiner jüngsten Sitzung das Vertragswerk für den Verkauf des rund 14 Hektar großen Gewerbegrundstücks Uesener Feld an den Projektentwickler Garbe Real Estate vorgestellt bekommen. Die halbstädtische EVG Achim GmbH möchte den Kaufvertrag mit Garbe abschließen und benötigt dafür grünes Licht vom Stadtrat.
Eine Baugenehmigung hat Projektentwickler Garbe, der das Logistikzentrum an Amazon vermieten wird, nach Angaben von Ulf Neumann, Sprecher der Kreisverwaltung, bislang jedoch noch nicht vorliegen. „Das Verfahren läuft noch, wir warten noch auf Stellungnahmen“, sagte er. Der Bauantrag war im Sommer vergangenen Jahres an die Kreisverwaltung gestellt worden, zuletzt sorgten Brandschutzfragen für eine Verzögerung.
Die Firma Garbe, die die dreistöckige, 40 000 Quadratmeter große Logistikhalle in Uesen bauen und sie an Amazon vermieten möchte, muss ihrerseits erst Verträge mit Amazon abgeschlossen haben, ehe sie das Grundstück von der EVG erwirbt. Amazon selbst hält sich auf Nachfragen zum Thema Achim seit Wochen bedeckt. Dass der Internetgigant aber bereits Schritte für eine Ansiedlung eingeleitet hat, zeigt sich an der bereits gegründeten Amazon Logistik Achim GmbH, die formell auch nach Achim umgezogen ist, als Geschäftsanschrift aber noch eine Münchener Adresse angibt.
Bei einem von der Stadt Achim angegeben Verkaufspreis von 48 Euro pro Quadratmeter dürfte die EVG rund 7,5 Millionen Euro einnehmen. Der für eine Amazon-Ansiedlung notwendige Straßenausbau, an dem sich die Stadt Achim nicht finanziell beteiligen müsste, hat ein Volumen von rund vier Millionen Euro. Ungeklärt ist nach wie vor die Frage, ob die EVG die EU-Fördermittel in Höhe von rund 2,7 Millionen Euro für das Gewerbegrundstück an die N-Bank zurückzahlen muss. Dazu hatte Kettenburg auch in der jüngsten Fachausschusssitzung auf Nachfrage von Bürgern wiederholt gesagt, dass die N-Bank dies erst verbindlich mitteilen werde, wenn der sogenannte Endbelegungsnachweis erbracht sei, also Amazon auch tatsächlich da ist. Wie berichtet, geht die „Achimer Bürgerinteressenvertretung in Sachen Amazon-Ansiedlung“ nach wie vor davon aus, dass diese Fördermittel an die Ansiedlung von kleinen und mittelständischen Unternehmen geknüpft sei und sich nicht mit der Ansiedlung einer großen Firma vereinbaren lasse.
Bernd Kettenburg, einer der beiden EVG-Geschäftsführer und zugleich Achims Erster Stadtrat, sagt zu Vertragsangelegenheiten der Entwicklungsgesellschaft grundsätzlich nie etwas. Er hatte aber kürzlich erklärt, dass mit dem Fällen von 16 Bäumen am Uesener Feld bereits "vorbereitende Maßnahmen zum Straßenbau“ für eine Amazon-Ansiedlung erfolgen würden. Und von Kettenburg stammt die einfache Formel "Ohne Straßenausbau kommt Amazon nicht, ohne Amazon kommt der Straßenausbau nicht".
Zuletzt hatte immer mehr drauf hingedeutet, dass die Vertragsabschlüsse nun wohl kurz bevorstehen. So hatte Bürgermeister Rainer Ditzfeld im Interview mit unserer Zeitung kürzlich die Chance für eine Ansiedlung bereits mit nicht weniger als 99 Prozent angegeben – ein todsicheres Ding offenbar. Nun hält aber auch er sich auf Nachfrage zur Verwaltungsausschusssitzung bedeckt: „Dazu sage ich nichts“, betonte der Rathauschef. Auch nicht dazu, wie kurzfristig die Verkündung des Ansiedlungscoups bevorstehen könnte.