Der Start ist vollbracht. Amazon, der größte Arbeitgeber in der Region, hat sein Logistikzentrum in Achim am Montagmorgen offiziell in Betrieb genommen, die ersten Lkw werden das große Gebäude auf dem Uesener Feld an diesem Dienstag anfahren und verlassen. Ein Puzzle – das ist die erste Bestellung, die in Achim angekommen ist. Jemand aus Hannover hat es beim Onlinehändler geordert. Dort sind zunächst 700 Mitarbeiter beschäftigt, die größtenteils am Montag erstmals ihren neuen Arbeitsplatz betreten haben.
Empfangen wurden sie von Musik, blauen und weißen Luftballons und einem blauen Teppich, der vor dem Haupteingang ausgerollt worden war. "Welcome Home, Bears" (Willkommen zuhause, Bären) war vielerorts zu lesen, dazu ein Bärenkopf als eigenes Logo für das "Fullfilment Center" in Achim. Zum einen stehe der Bär für Kraft, Stärke und Vertrauen, zum anderen findet sich eine Bärenklaue auf dem Achimer Wappen, lautet die Erklärung für die Maskottchenwahl. Etwas überraschend heißt das Logistikzentrum nicht mehr länger BRE 1, sondern ab sofort BRE 4. "Uns ist erst nach Projektstart aufgefallen, dass BRE 1 bis 3 schon als Bezeichnungen für kleinere Gebäude in Frankreich bestehen", erklärte Asmussen den Namenswechsel des Achimer Standorts, der wie alle Amazon-Gebäude nach dem nächstgelegenen Flughafen benannt wurde.
2000 Mitarbeiter als Standard
Nun werden Woche für Woche weitere 200 Angestellte hinzukommen, so lange, bis die künftige Standardzahl von 2000 erreicht sei, erzählte der Standortleiter Jörn Asmussen. Und dann beginnen auch schon die Vorbereitungen aufs Weihnachtsgeschäft, wofür 400 weitere saisonale Kräfte gebraucht werden. Um die Bedeutung des neuen Logistikzentrums für die Arbeitswelt in der Region herauszustellen, erzählten Christoph Tietje und Janina Kastens von der Arbeitsagentur Verden-Nienburg von den Personalrekrutierungen, bei denen Arbeitgeber und Arbeitsagentur Hand in Hand gearbeitet haben.
Über 4500 Bewerbungen auf die laut Tietje "sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze mit marktüblicher Bezahlung" hätten insgesamt vorgelegen. Zwei Drittel der Achimer Amazon-Belegschaft sei bisher arbeitslos gewesen. Die Hälfte der Mitarbeiter komme aus Bremen und immerhin jeder Dritte aus dem Landkreis Verden. "Das ist ein schöner Erfolg, die viele Chancen auch für die Menschen im Landkreis Verden", sagte Tietje. Da der Bedarf im Logistikzentrum vorerst nicht abebben wird, könne es gerne so weiter gehen. Seine für das Projekt zuständige Kollegin Janina Kastens wusste zu berichten, dass auch Langzeitarbeitslose unter jenen sind, die nun im Logistikzentrum eine Anstellung gefunden haben. Dass immerhin ein Drittel der Amazon-Belegschaft aus einer anderen Anstellung kam, sei eben Bestandteil der Marktwirtschaft. "Das regelt der Markt", sagte dann Tietje.
Einzelplätze in der Kantine
Neben den technischen Besonderheiten des hochmodernen Logistikzentrums unterstrichen die Firmenvertreter auch die Corona-Maßnahmen, die baulich ergriffen wurden und den Standort auch diesbezüglich zukunftssicher machen sollen. So ermahnen Aufpasser alle die, die trotz Maske den Mindestabstand missachten, und auch an den Förderbändern wurde großzügiger gebaut. In der Kantine ist jeder einzelne Platz von durchsichtigen Trennscheiben umgeben, ebenso die Mikrowellen und andere Geräte. "Die Sicherheit ist in einem Logistikzentrum sehr wichtig, da hier körperlich gearbeitet wird und viel Bewegung herrscht", erläuterte Amazon-Sprecher Stephan Eichenseher. Daher bekomme jeder "Neuling" eine Sicherheitseinweisung auf einer sogenannten Safety-Tour durch den Betrieb.
Draußen rund ums Logistikzentrum laufen derweil die Arbeiten weiter. Für Radfahrer gibt es bereits einen breiten Radweg und eine eigene Ampel, die sie über die Max-Naumann-Straße bringt und in den nächsten Wochen soll außen am Gebäude noch eine Amazon-Station entstehen, an der Achimer ihre bestellten Waren auch rund um die Uhr abholen können.