Das Autokino in Bruchhausen-Vilsen gibt es schon ewig nicht mehr. Doch Totgesagte leben bekanntlich länger – während der Corona-Krise erlebt das fast vergessene Filmvergnügen auf vier Rädern eine wahre Renaissance, sowohl in Bruchhausen-Vilsen als auch in Verden. In den vergangenen Tagen hat sich der riesige Rasenparkplatz vor dem Verdener Magic Park in ein XXL-Autokino verwandelt und wird sogar noch mit einer weiteren Leinwand bestückt. „An den ersten drei Spieltagen haben wir schon tausend Tickets verkauft“, freut sich Christian Müscher, Inhaber des Verdener Lichtspielhauses Cine City.
Gemeinsam mit Volker Greier vom Fahrzeugbau- und Schaustellerbetrieb aus Schneverdingen hat er die Idee mit dem Autokino an der Autobahnanschlussstelle Verden-Ost in die Tat umgesetzt. Auch auf der Bremer Bürgerweide (Start an Himmelfahrt) und voraussichtlich in Bispingen (Heidekreis) wollen die beiden ein Autokino etablieren. Greier wirft nur so mit Superlativen um sich: Während die Verdener Leinwand mit 240 Quadratmetern bereits zu den größten in ganz Norddeutschland zähle, messe die auf der Bremer Bürgerweide gleich mehr als das Doppelte. „Eine 530 Quadratmeter große Leinwand gehört schon zu den größten auf der Welt“, rechnet der filmbegeisterte Heidjer vor. Müscher ergänzt: „Als ich bei Disney einen Film bestellt habe, sind die wegen der Abmessungen fast vom Stuhl gefallen“. Es sei schon beeindruckend, den T-Rex aus Jurassic Park auf der riesigen Leinwand zu sehen. Parkt Greiers Wagen davor, wirkt er lediglich wie ein Spielzeugauto.
Vor der überdimensional großen transportablen Leinwand befindet sich ein unscheinbarer Kasten. Darin sind zwei Laser-Projektoren untergebracht. Richtung Parkeingang wird ab Himmelfahrt noch eine kleinere Led-Leinwand (sechs mal vier Meter) für die Nachmittagsvorstellungen montiert.
Die kleine Antenne auf dem Container verrät, dass dort das FM-Transmitter-Gerät steht. „Die Tonqualität ist besser als im Radio“, ist Greier überzeugt. Welchen Sender müssen die Kinobesucher in ihrem Autoradio einstellen, damit sie auch hören, was sie auf der Leinwand sehen? „Wir senden auf der Frequenz 95,2“, erklärt der Autokino-Macher.
Mit rot-weißen Absperrbändern werden die Stellplätze vor dem Verdener Magic Park kenntlich gemacht. Mehr als zwei Erwachsene – ausgenommen Kinder – dürfen allerdings nicht im fahrbaren Untersatz sitzen.
„Wir zeigen die Filme, mit denen wir vor dem Lockdown im März aufgehört haben, hinzu kommen Blockbuster aus den vergangenen zehn Jahren, für die noch Lizenzen erhältlich sind“, kündigt Mischer einen Mix aus neuen Streifen und Kultfilmen an.
Die Nachmittagsvorstellungen im Verdener Autokino beginnen jeweils gegen 17 Uhr, die Abendvorstellungen auf der großen Leinwand dagegen mit Einbruch der Dämmerung (21.45 Uhr). Hin und wieder stehen auch Spätvorstellungen für Nachteulen – wie die Horrorfilme „Es“ und „Es 2“ – ab 1 Uhr auf dem Spielplan. „Gemini Man“ mit Will Smith läuft an diesem Mittwoch, 20. Mai, ab 21.45 Uhr, zeitgleich flimmert am Vatertag „Knives Out – Mord ist Familensache“ über die Leinwand. Freitagabend (22. Mai) sind Joaquin Phoenix und Robert de Niro in „Joker“ zu sehen. Die Hommage an Freddie Mercury („Bohemian Rhapsody“) wird am 23. Mai gezeigt, ein Wiedersehen mit Simba aus dem „König der Löwen“ steht an diesem Sonntag, 24. Mai, auf dem Programm.

Vor der riesigen Leinwand wirkt ein Pkw wie ein Spielzeugauto.
Tickets sind ausschließlich online über die Homepage des Verdener Kinos (www.cine-city.de) erhältlich. Im Internet können die Cineasten auch Autokino-Menüs (Ppocorn oder Nachos) buchen. Das ausgedruckte Ticket oder der QR-Code auf dem Smartphone wird schließlich an der Autoscheibe kontrolliert. Damit Stimmung aufkommt, werden die Bäume auf dem Parkplatz illuminiert, wer austreten muss, kann die mobilen Toiletten-Kabinen nutzen. Nicht die Kinobesucher, die vor 30 Jahren mit ihren Flitzern nach Bruchhausen-Vilsen gedüst sind, bevölkern derzeit das Autokino am Heinrich Schröder Weg 5-7 in Verden, sondern vor allem die jüngere Generation oder Familien mit Kindern zieht es nach Aussage von Volker Greier dorthin. Wann Christian Müscher seine Gäste wieder an der Zollstraße 1 begrüßen kann, weiß er noch nicht. Kinos in Niedersachsen bleiben vorerst geschlossen. „Der neue James Bond wurde von April auf November verschoben“, weiß Müscher. Voraussichtlich bis Ende Juni verwandelt sich der Autositz vor dem Magic Park erst einmal in einen Kinosessel. Sollte die Autobatterie doch einmal schlappmachen – kein Problem, Greier hat vorsorglich Starthilfegeräte dabei.