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Logistikzentrum in Achim Amazon rüstet sich für den Start

Die ersten Testpakete werden bereits durchs neue Amazon-Logistiklager in Achim befördert, Ende Mai soll es dann den Betrieb aufnehmen. Was die Mitarbeiter dann erwartet, hat der E-Commerce-Händler nun gezeigt.
24.03.2021, 15:39 Uhr
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Amazon rüstet sich für den Start
Von Kai Purschke

Wer aus der Region ab Juni etwas beim Onlineversandhändler Amazon bestellt und sich fragt, ob die gelieferte Ware vielleicht sogar aus dem neuen Logistikzentrum BRE 1 in Achim zu ihm gebracht wird, kann sich folgende Faustformel merken: Wenn das Produkt nicht in eine wäschekorbgroße Plastikkiste passt, stammt es auch nicht aus dem Neubau auf dem Uesener Feld. Das haben am Mittwoch bei einem Presserundgang durch das fast fertiggestellte Logistikzentrum die Amazon-Mitarbeiter den Reportern erklärt, die sich ein Bild vom Baufortschritt machen konnten. Um den 17. Mai herum sollen bereits die ersten Lieferungen an dem gewaltigen Gebäude eintreffen, etwa eine Woche später dürfte das allererste Paket mit dem bekannten Firmenlogo das Achimer Logistikzentrum verlassen.

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Und dieses hat es in technischer Hinsicht in sich: Nicht nur kommt die neueste Generation der Roboter zum Einsatz, die die bestückten Regale auf zwei Etagen kreuz und quer zu den sogenannten Pickern fahren, sondern auch der Aufbau der Förderbänder, Abteilungen und Stationen entspricht den jüngsten Erkenntnissen des Onlinehändlers. „Das Gebäude hier ist maßgeschneidert auf unsere aktuellen Bedürfnisse“, erklärt Amazon-Sprecher Stephan Eichenseher. Während sein Arbeitgeber am vergleichbaren Standort Winsen an der Luhe im Jahr 2017 ein bestehendes Areal mit Gebäuden bezogen und seitdem innen schon wieder mehrere Millionen Euro in einen Umbau investiert hat, könne in Achim von Anfang an alles richtig gemacht werden. Was jedoch nicht bedeuten soll, dass dieses Logistikzentrum innen unverändert bleibt. „Wir wissen schließlich heute nicht, welche Produktgruppen vielleicht mal gefragt sein werden“, sagt Eichenseher.

Eine eigene Welt

Zusammen mit Standortleiter Jörn Asmussen, Teamleiterin Natascha Lau aus Etelsen und einigen anderen Mitarbeitern führte Eichenseher übers Gelände und durch den Neubau. Wer die Schleuse am Baustelleneingang mit Mund- und Nasenschutz sowie Helm und Sicherheitsschuhen durchquert und seine Körpertemperatur hat checken lassen, betritt im Grunde eine eigene Welt. „Kaum zu glauben, dass wir noch in Achim sind“, entfährt es einem Pressevertreter beim Anblick der Betriebsamkeit - und noch hatte der Tross das eigentliche Logistikzentrum gar nicht erreicht. Fassadenarbeiten, Erdarbeiten, Gebäudereinigung, Technikinstallation und vieles mehr passiert gleichzeitig. Alles eingerahmt von hohen, in verschiedenen Grüntönen gehaltenen Lärmschutzwänden, die das Gelände zur Wohnsiedlung und zur Autobahn 27 hin abschirmen.

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Natascha Lau erzählt, wie sie zu Amazon gekommen ist. Vor knapp zwei Wochen hatte sie beim E-Commerce-Händler angeheuert. Der sei im Übrigen auf sie zugekommen, offenbar hatte ihr Profil in einem Berufsnetzwerk überzeugt. „Wir haben 2019 ein Haus in Etelsen gekauft. Bisher war ich bei der Marine in Wilhelmshaven“, erzählt sie. Zwölf Jahre ist sie zur See gefahren - „und nun werde ich gerade in die Amazon-Welt eingeführt“. Und die hat es offenbar in sich, die neuen Mitarbeiter werden per Videokonferenzen und in einem bestehenden Logistikzentrum geschult. Im Mai gehört die 35-Jährige dann zu dem ersten Team, das im Achimer Logistikzentrum arbeitet. Sie wird dann als Area Managerin und als Teamleiterin für die Belegschaft zuständig sein, die mit den Transportrobotern arbeitet.

Neueste Robotertechnik

Und diese flachen Roboter, etwas größer als die bekannten Roboterrasenmäher, sind bei Amazon inzwischen blau - das zeigt, dass Achim die neueste Variante bekommen hat. Noch stehen unzählige von ihnen fein aufgereiht nebeneinander auf dem Boden, während nur wenige ihre Testfahrten absolvieren oder zur Ladestation düsen. „Hier dürfen wir später ohne eine Spezialausbildung gar nicht stehen“, sagt Standortleiter Jörn Asmussen, während er die Roboter erklärt, die sich an kleinen Codes auf dem Boden im Raum orientieren. Sie fahren die aus Folie bestehenden Leichtbauregale, etwa so groß wie ein Kühlschrank, über eine Fläche, die auf beiden Ebenen jeweils 30.000 Quadratmeter umfasst. Diese Regale müssen größtenteils noch aufgebaut werden, womit auch diverse Arbeiter derzeit beschäftigt sind. 30.000 fahrbare Regale müssen sie insgesamt montieren, erzählt einer von ihnen.

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„Wir bringen uns ein und hören zu. Wir wollen ein guter Nachbar sein“, betont Asmussen während des Rundgangs. Ein Nachbar, der der Stadt Achim mindestens 500 000 Euro Gewerbesteuern jährlich bescheren wird, wie der Erste Stadtrat Bernd Kettenburg mal geäußert hatte, und somit zu den Top-5-Gewerbesteuerzahlern in Achim zählt. Obendrein sollen es innerhalb der ersten zwölf Monate rund 1000 Arbeitsplätze sein, die in Achim entstehen. Sowohl Asmussen als auch Eichenseher gehen davon aus, dass es später mehr werden, die ursprünglich angekündigten bis zu 2000 und in saisonalen Spitzenzeiten 3600 Mitarbeiter bestätigt aber keiner von beiden.

Bürgermeister ist beeindruckt

Während einzelne Förderbänder unentwegt laufen und für Tests bereits leere Pakete sowie Plastikboxen durch die große Halle bewegen, erzählt Achims Bürgermeister Rainer Ditzfeld, wie wichtig die Ansiedlung für Achim und die ganze Region mit Blick auf die Arbeitsplätze und die Steuereinnahmen sei, nachdem der Stadtrat festgelegt hatte, dass ein großer Betrieb die 14 Hektar große Gewerbefläche einnehmen soll. Von der Dimension des Logistikzentrums zeigte sich der Rathauschef beeindruckt: „Das ist schon Wahnsinn, wie viel hier entsteht und wenn man überlegt, wie viele Fußballfelder hier reingehen würden.“ Und beim Anblick der technischen Einrichtungen wurde dem gelernten Kundendiensttechniker für Großküchen und Krankenhausgeräte so richtig warm ums Herz.

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